Fahrbericht: Volvo V70 T6 AWD:Volvo, abgerundet

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Kantiger Kombi-Klassiker? Die Schwedenpanzer von einst sind längst zu eleganten Lifestyle-Lastern geworden - so wie der neue V70.

Von Stefan Grundhoff

Wer sich für einen Volvo entscheidet, der will das "etwas andere Auto". Er will eben kein Produkt aus Stuttgart, München oder Ingolstadt fahren. Genau dort kommen die Konkurrenten des alten und des neuen V70 her. Dabei ist der Volvo der Klassiker schlechthin im Kombibereich.

Vorne und hinten verändert, aber jederzeit noch als Volvo erkennbar - vor allem von der Seite: der V70. (Foto: Foto: Hersteller)

Auch Klassiker passen sich dem Zeitgeschmack an: Der neue V70 wirkt nicht mehr so markant wie sein Vorgänger. Das Minus nimmt dem V70 einen Teil seines Charismas - wobei der Schwede immer noch alles andere als unansehnlich daherkommt. Die stark ausgestellte Schulter ist nach wie vor vorhanden.

Unterm Strich: Der 4,82 Meter lange V70 ist ein ebenso eleganter Sympathieträger wie es auch schon seine Vorgänger waren. Niemand käme je auf die Idee, über das Außen- oder Innendesign des zeitlosen Schweden zu schimpfen. Seit frühester Zeit hat ein Volvo immer schon das Zeug zu Jedermanns Liebling - besonders wenn er als Kombi daher kommt.´

Nach wie vor ein Schwachpunkt: das Fahrwerk

Technisch und optisch ist neue Familienlaster V70 eng mit dem Topmodell S80 verwandt, der im vergangenen Jahr Premiere feierte. Am Heck des Kombis gibt es obligatorisch den senkrechten Abschluss und die eindrucksvollen Leuchten, die sich bis weit in die Dachkante ziehen. Erfreulich ist nicht nur der auf 575 bis 1600 Liter gewachsene Laderaum und die nun endlich verfügbare elektrische Heckklappe, sondern auch, dass die Heckscheibe größer geworden ist - endlich gibt's eine bessere Sicht nach hinten.

Anders als seine Hauptkonkurrenten aus Deutschland geht der Schwede den aktuellen Schritt zu mehr Sportlichkeit nicht mit. Das V70-Fahrwerk ist die Visitenkarte für einen exzellenten Cruiser. Doch die Wankbewegungen stören bei schneller Kurvenfahrt nach wie vor ebenso wie die schwammige Lenkung. Daran ändert auch die optional erhältliche Dämpferregelung nichts: drei Stufen, von denen nur der mittlere Sportmodus eine gelungene Mischung darstellt. Im Comfort-Modus ist der V70 zu weich und im Advanced-Modus nur unbequem und polternd hart ohne aber genügend straff zu sein.

Bei den Triebwerken müssen die Volvofahrer weiter auf den heiß ersehnten Sechszylinderdiesel warten. Topmodell bleibt der durchzugsstarke, aber laute Fünfzylinder-Selbstzünder mit 400 Nm maximalem Drehmoment und 185 PS. Neu im Programm sind zwei Sechszylinder-Benziner, von denen der größere mit seinen drei Litern Hubraum dank Turboaufladung besonders kraftvollen Durchzug garantieren soll.

Doch von den versprochenen 210 kW/285 PS des Reihensechszylinders spürt man in den verschiedenen Fahrmodi der Sechsgangautomatik nur wenig. Fraglos ist der V70 T6 kraftvoll motorisiert, auch der bei diesem Modell serienmäßige Allradantrieb ist eine sinnvolle Ergänzung. Aber man hat nie das Gefühl, in der 300-PS-Liga unterwegs zu sein.

Die Automatik hat mit den 400 Nm Drehmoment ihre liebe Mühe und verarbeitet Leistungsschübe bisweilen nur mit nervösem Hin- und Herschalten. Die Höchstgeschwindigkeit von 245 km/h ist ebenso Klassendurchschnitt wie das Spurtpotenzial 0 auf 100 km/h in 7,2 Sekunden. Der Durchschnittsverbrauch liegt bei stattlichen 11,2 Litern Super auf 100 Kilometer.

Man hat nie das Gefühl, in der 300-PS-Liga unterwegs zu sein

Immerhin: In Sachen Sicherheit erlaubt man sich bei Volvo nach wie vor keine Schwäche. Zahlreiche Airbags, ESP, Kurvenlicht, integrierte Kindersitze und der optische Überholassistent BLIS sind eine feine Sache. Doch hinkt man der Konkurrenz bei Hightech-Komponenten wie Spurhalte- oder Notbremsassistent einen Schritt hinterher.

Dafür kennt der Komfort im V70 kaum Grenzen. Weiches Leder, belüftete Sitze, tadellose Bedienung und DVD-Entertainment für die Fondsitze sind ebenso angenehm wie die exzellente Verarbeitung. Schade, dass die ansonsten guten Sitze zu wenig Seitenhalt und Beinauflage bieten. Das senkt den Langstreckenkomfort bei groß gewachsenen Insassen spürbar.

Schweden und Kombi, Volvo und V70 - das heißt auch, dass man in seine automobile Extravaganz einiges investieren muss. Der Basispreis für den gut ausgestatteten Volvo V70 T6 Momentum liegt bei 49.410 Euro. Der 185 PS starke D5-Diesel kostet dagegen nur 41.490 Euro und dürfte nicht nur deshalb die bessere Wahl sein, weil die 8.000 Euro Preisunterschied in aufpreispflichtigen Annehmlichkeiten wie Xenonlicht, DVD-Navigation oder 17-Zoll-Felgen gut angelegt sind.

Doch erst einmal heißt es warten: Der neue V70 kommt ebenso wie sein Bruder XC70 erst im September auf den Markt.

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