Porsche Cayenne Diesel:Balz und Pfeffer

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Eine Tiefgarage in Steinhausen, ein Twingo aus Garmisch-Partenkirchen und eine stille Leitplanke: eine Fahrt mit dem Cayenne Diesel - fernab von Brems- und Beschleunigungstests.

Julia Weiss

Das Leben ist keine Nudelsuppe, es sind auch harte Brocken dabei. Einer dieser harten Brocken ist mein Testwagen - der Porsche Cayenne Diesel: mein erster Porsche, mein erstes SUV. Mit einem kleinen, aber süffisanten Lächeln reicht mir der SZ-Pförtner den Schlüssel, beugt sich über den Empfangstresen und flüstert mir zu: "Sollen wir Ihnen den Porsche vielleicht aus der Tiefgarage rausfahren?" Der tut ja gerade so, als ob ich das erste Mal so ein Auto fahren würde. Frechheit. Ich lehne dankend ab.

Mit Audi-Diesel unter der Haube: der Porsche Cayenne (Foto: Foto: Porsche)

Da steht er also: bonzig, blau und brutal groß. 4,8 Meter lang und 1,9 Meter breit, um genau zu sein. Genau so groß wie früher mein Zimmer im Studentenwohnheim. Mit dem Unterschied allerdings, dass sich meine Studentenbude damals im dritten Obergeschoss befand und mein Porsche nun im dritten Untergeschoss der Tiefgarage steht. Aber irgendwie muss das Auto ja auch dahin gekommen sein.

Das Zögern und Zaudern hat ein Ende, als ein großgewachsener Herr mittleren Alters um die Ecke biegt. Gegeltes Haar, markante Brille, schwarzer Maßanzug. Die personifizierte Souveränität. Der ist bestimmt schon oft Porsche gefahren. Nach einem freundlichen "Hallo" verschwindet er in seinem 5er BMW, den er zufällig direkt neben meinem Schlachtschiff geparkt hat. Nun ist es also hoch an der Zeit, mich ebenfalls gekonnt auf meinen Fahrersitz zu schwingen. Frau ist schließlich souverän.

Im Interieur dominiert die Farbe Stahlgrau - so nennen es die Zuffenhausener. Was beim ersten Blick auf die Schalttafel und die Verkleidungen wie Kunststoff aussieht, ist auf den zweiten Blick ein streichelzartes Leder. Dachhimmel und Teppich sind ebenfalls stahlgrau, nur aus Stoff. Die Assoziation mit einem Elefanten liegt dennoch nahe. Erst recht, als mein Blick zu den überdimensionalen Außenspiegeln geht. Dumbo lässt grüßen. Blinker- und Scheibenwischerhebel erinnern mich hingegen an mein erstes Auto, einen alten VW Polo.

Porsche Cayenne Diesel
:Balz und Pfeffer

Eine Tiefgarage in Steinhausen, ein Twingo aus Garmisch-Partenkirchen und eine stille Leitplanke: eine Fahrt mit dem Porsche Cayenne Diesel - fernab von Brems- und Beschleunigungstests.

Nachdem ich einige Zeit damit verbringe, rechts neben dem Lenkrad nach dem Zündschloss zu suchen und schlussendlich auf der linken Seite fündig werde, kann es losgehen. Boah, ist der hoch, Mann! Als Fahrerin eines Mini-Coopers bin ich es gewöhnt, in relativ engem Kontakt mit der Straße zu sitzen. Vielleicht fühle ich mich deswegen im Cayenne wie in einem Jägersitz auf vier Rädern.

Doch von Jagen kann momentan keine Rede sein. Ich schleiche langsam auf die Auffahrt zu. Wenn ich Glück habe und ich nicht mit meinem Dach an der Tiefgaragendecke entlangschramme, kommt es nur zu einem Blechschaden hinten rechts. Ganz meiner Meinung ist auch der im Dauerton piepsende Park-Assistent. Er sieht rot und ich sehe gar nichts mehr - denn ich kneife meine Augen ganz fest zusammen. Als ich die Augen wieder aufmache, stehe ich draußen an der frischen Luft.

Irgendeinen Vorteil muss es ja haben, dass das neue SZ-Hochhaus nicht mehr mitten in der Stadt, sondern in Steinhausen steht. Also: auf die A 94 rauf, auf die linke Spur rüber und das Gaspedal durchgetreten. Es dauert ein bisschen, bis die 2240 Kilogramm des Cayennes in Wallung kommen, aber dann ist er kaum mehr zu halten. Das Auto und ich wollen mit Tempo 210 die Autobahn unsicher machen. Vergebens. Nicht einen einzigen Moment lang verspüre ich in diesem Wagen auch nur den Hauch einer Unsicherheit.

Ich düse mit meiner neuen Trutzburg die linke Spur entlang - bis der rote Renault Twingo ausschert und mich zum Bremsen zwingt. Mit 110 km/h überholen wir im Paarlauf den ersten Lastwagen, dann den zweiten und dann den dritten. Ich fahre ganz artig hinterher, doch jetzt wäre es für den kleinen Franzosen wirklich an der Zeit, sich zu verdünnisieren. Der weiß wohl nicht, wen er da hinter sich hat.

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Und plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Vor mir fährt die Super Nanny der Autobahn! Und wenn ich nicht sofort langsamer fahre, komme ich auf die stille Leitplanke. Die vermeintliche Pädagogin im Twingo hält mich bestimmt für eines dieser aufgerüschten Schickeria-Gören, die vom Herrn Papa - ebenfalls Bonzen-Profi und schlechtes Vorbild - zu Weihnachten einen Cayenne geschenkt bekommen und jetzt munter und unbesorgt 20 Liter Benzin pro 100 Kilometer verbrennt.

Woher soll die selbsternannte Erziehungsbeauftragte aus Garmisch-Partenkirchen auch wissen, dass ich den ersten Diesel-Porsche fahre, der so sparsam ist wie kein Cayenne zuvor, im Schnitt 10,4 Liter braucht und trotzdem so leise wie ein Benziner schnurrt?

Ich sehne mich nach Gleichgesinnten und mache mich auf nach Schwabing. Schließlich gehört dort ein Porsche zur Straßengrundausstattung. Bei der Fahrt durch die schmale, verkehrsberuhigte Osterwaldstraße wird mir eigentlich nur Mal klar, wie groß und breit dieses Auto eigentlich ist und wie wenig es zu mir passt.

Der Porsche Cayenne Diesel ist mit Sicherheit eine umweltfreundlichere Alternative zum Benziner und sehr angenehm zu fahren, doch für Stadtmenschen ohne Garagenstellplatz ein Graus. Zwischen mir und diesem Auto liegen Gott sei Dank noch ein paar strenge Winter, das eine oder andere graue Haar und viele Geschäftsessen am Starnberger See. So lange esse ich einfach Nudelsuppen.

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