Hanko Penshorn:Kind im Schlamm

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Hanko Penshorn (Foto: Goodyear)

Hanko Penshorn half einem Kind - trotz seines Handicaps.

Hanko Penshorn erinnert sich noch genau an den Morgen des 8. Januar 2015: "Ich war in Wilhelmshaven unterwegs, als mir in einer scharfen Kurve ein Auto entgegenkam, das so schlingerte, dass ich Angst hatte, es würde zu einer Kollision mit meinem Pkw kommen." Wenig später beobachtet der heute 35-Jährige im Rückspiegel, wie sich das Auto um 180 Grad dreht und gegen den Bordstein prallt.

Durch die Wucht des Zusammenstoßes wird der Pkw quasi aufgebockt und stürzt anschließend kopfüber in einen mit Schlamm und Wasser gefüllten Graben. Penshorn, der damals eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten absolviert und heute als Leitender Angestellter in einem Elektromarkt arbeitet, wendet und fährt zurück zur Unfallstelle: "Ich rannte zu dem Auto und war erschrocken, dass die Scheiben fast komplett im Wasser versunken waren. Ich hoffte einfach nur, die Insassen würden nicht ertrinken."

Im hinteren Seitenfenster sieht Hanko Penshorn plötzlich eine kleine Hand: Im Fond ist ein Kind. Er beginnt sofort damit, die Fahrzeugtür zu öffnen. Das allerdings ist für ihn gar nicht so einfach: Sein linker Arm ist nach einem Motorradunfall gelähmt und die Tür lässt sich wegen des Schlamms nur schwer bewegen. Für Penshorn wird das Ganze zum Kraftakt.

Unterdessen kann sich die Fahrerin selbst befreien und versucht ebenfalls, ihr laut schreiendes Kind von der Rücksitzbank zu retten. Das aber stellt sich ebenfalls als äußerst knifflig heraus: Das Mädchen hängt kopfüber im Kindersitz. Zu zweit schließlich schaffen es Penshorn und die Fahrerin, das Kind zu befreien. Mittlerweile sind weitere Helfer eingetroffen, sie nehmen ihm das Kind ab und verständigen die Rettungskräfte.

Was Hanko Penshorn noch heute verwundert: Als er versucht, die Autotür aufzustemmen, fahren direkt neben ihm andere Autos vorbei, drei, vier Stück, ohne anzuhalten. "Das kann ich nicht nachvollziehen", sagt Penshorn. Er selbst engagierte sich jahrelang bei der Freiwilligen Feuerwehr. "Wenn ich sehe, dass da ein Auto mit Warnblinklicht steht, schau' ich doch, ob ich helfen kann und fahre nicht einfach stur weiter." Penshorn findet: "Wenn weniger Verkehrsteilnehmer bei Unfällen einfach weiterfahren, können in Zukunft viele Menschenleben gerettet werden."

© SZ vom 04.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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