Modellversuch mit Alko-Locks:Erst pusten, dann starten

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  • In einem fünfjährigen Modellversuch will Verkehrsminister Dobrindt Wegfahrsperren für ertappte "Alkoholsünder" testen, die sogenannten "Alko-Locks".
  • Mit diesem Gerät springt ein Auto nur dann an, wenn ein Atemalkoholtest des Fahrers null Promille ergibt.
  • Dobrindt erhofft sich einen "echten Lerneffekt". Verkehrsexperten sehen das Vorhaben dagegen skeptisch.

Fünfjähriges Pilotprojekt

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat ein erstes Testprojekt zum Einsatz von Wegfahrsperren für betrunkene Autofahrer angekündigt. "Dazu werden wir einen Modellversuch starten", sagte der Minister der Bild-Zeitung. Die Sperren erhöhen laut Dobrindt die Verkehrssicherheit und helfen "Alkoholsündern" dabei, wieder verantwortungsvoll am Verkehr teilzunehmen. Das Pilotprojekt soll auf fünf Jahre angelegt sein.

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"Echter Lerneffekt" für ertappte Alkoholsünder

Nach Angaben des Verkehrsministeriums will Dobrindt am 19. Februar bei einem Expertentreffen in Berlin einen Vorschlag präsentieren, wie der Einsatz der Technik geregelt werden soll. Demnach könnten Autofahrer, die aufgrund alkoholbedingter Vorfälle den Führerschein verloren haben und später erfolgreich eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) absolviert haben, ihre Fahrerlaubnis unter der Bedingung zurückerhalten, dass sie ein "Alko-Lock" in ihren Wagen einbauen. Die Zündsperre soll vor allem bei Fahrern eingesetzt werden, die mit mindestens 1,6 Promille im Blut ertappt wurden oder Anzeichen für Alkoholmissbrauch aufweisen. Parallel sollen sie darüber hinaus beraten und geschult werden. Ziel sei ein "echter Lerneffekt", sagte Dobrindt.

Die Funktionsweise der Zündsperre

Der Einbau einer Alkohol-Wegfahrsperre sorgt dafür, dass der Motor eines Fahrzeugs erst dann gestartet werden kann, wenn die Messung des Atemalkoholgehalts des Fahrers null Promille ergibt. Dazu pustet er in ein mit der Fahrzeugelektronik verbundenes Messgerät, wie es auch von der Polizei eingesetzt wird. Nach Angaben von Herstellern werden solche Geräte bereits im Rahmen staatlicher "Alkoholsünder"-Programme in Ländern wie Schweden, Finnland, Kanada und den USA verwendet und sind teils auch in Fahrzeugflotten von Transportunternehmen installiert.

Das sagen die Kritiker

Dobrindt steht dem Einsatz von Alko-Locks seit längerem positiv gegenüber. Nach Angaben seines Ministeriums war 2013 etwa jeder elfte Verkehrstote in Deutschland auf einen Unfall unter Alkoholeinfluss zurückzuführen. Es gibt allerdings auch kritische Stimmen. Einige Experten befürchten, durch die Einführung einer Wegfahrsperre werde der Abschreckungseffekt von Fahrverboten für "Alkoholsünder" reduziert.

© SZ.de/afp/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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