Untewegs:Der Schlüssel, schlüssellos

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Früher sah ein Autoschlüssel noch wie ein Schlüssel aus. Heute nerven die elektronischen Dinger, weil man nicht weiß wohin damit.

Von Jörg Reichle

Von all den wundersamen Dingen, das Auto betreffend, wollen wir uns heute einmal dem Schlüssel zuwenden. Dem was? Ja, wirklich, dem Schlüssel. Der führt ja sonst eher ein Schattendasein, vor allem, wenn er nicht gerade gebraucht wird. Er verschwindet dann in Herrenhosen oder in den Tiefen einer Damenhandtasche, in der er alsbald, je nach Größe derselben, kaum je wiederzufinden ist, grau und unscheinbar, wie er nun mal ist.

Früher, als der Autoschlüssel noch aussah wie ein echter Schlüssel, nur kleiner und spitzer war und deshalb jede Hosentasche in Nullkommanichts perforierte, verursachte er bisweilen kleine Dramen des Alltags. Es passierte uns nämlich nicht selten, dass wir ihn im Zündschloss stecken ließen und dann die Tür verriegelten. Von außen natürlich. Was wiederum zu einer gewissen Meisterschaft im schlüssellosen Türöffnen mittels Drahtschlinge oder Kleiderhaken führte, professionellen Autodieben nicht unähnlich. Oder, wenn das Türschloss eingefroren war, konnte man ihn mittels eines Feuerzeugs erhitzen. Das half todsicher. Heute ist das kein heißer Tipp mehr. Die modernen Transponder, in die sich die Autoschlüssel inzwischen verwandelt haben, mögen so was eher nicht, heißt es.

Überhaupt hat sich die ganze Schlüsselei ziemlich zu ihrem Nachteil verändert, seit Mitte der Neunziger die Elektronik ihren Einzug gehalten hat. Seitdem wurden zwar nicht mehr so viele Autos geklaut. Aber irgendwie ist alles durcheinander. Früher steckte man einen Schlüssel erst außen in die Tür, dann ins Zündschloss und ab ging's. Heute kommt man auf Knopfdruck ins Auto und weiß dann nicht, wohin mit dem Schlüsselding. Auf die Mittelkonsole? Ins Seitenfach? Oder doch gleich in der Hosentasche lassen? Ein Zündschloss gibt's ja bei vielen Autos gar nicht mehr. Nur so einen Startknopf.

Der Schlüssel der Zukunft wird schlüssellos sein. Er wird sich, wenn nicht alles täuscht, an der Stimme des Fahrers oder an dessen Fingerabdruck orientieren; batterielos, funkgesteuert. Das wird mal funktionieren und mal nicht, so wie es immer ist. Na prima.

© SZ vom 30.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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