Im Crashtest:Kritischer Kleinkram

Lesezeit: 2 min

Ein DVD-Player für die hinteren Passagiere, "Duftbäume" für angenehmen Geruch und bewegliche Figuren auf dem Armaturenbrett: Zubehör sorgt für Abwechslung im Auto. Aber auch für Gefahren.

Aktuelle Crashtests haben bewiesen, dass der Kleinkram bei einem Unfall zu Verletzungen führen kann. Auch die Ablenkung ist größer, als oft vermutet wird. Die Probleme mit den vielen kleinen Teilen fangen in Bereichen an, von denen dies gar nicht erwartet wird.

Ein "Duftbäumchen" kann im Auto durchaus zu einem Problem werden. (Foto: Foto: Archiv)

Da ist etwa der "Wunderbaum" - ein Ding, das an den Innenspiegel gehängt wird und mit seinen Duftstoffen üble Gerüche im Fahrzeug überdecken soll. Wie eigentlich alles, das an den Innenspiegel gehängt wird, ist der Baum der Fahrsicherheit nicht zuträglich.

Grund ist die ständige Bewegung während der Fahrt, die unbewusst dauernd wahrgenommen wird: "Diese Bewegung nimmt bis zu 30 Prozent der Konzentration des Fahrers in Anspruch", warnt Arnulf Volkmar Thiemel vom ADAC-Technikzentrum im bayrischen Landsberg.

Gefahr durch Ablenkung

"Mangelnde Aufmerksamkeit ist immer noch eine der Hauptunfallsursachen", sagt Sven Rademacher, Sprecher des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) in Bonn. Zusätzlich kann ein Innenspiegel-Anhängsel auch die Sicht behindern.

Ablenkung und Sichtbehinderung gehen aber auch von Navigationsgeräten aus, die mit Saufnäpfen oder ähnlichen Haltern an der Frontscheibe befestigt wurden. Vor allem wenn die Wegführung immer wieder zum Hinschauen gezwungen wird, ist die Ablenkung nicht unerheblich.

Richtig gefährlich wird manches Zubehörteil, wenn es tatsächlich einmal zu einem Unfall kommt. Was geschehen kann, hat der ADAC in München gerade in Crashtests untersucht - mit teils erschreckendem Ergebnis.

Harte "Knaller"

Ein Beispiel ist der Kleiderbügel aus Metall, der sich hinter der Fahrerkopfstütze anbringen lässt, um das Jackett vor Falten zu schützen. Von dem Bügel geht laut Thiemel zwar in der Regel keine Gefahr aus, wenn er richtig montiert und der hintere Passagier angegurtet ist. Steht aber die Lehne des Vordersitzes wie so oft recht schräg und ist der Passagier im Fond nicht angeschnallt, kann der Bügel bei einem Unfall zu Kopf- oder Gesichtsverletzungen führen.

Auch DVD-Player zur Befestigung an der Rückseite der vorderen Kopfstützen wurden unter die Lupe genommen. Besonders die Befestigung durch elastische Gummi- und Klett-Bänder führte zu überraschenden Ergebnissen.

Laut Thiemel dachte man bei den Crashtests zunächst - wie beim Kleiderbügel - an Gefahren für die hinteren Passagiere. Tatsächlich aber rotierte der DVD-Player beim Aufprall um die Kopfstütze und traf den Beifahrer-Dummy hart am Kopf. Im Ernstfall wären eine Gehirnerschütterung oder Platzwunden mögliche Folgen.

Handy-Halterungen an der Mittelkonsole können zu Verletzungen an den Beinen führen.

Rund um Bedienelemente und Mittelkonsole warten aber noch weitere Hindernisse. So warnt DVR-Sprecher Rademacher vor dem Einsatz von Geräten, für die Verkabelungen notwendig sind: "Darin kann man sich sonst verheddern." Auch sollten zusätzlich angebrachte Geräte nicht die Bedienung von Schaltern im Cockpit behindern.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: