Mathias Käser:Flüchtigen gestellt

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Mathias Käser (Foto: Mittelbayerische Zeitung/Deutscher Verkehrssicherheitsrat)

Mathias Käser nahm die Verfolgung eines Autofahrers auf.

"Nein", sagt Mathias Käser, eine wilde Verfolgungsjagd, etwa wie im Kino, "nein, so war das ganz und gar nicht." Das wäre ja auch viel zu gefährlich gewesen. Der 38-jährige Münchner ist im Oktober 2018 auf dem Weg nach Hause, gegen 0.30 Uhr erreicht er eine Kreuzung im Münchner Südwesten. Kurz zuvor ist dort ein Auffahrunfall passiert, ein BMW-Fahrer ist auf das Heck eines Abschleppfahrzeugs aufgefahren. Eigentlich keine große Sache, ein Bagatellschaden, wenngleich der BMW des Unfallfahrers offenbar an der Front ziemlich schwer demoliert wurde. Der BMW-Fahrer allerdings schert sich wenig um den Schaden. Er steigt wieder in sein Auto und fährt weg. Fahrerflucht!

Käser beobachtet den Zwischenfall, so wie weitere Zeugen. "Das waren aber überwiegend Fußgänger", erzählt Käser. Er dagegen ist mit dem Motorrad unterwegs - und nimmt die Verfolgung des Unfallfahrers auf. 600, vielleicht 700 Meter, sagt Käser, folgt er dem BMW, an einer der nächsten Kreuzungen hält der Fahrer an einer roten Ampel an, "ganz vorschriftsmäßig". Käser überholt den BMW und stellt sich mit seinem Motorrad vor das Auto.

Er versucht die Zündung des Wagens zu unterbrechen, drückt den Motor-aus-Knopf des BMW. Der Unfallfahrer wird aggressiv, geht Käser verbal an. Der 38-Jährige kann einen Rettungswagen, der zufällig vorbeikommt, anhalten - auch der stellt sich vor den BMW. Gemeinsam mit der Besatzung des Rettungswagens verhindert Käser, dass sich der Mann entfernt. Kurz darauf trifft eine Polizeistreife ein und nimmt den BMW-Fahrer vorläufig fest. "Das war ein ziemlicher Hüne", erinnert sich Käser. "Die Polizei hatte ziemlich zu tun." Später stellt sich heraus, dass der Mann erheblich alkoholisiert war.

Auch wenn Käser sagt, "dass das keine große Sache gewesen" sei, zeichnete die Jury von "Kavalier der Straße" den Münchner vor Kurzem aus. Nach Einschätzung der Münchner Polizei hätte der Mann ohne Käsers Einsatz seine Trunkenheitsfahrt womöglich fortgesetzt. Auch Julia Fohmann vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) findet, dass Käsers Eingreifen eine Vorbildfunktion habe. Sie fordert deshalb, vorbildliches Verhalten im Straßenverkehr noch mehr herauszustellen: "Reden Sie darüber und ermutigen Sie andere, das Gleiche zu tun", so Fohmann.

© SZ vom 04.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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