Kommentar:Wechsel auf die Zukunft

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Peter Fahrenholz ist selber Motorradfahrer. Und ärgert sich seit langem über unnötig laute Auspuffanlagen. (Foto: N/A)

Es ist gut, dass BMW und Daimler beim Carsharing nun zusammengehen. Denn der Wandel der Mobilität beginnt gerade erst - und es dürfte ein grundlegender Wandel werden.

Von Peter Fahrenholz

Autos haben sehr viel mit Emotionen zu tun. Und die werden von den Herstellern mit großem Geschick immer aufs Neue geweckt. Werbespots über neue Autos verheißen den potenziellen Kunden stets das Gefühl grenzenloser Freiheit und Unbeschwertheit. Vor allem die Deutschen betrachten ihr Auto oft als Liebesobjekt, das mit großer Hingabe gepflegt wird, wie sich vor allem am Wochenende an unzähligen Waschstraßen beobachten lässt.

Würde man den Kauf eines Neuwagens mit purer Vernunft betrachten, spräche sehr viel dagegen. Auch stinknormale Mittelklassewagen sind inzwischen so teuer, dass sie der durchschnittliche Kunde nur selten auf einen Schlag bezahlen kann, sondern eine Finanzierung braucht. Schon mit Abschluss des Kaufvertrags beginnt das Auto, rapide an Wert zu verlieren, die Unterhaltskosten werden gerne verdrängt, und wer nicht beruflich stundenlang fahren muss, dessen Wagen steht die meiste Zeit nutzlos herum. Trotzdem steigt die Zahl der Autos immer weiter, nicht nur hierzulande.

Insofern könnte man es als eine Art von Kapitulation werten, dass ausgerechnet die Erzrivalen BMW und Mercedes ihre Carsharing-Ableger und sonstigen Mobilitätsdienste zu einer gemeinsamen Firma fusionieren. Aber das wäre ein gewaltiger Trugschluss. Ja, es stimmt, mit ihren Leihflotten verdienen beide bislang so gut wie nichts, es ist ein Nischenprodukt für umweltbewusste Städter.

Doch der Wandel der Mobilität beginnt erst, und alles deutet darauf hin, dass es ein grundlegender Wandel wird. Er betrifft nicht nur die Technik, bei der Elektromobilität, digitale Vernetzung und autonomes Fahren mit irrsinnigen Investitionen vorangetrieben werden. Sondern er wird auch das Nutzungsverhalten ändern. Je mehr und je vielfältigere Formen des Teilens oder Mietens von Autos es geben wird, desto mehr Leute werden sich fragen, warum man ein Auto besitzen muss, wenn man Mobilität jederzeit buchen kann, wenn man sie braucht. Irgendwann wird daraus ein einträgliches Geschäft werden. Das gemeinsame Projekt von Mercedes und BMW ist deshalb ein kluger Wechsel auf die Zukunft. Sonst machen andere dieses Geschäft.

© SZ vom 07.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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