Im Test:Blechumwandlung

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Wirkt wie ein Geländewagen, scheitert aber bereits an so mancher Schneewehe: Vor 2018 wird es den Peugeot 3008 wohl nicht mit Allradantrieb geben. (Foto: Peugeot)

Der Peugeot 3008 war einst mal ein behäbiges Familienauto. Dann modelte der Konzern das Modell zu einem SUV um, das aber mit widrigen Bedingungen nicht wirklich gut klarkommt.

Von Felix Reek

Die Reifen scheuern sich quälend langsam durch den Schnee. Schrrrp. Schrrrp. Schrrrp. Ein paar Tage zuvor hatten die Kollegen noch gewitzelt. "Das ist genau das richtige Wetter für dieses Auto!" Sie hatten unrecht. Seit einer Woche schneit es in München. Und der Peugeot 3008 steckt fest. In einer unscheinbaren Schneeverwehung des Räumdienstes am Straßenrand, keine 30 Zentimeter hoch. Das SUV mag zwar martialisch aussehen mit seinem breiten Kühlergrill und dem Unterbodenschutz. Aber es hat keinen Allradantrieb und scheitert im Alltag schon an einem Schneehaufen. Also aussteigen und schieben? Wenige Sekunden nach dem Öffnen der Tür beginnt der Peugeot laut Alarm zu schlagen. Im Display des Tachos blinkt es rot. Ein Notfall? Der Selbstzerstörungmodus? Nein, das SUV warnt, dass der Motor noch läuft. Zumindest in Ansätzen umweltbewusst ist das SUV mit Schlechtwetter-Allergie.

Mit 120 PS ist der Basis-Diesel zu schwach - das zeigt sich besonders auf der Autobahn

Nach ein paar Minuten ist die unüberwindbare Schneewand mit viel Gasgeben doch überwunden. Zeit, sich dem 3008 zu widmen. Es ist offensichtlich, dass der Neue nichts mehr mit dem Alten zu tun haben will. Der alte, das ist die erste, 2009 auf den Markt gekommene Generation des 3008 - eine Kombination aus Minivan und Kompaktklasse, das französische Pendant zum Golf Plus. Aber kein SUV. Ein Marktsegment, das Peugeot jahrelang vernachlässigt hat. Nach dem 2008 ist der 3008 erst das zweite SUV im Portfolio der Franzosen. Wenn auch ein gelungenes. Im Vergleich zur ersten Generation hat der 3008 nach seiner Blechumwandlung merklich an Profil gewonnen: Die Linien sind scharf gezeichnet, das Dach fällt nach hinten ab, die Scheinwerfer ziehen sich bis über die Kotflügel. Vorne wie hinten bietet das Auto mehr als genug Platz. Der Innenraum ist klar strukturiert, die Materialien sind gut verarbeitet. Das Tachoelement ist jetzt wie bei Audi digital und konfigurierbar, im Gegensatz zu den Ingolstädtern aber nicht aufpreispflichtig.

Nur in den Details schlampt der Peugeot. Da wäre zum Beispiel das oben abgeflachte Miniaturlenkrad. Das soll den jetzt etwa viereinhalb Meter langen Geländestädter durch die Metropolen dieser Welt steuern? Doch, oh Wunder: Das funktioniert erstaunlich gut. Sehr viel leichtfüßiger als andere Autos mit diesen Proportionen lenkt sich der 3008. Das entschuldigt aber nicht die viel zu tiefe Position des Volants. Es verdeckt permanent die Sicht auf den schönen Digitaltacho. Und um die Funktionen des Tempomat-Wahlhebels zu erkennen, muss man den Kopf zwischen die Knie nehmen und links am Lenkrad vorbei spähen. Nicht gerade die beste Position für eine Fahrt auf der Autobahn.

Dort zeigt sich eine weitere Schwäche des sonst sehr gelungenen Peugeots. Der Basis-Diesel ist zu schwach. Mit 120 PS und einem 1,6 Liter großen Hubraum soll er vor allem sparsam sein, doch das fällt schwer, wenn das Gaspedal im unteren Drehzahlbereich jedes Mal komplett durchgetreten werden muss, um eine Reaktion zu provozieren. Vier bis 4,3 Liter Diesel gibt Peugeot als Durchschnittsverbrauch auf 100 Kilometer an, im Test sind es dann 5,9 Liter.

Trotzdem ist die Wiedergeburt des 3008 durchaus gelungen. War der Minivan ein beliebiges Auto ohne jeglichen Wiedererkennungswert, so hinterlässt der Peugeot als SUV wesentlich mehr Eindruck. Zumal der 3008 optional mit allem ausgestattet werden kann, was es heute an Annehmlichkeiten gibt, von diversen Sicherheitssystemen bis hin zur 360-Grad-Kamera. Weiterhin schuldig bleibt der Franzose aber einen Allradantrieb. Den soll es erst 2018 geben, wenn die Hybrid-Variante auf den Markt kommt. Vielleicht schafft es die ja dann auch, sich ohne Murren durch die ein oder andere Schneeverwehung zu wühlen.

© SZ vom 21.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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