Kommentar:Lächeln, auch wenn es wehtut

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Peter Fahrenholz wünscht sich, dass Talkshows nicht immer dieselben Gäste einladen. Denn politische Diskussionen brauchen spannende Argumente statt altbekannter Standpunkte. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))

Opel will eine schöne Braut sein. Mehr kann man wohl nicht tun, während die Verhandlungen mit PSA laufen. Bei der Premiere des Opel Crossland X, eines kleinen Crossover-Modells, bleibt den Mitarbeitern nichts als: lächeln.

Von Peter Fahrenholz

Bei der Präsentation neuer Automodelle scheuen die Hersteller weder Kosten noch Mühen, was in der öffentlich-rechtlichen Sphäre so nicht möglich wäre, denn da hätte man sofort den Rechnungshof im Nacken. Neben einem ansprechenden, am besten coolen Ambiente, in dem man die Autos ins rechte Licht rücken kann, gehört auch eine hymnisch verfasste Pressemappe dazu, die darauf hinausläuft, dass jedes präsentierte Fahrzeug irgendwie einzigartig ist, auf jeden Fall aber Klassenbester.

Bei Opel war das in dieser Woche ein bisschen anders. In Frankfurt wurde an zwei Tagen ein Auto präsentiert, das an normalen Tagen durchaus das Zeug gehabt hätte, eine größere Neugier zu wecken, denn es wurde nicht der Nachfolger irgendeines Vorgängers gezeigt, sondern etwas ganz Neues, jedenfalls für Opel: der Crossland X. Kein SUV, sondern ein CUV, was für Crossover Utility Vehicle steht. Auch eine Art SUV, nur kleiner.

Aber aktuell möchte man von Opel eher keine technischen Details zu irgendeinem neuen Modell wissen, sondern, wie der geplante Verkauf an den französischen PSA-Konzern gesehen wird. Und wie sich das auf die Gemüter der Opelaner auswirkt. Am ersten Tag der Präsentation erschienen deshalb neben den üblichen Autojournalisten eine Menge Kollegen aus dem Wirtschaftsteil. Die waren zwar nicht eingeladen, hätten aber trotzdem gerne gewusst, wie es bei Opel weitergeht. Das wüsste man bei Opel aber selber auch gerne. Opel-Chef Karl-Thomas Neumann ist vorsichtshalber gar nicht gekommen, obwohl er es aus Rüsselsheim ja nun wirklich nicht weit gehabt hätte. Statt dessen muss der deutsche Vertriebschef Jürgen Keller erklären, dass ja schon 2012 eine Allianz mit PSA begonnen habe, es dabei um "substanzielle Synergien für beide" gehe, er aber um Verständnis darum bitte, dass er keine weiteren Fragen dazu beantworten könne.

Wer sich danach mit den diversen anwesenen Opelanern unterhält, gewinnt rasch den Eindruck, dass das gelassene Lächeln eine ziemlich dünne Schicht ist, mit der die Sorgen übertüncht werden. Aus dem Mund kommen Worte wie "Wir sind eine schöne Braut, man interessiert sich für uns", aber die Augen sagen eher: "So eine Sch ...".

Tatsächlich hat sich Opel, seit Langem ein Verlustbringer für die US-Mutter General Motors, mit einer Reihe von neuen Modellen wieder so etwas wie eine Perspektive geschaffen. Der neue Astra wurde 2016 gar zum Auto des Jahres gekürt, Anfang März wird auf dem Genfer Autosalon der neue Insignia präsentiert, an den sich große Hoffnungen knüpfen. Und danach der Crossland X - das erste Auto übrigens, das auf der neuen Plattform mit PSA entstanden ist.

Klar, PSA-Chef Carlos Tavares hat inzwischen erste Garantien für Opel abgegeben. Aber wer weiß schon, was solche Garantien in der Praxis wert sind und wie lange sie gelten. Synergien - das heißt immer auch: weniger Leute. "Wir sind die, über die verhandelt wird", sagt ein Opel-Mann in Frankfurt. Er hätte auch sagen können: Wir sind nicht am Drücker.

© SZ vom 25.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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