Kampagne gegen Raser:Zu Gast bei der eigenen Beerdigung

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Mit einem Schock-Video will das belgische Institut für Verkehrssicherheit Autofahrer vom zu schnellen fahren abhalten. Darin platzen die Raser nichtsahnend in die eigene Beerdigung. Und hören von Angehörigen ihren Nachruf.

Von Felix Reek

Eine Frau mit Koffer schaut sich im YouTube-Clip unsicher um. Sie ist mit einem Angehörigen verabredet. Sie findet den richtigen Saal, betritt ihn - und stellt fest, dass sie auf einer Trauerfeier ist. Ihrer eigenen. Dort steht ein aufgebahrter Sarg, Menschen fassen sich an den Händen, das Video erhöht den dramatischen Effekt mit schwermütiger Musik. Als der erste Angehörige nach vorne tritt, verzieht die Frau mit Koffer erschrocken das Gesicht. "Ich bin ein Vater, der seine Tochter beerdigt", sagt er.

Das Video der Initiative "Go For Zero" stammt vom belgischen Institut für Verkehrssicherheit und ist auch unter www.ilestpartitropvite.be zu sehen, was so viel wie "Er ist zu schnell von uns gegangen" bedeutet. Darin werden vor allem junge Autofahrer, die in der Vergangenheit wegen Schnellfahrens auffällig wurden, mit dem eigenen Tod konfrontiert - und wohnen ihrer eigenen Beerdigung bei, in der ihre Angehörigen den Nachruf auf sie halten bei.

"Warum Du? Wir hatten doch noch so viel vor"

Raservideo Belgien (Foto: YouTube)

Im Verlauf des Videos nimmt die Dramatik immer mehr zu. "Wir spielten immer Fangen auf dem Bett von Mama und Papa", berichtet eine andere Angehörige. Die ersten Tränen beginnen zu fließen. "Warum Du? Wir hatten doch noch so viel vor", heißt es später noch. Jetzt lassen die Beteiligten den Emotionen freien Lauf. Die Angehörigen weinen, die für tot Erklärten ebenso. Am Ende liegen sich alle in den Armen.

300 Verkehrstote gibt es jedes Jahr in Belgien aufgrund zu hoher Geschwindigkeit. Das Video des belgischen Instituts für Verkehrssicherheit soll diese Zahl drastisch senken, indem es die Aufmerksamkeit auf das Problem richtet. Das ist mit Sicherheit gelungen: In nur neun Tagen wurde der YouTube-Clip rund drei Millionen Mal aufgerufen.

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