VW-Design:Grazie: Abschied eines Schöngeists

Walter de'Silva hat als Chefdesigner von Audi und VW klare Kante gezeigt. Als ideenreicher Nachfolger ist Marc Lichte im Gespräch.

Von Joachim Becker

Ein Autodesigner, der klare Kante zeigt: "Nicht dekorative oder ornamentale Stilelemente stehen im Vordergrund, sondern die Architektur des Automobils und seine Proportionen." Wenn Walter de Silva von Architektur spricht, klingt immer etwas Musik mit. Dann fangen die Linien eines VW oder Audi ein wenig an zu tanzen. Geradezu kühn war der Hüftschwung des Audi A5 (2007, Bild). Bei einem "der schönsten Gran Turismo, die es je gegeben hat" (de Silva) ist die Schulterlinie nicht wie mit dem Lineal gezogen. Die Gerade wird zum pulsierenden Muskel und die Crashzone zum eigenständigen Gesicht. Die Entwicklung des Audi Single Frame durch de'Silva ist Geschichte. Leider gingen dessen Nachfolger mit dieser Designikone allzu konservativ um. Einer der besten Schüler de'Silvas hat die Formen des alten Meisters jetzt entschieden neu interpretiert: Neben Marc Lichtes IAA-Studie Audi e-tron quattro wirkt die Formensprache des neuen Audi Q7 schon zum Serienstart ziemlich angestaubt. Bereits beim Golf 7 und dem kommenden Passat CC waren Lichtes Entwürfe immer erfrischend anders. Insider spekulieren deshalb über eine Rückkehr des blonden Schlacks nach Wolfsburg. Als würdiger Nachfolger des kleinen, feingliedrigen Italieners. Grazie Walter.

© SZ vom 14.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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