Luxuslimousine präsentiert:Sieben auf einen Streich

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BMW stellt die Neuauflage des Siebener vor: Das Flaggschiff setzt weniger auf spektakuläre Optik denn auf Leichtbau, Allradlenkung, Plug-in-Hybrid und verbesserte Konnektivität.

Von Jörg Reichle

Das vorweg: Der Siebener sieht immer noch aus wie ein Siebener, auch wenn die nunmehr sechste Generation technisch das eine oder andere neue Kapitel aufschlägt. Das Design mit dem nur leicht veränderten typischen BMW-Gesicht setzt auf feine Linien, den eleganten Auftritt. Zu elegant und dezent für die wichtigen Märkte in USA und in Asien? Man wird sehen.

Eine "einzigartige Balance zwischen Sportlichkeit und Fahrkomfort" sei das neue Flaggschiff, heißt es bei BMW. Und da Fahrdynamik nun mal zum ehernen Markenkern gehört, erstaunt das diesbezügliche Innovationspaket eher nicht: das Mindergewicht von bis zu 130 Kilogramm beispielsweise, Ergebnis einer bislang einmaligen Kombination von Carbon, Aluminium und Stahl, aus dem die selbsttragende Karosserie gefertigt ist. Oder die Integral-Aktivlenkung, die jetzt erstmals auch in Verbindung mit dem Allradantrieb zu haben ist und die die Hinterräder für bessere Wendigkeit beim Rangieren und mehr Stabilität in Kurven elektronisch kontrolliert mitlenken lässt. Oder der jetzt serienmäßige Fahrerlebnisschalter mit dem neuen Adaptiv-Modus, der die Fahrzeugeinstellung selbständig an Fahrstil und Streckenverlauf anpasst. Und nicht zuletzt das erstmals im Siebener eingesetzte Fahrwerksregelsystem Executive drive Pro. Es soll Wankbewegungen bei schneller Kurvenfahrt durch elektromechanisch angetriebene Stabilisatoren mindern und stimmt die Dämpfer vorausschauend auf Unebenheiten der Fahrbahn ein. Wie gut das alles funktioniert, konnte die SZ bereits auf abgesperrter Piste erfahren.

Groß und mächtig: Der neue BMW Siebener macht kein Geheimnis aus seiner Präsenz. In der Langversion erstreckt er sich über 5,23 Meter. (Foto: Daniel_Kraus)

Das Ziel war klar: Es galt die S-Klasse aus Untertürkheim zu erreichen, ja zu übertreffen

Dass auch die Motoren technisch auf dem höchsten Stand sind, versteht sich in diesem Segment schon fast von selbst. Was ebenso für die Preise gilt. Basisvariante ist der 730d mit einem Dreiliter-Sechszylinder-Turbodiesel (195 kW/265 PS; ab 81 900 Euro), darüber rangiert der 740i mit einem Reihensechszylinder-Benziner von ebenfalls drei Liter Hubraum (240 kW/326 PS; 87 600 Euro). Der V8-Benziner ist für den 750i reserviert, der mit 330 kW/450 PS und für mindestens 104 100 Euro leistungsmäßig ganz oben rangiert. Ganz neu im Programm ist der Plug-in-Hybrid 740e, der einen Vierzylinder-Benziner mit einem E-Motor zu 326 PS Systemleistung vereint. Bis zu 40 km soll der Hybrid rein elektrisch hinter sich bringen, doch der Normverbrauch von nur 2,1 l/100 km dürfte im Alltag kaum zu erreichen sein. Geschaltet wird in allen Modellen per Achtstufenautomatik, Allradantrieb ist für den V8, den Diesel und den Hybrid verfügbar, die um 14 Zentimeter längere L-Version mit allen Motorvarianten. Der 760i mit zwölf Zylindern und reichlich mehr als 500 PS folgt später.

Der Blick aufs Cockpit des Siebeners offenbart dagegen tief greifende Veränderungen. (Foto: N/A)

Man darf in der Luxusklasse erwarten, dass Komfort und Sicherheit den Höchststand im Automobilbau markieren. Dass für den neuen Siebener aus München die erfolgreiche S-Klasse aus Untertürkheim das Ziel vorgab, das es zu erreichen, besser noch: zu übertreffen galt, ist klar. BMW will dieses Ziel mit einer ganz eigenen Definition von Komfort und Luxus erreichen - angefangen von der serienmäßigen Luftfederung über die Steuerung wichtiger Bedienfunktionen per Gestik bis zu einem geradezu fürstlichen Komfort im Fonds der L-Versionen. Dort soll von diesem Herbst an der glückliche Siebener-Besitzer sich auf noblen Sitzen mit Massagefunktion und kühlender Belüftung von einer Vierzonen-Klimaanlage umschmeicheln lassen, das edle Schuhwerk auf einer Fußablage betten, von ausklappbaren Tischchen essen, auf extragroßen Bildschirmen Filme gucken und über sich das Panoramaglasdach in unterschiedliche Farben tauchen, während eine Klangmaschine von Bowers & Wilkins feine Weisen säuselt. Und überall fällt das Auge wohlgefällig auf noble Materialien, bestens verarbeitet.

Der Fahrer unterdessen, der auf eine völlig neu gestaltete Armaturenlandschaft blickt, weiß sich unterstützt bis bewacht von neuen Assistenten. Er wird gewarnt vor Spurwechseln ohne Blinker oder vor Querverkehr hinten und vorn, die Lenkung hält das Auto mittig in der Spur, und Tempolimits werden auf Wunsch selbständig eingehalten. Und, und, und.

Und wenn am Ende des Tages die Parklücke in der Tiefgarage zu schmal ist, fährt der Siebener eben selbst hinein - per Schlüssel ferngesteuert.

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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