Mazda 6 Kombi:Für Herz und Hirn

Lesezeit: 3 min

Jagt den Klassenprimus VW Passat: der Mazda 6 Kombi (Foto: Mazda)

Trotz schickem Design ist der Mazda 6 als Kombi eher eine Vernunftentscheidung: wertstabil, gut verarbeitet und technisch auf der Höhe der Zeit. Wenn da nur das nervende Navi nicht wäre. Der Sechser im Praxistest.

Von Sascha Gorhau

Knapp 75 Prozent der Käufer bestellen den Mazda 6 als Kombinationskraftwagen. Dass das keine reine Vernunftentscheidung sein muss, zeigt die Optik der japanischen Mittelklasse: Mit einer langen, flachen Schnauze und einer gestreckten Silhouette entspricht der Mazda dem, was das durchschnittliche europäische Geschmacksempfinden als ausgewogen und zeitgemäß wahrnimmt.

Der Innenraum entspricht diesen Vorstellungen ebenfalls. Er wirkt sehr nüchtern und aufgeräumt. Schwächen sind vorhanden, halten sich allerdings im überschaubaren Rahmen. Die Schalter am Lenkrad sind zwar weniger als beim Vorgänger, allerdings noch immer von weniger hochwertiger Qualität als der Rest des Interieurs. Die hübschen Sitze bieten viel Seitenhalt, allerdings ist die Sitzfläche etwas zu kurz geraten.

Wegführung mit Hindernissen

Navi mit Nervpotenzial (Foto: Mazda)

Das Navigationsgerät erweist sich als echte Schwachstelle im Test. Es nervt schon beim Anschalten, fragt es doch bei jedem Start aufs Neue, ob der Nutzer der Datenübermittlung zustimmt. Dann ist der Bildschirm einfach zu klein, eine zeitgemäße Touchfunktion fehlt ebenfalls. Schließlich ist die Zieleingabe ein langwieriges Unterfangen - sei es mittels des Drehknopfes in der Mittelkonsole oder der oft hakeligen Spracheingabe. Schade, denn durch die ärgerliche Wegweisung vergisst man beinahe die Materialanmutung und hohe Qualität des restlichen Interieurs.

Doch ein Kombi soll ja hauptsächlich praktisch sein. Und 1,96 Meter Ladefläche können sich in der Tat sehen lassen. Um diese vollständig nutzen zu können, klappt die Rücksitzbank nach vorne und macht den Fünfsitzer zum Transporter. Das Umklappen verläuft völlig unkompliziert, die Entriegelung erfolgt über zwei Griffe im Kofferraum. Ein Fangnetz und die Kofferraumabdeckung müssen vorher noch entfernt werden. Doch dieser Umbau ist bei einem Kombi die Regel und gelingt problemlos. Ärgerlicher ist da schon, dass die Heckklappe weder elektrisch schließt noch sich mittels einer Fußbewegung optisch öffnen lässt. Ersteres würde dem Komfort des Mazda6 gut zu Gesicht stehen, zweiteres den technischen Anspruch des Japaners unterstreichen.

Ansonsten muss sich der Testwagen ausstattungstechnisch nicht verstecken: Berganfahrassistent, Start-Stopp-System, außerdem verschiedene Fahrassistenten sind schon in der Serienausstattung Prime-Line serienmäßig. Die gefahrene Ausstattungslinie Prime Line bietet zusätzlich unter anderem Regen- und Lichterkennung, einen Tempomaten oder einen Notbremsassistenten für die Stadt. Der Testwagen war zusätzlich mit dem Technik-Paket (1200 Euro) und dem Touring-Paket (900 Euro) bestückt. Dann hält beispielsweise ein im Test sehr feinfühliger Spurhalteassistent den Wagen auf Kurs, ein Spurwechselassistent mahnt beim Verlassen der gefahrenen Linie und eine etwas übersensible Einparkhilfe erleichtert vor allem in der Stadt das Rangieren.

Technisch auf der Höhe: der Mazda 6 Kombi (Foto: Mazda)

Ebenfalls aufpreispflichtig (1800 Euro) ist der Schaltautomat mit sechs Stufen. Er harmonierte im Testbetrieb gut mit dem drehmomentstarken (380 Newtonmeter) 150-PS-Diesel. Die Automatik ist vor allem bei häufigem Stadtbetrieb eine gute Wahl. Die Schaltvorgänge verlaufen kaum spürbar und auch mit der Start-Stopp-Funktion harmoniert die Anlage sehr gut. Das Triebwerk arbeitet - inzwischen eher untypisch - noch mit 2,2 Litern Hubraum und verfolgt seine Arbeit angenehm unspektakulär, aber auch etwas bieder. Gerade bei Autobahn-Reisetempo würde man sich etwas mehr Schub wünschen. Dafür vermittelt der Wagen eine unaufgeregte Laufruhe, die ihn gerade für lange Strecken prädestiniert.

Der Verbrauch allerdings könnte etwas niedriger sein. Das Grundkonzept des Motors, das Mazda Skyactive nennt, liefert eigentlich gute Voraussetzungen für einen umweltfreundlichen Charakter: Der Motor ist extrem niedrig verdichtet und produziert so weniger Stickoxide und Rußpartikel. Im Testdurchschnitt allerdings konsumierte der Sechser 7,1 Liter auf 100 Kilometer. Trotz des Konstruktionsaufwandes erzielt der Wagen in der Praxis also keine herausragenden Verbrauchswerte.

Eher sportlich

35.640 Euro kostete der Testwagen (Foto: Mazda)

Dafür ist das Fahren selbst ein angenehmes Unterfangen. Sorgen muss man sich währenddessen kaum. Die Bremsen erledigen ihren Dienst konstant und packen bissig zu. Das Fahrwerk ist ebenfalls eher sportlich ausgelegt. Es ist zwar nicht übertrieben hart, vermittelt aber deutliche Rückmeldung über den Fahrbahnzustand. In Kombination mit der direkten Lenkung ist der Mazda insgesamt eher ein Dynamiker als ein Gleiter.

So hinterlässt der Testwagen nach zwei Wochen im Einsatz einen positiven Eindruck. Vor allem technisch zeigt sich der Sechser voll auf der Höhe, kann als Kombi jedoch auch mit echtem Nutzwert punkten. Perfekt ist der Mazda nicht, einen zuverlässigen und soliden Eindruck konnte er im Test dennoch vermitteln. Der gut ausgestattete Testwagen hatte einen Gesamtpreis von 35.640 Euro. Das ist kein Schnäppchen, aber ein angemessener Preis. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass die Fachleute von Schwacke den Sechser als wertstabilstes Auto des Jahres 2012 ausweisen. Und so wird der Mazda doch noch zur Vernunftentscheidung - erst Recht als Kombi.

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