Tobias Lenkeit:Handy ohne Empfang

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Tobias Lenkeit (Foto: Goodyear)

Tobias Lenkeit lotste die Retter zu einem verunglückten Motorradfahrer.

Tobias Lenkeit ist selbst Motorradfahrer, und so merkt er relativ rasch, dass das Motorrad, das ihm da gerade entgegenkommt, viel zu schnell unterwegs ist. "Das Motorrad kam in einer Rechtskurve immer mehr auf meine Fahrbahnseite, ich musste nach rechts ausweichen", erinnert sich der Servicetechniker für Baumaschinen. "Die Maschine schoss an mir vorbei und fing dabei bereits an zu straucheln", erzählt Lenkeit. "Ich dachte nur: Der kann die Kurve nicht gekriegt haben." Das war Ende Juli 2019.

Der 32-Jährige dreht um, kann Bike und Biker aber nicht ausmachen. "Im angrenzenden Wald suchte ich nach irgendwelchen Anzeichen, bis ich eine kleine Bremsspur vor dichtem Gebüsch sah." Lenkeit arbeitet sich durch das Gebüsch und entdeckt den Kradfahrer in 15 Meter Tiefe am Fuß einer Böschung.

Der Servicetechniker setzt einen Notruf ab: "Ich hatte etwas Handyempfang auf der Anhöhe." Dann klettert er zu dem verunglückten Kradfahrer hinunter: "Der Mann war bei Bewusstsein und hatte seinen Helm selbst abgenommen. Er versuchte aufzustehen, doch ich hinderte ihn sofort daran. Ich wusste ja nicht, ob vielleicht seine Wirbelsäule verletzt wurde." Bis zum Eintreffen von Notarzt, Feuerwehr und Polizei hält Lenkeit den Verunglückten bei Bewusstsein. Später werden die Ärzte bei dem Motorradfahrer mehrere Brüche im Bereich der Wirbelsäule diagnostizieren, außerdem Rippenbrüche.

Zuvor aber müssen die Rettungskräfte mit Leitern und Seilzügen anrücken, um den Motorradfahrer aus der Tiefe zu holen, auch Lenkeit schafft es ohne die Hilfe der Feuerwehr nicht mehr allen nach oben. Ein Helikopter bringt den Kradfahrer schließlich in ein Krankenhaus.

"Die Einsatzkräfte sagten mir gleich: Den hätten wir nie gefunden", erzählt Lenkeit später. In der Tiefe gab es zudem keinen Handyempfang, der Motorradfahrer hätte selbst also niemanden anrufen können. Umso wichtiger war es, dass der Ersthelfer zuerst den Notruf an die Rettungskräfte absetzte, bevor er sich zu dem Verunglückten die Böschung hinunterarbeitete - ansonsten wären beide, Helfer und Unfallopfer, von der Außenwelt abgeschnitten gewesen.

© SZ vom 04.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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