BMW M1:Bayern-Rakete

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Er feiert gerade seinen 30. Geburtstag und sieht immer noch scharf aus wie an seinem ersten Tag: Der M1 war für BMW der Sprung in ein neues Zeitalter.

Stefan Grundhoff

Nicht jeder denkt beim Buchstaben "M" an McDonalds. Für Sportwagenfans bedeutet der Buchstabe das höchster bayerischer Autogelüste. Viele kombinieren den Buchstaben vor dem geistigen Auge auch bevorzugt mit einer "Eins" - schließlich ist der BMW M1 bis heute einer der bekanntesten deutschen Sportwagen.

Als flache Flundern auch noch elegant sein durften: BMW M1 (Foto: Foto: BMW)

Haben mitentwickelt: Giugiaro und Lamborghini

Als die Betriebssportgruppe von BMW mit Namen M-GmbH noch in den Kinderschuhen steckte, entstieg der M1 dem automobilen Einheitsbrei im Jahre 1978 wie ein Phönix aus der Asche. Eine 1,14 Meter flache Flunder, bei der nicht nur der Porsche 911-Fahrer seine Augen bis zum Haaransatz aufriss. Der 4,36 Meter lange M1 war eine BMWs Rakete in eine neue Welt - in die der Rennwagen. Ihm folgten so grandiose Geschosse wie M3, M5 oder M6 - aber an den M1 kommt bis heute keiner ran.

Sein Design raubte damals vielen die Sinne - und es überzeugt bis heute, ist wunderbar frisch geblieben. Wer aber im Straßenbild einmal einen M1 sieht, darf sich glücklich schätzen - der rund 1,4 Tonnen schwere Renner mit Gitterrohrrahmen wurde von 1978 bis 1981 gerade 399 Mal gebaut. Nicht wenige fanden ihr automobiles Ende auf den Rennstrecken dieser Welt.

BMW, fraglos auch in den 70ern bereits eine sportliche Automarke, hatte jedoch wenig Erfahrung mit echten Rennwagen. Bei der Kreation eines Straßenrenners holte man sich daher kompetente Partner ins Boot: Autobauer Lamborghini und Designer Giugiaro. Lamborghini setzte die Anfang der 70er Jahre initiierte Idee eines Supersportwagens für die Münchner um. Als Lamborghini kurz vor dem Abschluss der Entwicklung erst wackelte und dann fiel, springt der Stuttgarter Karosseriespezialist Baur in die Bresche und produziert den Kleinseriensportler mit der Kunststoffkarosse.

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:Münchner Flunder

BMW baute insgesamt nur 399 Stück - doch für viele Sportwagenfans ist M1 noch heute ein Kürzel der Sehnsucht.

Nach zwei Jahren Entwicklungszeit feierte die zunächst ausschließlich für den Rennsport gedachte Bayern-Flunder ihre Weltpremiere auf dem Pariser Autosalon. Im Gegensatz zum Prototypen verzichtete die von Giugiaro in Szene gesetzte Serienversion auf die Flügeltüren, um der Karosserie für den Renneinsatz mehr Steifheit zu geben. Die Erfolge in den verschiedenen Rennserien hielten sich jedoch im Rahmen. Allein in der Procar-Serie konnte sich der BMW M1 einen Namen machen.

Bis zu 500 PS stark: die BMW M1 Procar-Version (Foto: Foto: BMW)

M1 mit Turboaufladung: bis 900 PS stark

Sein ungewöhnliches Design ließ den ehemals 100.000 D-Mark teuren E 26 schnell zu einem begehrten Sammlerobjekt werden. Auffällig waren nicht nur die flache Bauart und das Mittelmotorkonzept, sondern ebenso die Klappscheinwerfer und die Serienrückleuchten des 6er BMW.

Hinter einer dünnen Trennwand arbeitet ein 3,5 Liter großer und über 300 Kilogramm schwerer Reihensechszylinder mit sonorem Sound. 204 kW/277 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von 262 km/h machten nicht nur der Konkurrenz Angst. Jeder M1 wurde vor der Auslieferung mehrere Stunden bei BMW eingefahren. Diese Liebe zum Details zahlt sich bis heute aus.

Zahlreichen Rennversionen verfügten über deutlich mehr Leistung. Bereits die zahmen Procar-Versionen des M1 brachten bis zu 500 PS an die Hinterachse. Dank eines Leergewichts von kaum mehr als einer Tonne knackten die Rundstreckenboliden problemlos die 300-km/h-Marke. Für die Kraftübertragung sorgte wie beim Serienmodell eine manuelle Fünfgang-Handschaltung aus dem Hause ZF. Noch imposanter gingen die wenigen M1-Versionen mit Turboaufladung zu Werke - ihre Mittelmotoren leisteten maximal bis zu 900 PS.

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Doch auch in seiner Serienauslegung beeindrucken die Fahrleistungen des Reihensechszylinders noch heute. Der 1,4 Tonnen schwere Bayer hängt eindrucksvoll und bissig am Gas. Gerne dreht er Höhen von deutlich über 5000 Touren - wenn es sein muss sogar über 6000. Bei 4500 U/min steht das maximale Drehmoment von 340 Nm zur Verfügung. Fällt der Tourenzähler einmal unter die 2500er-Marke - kein Problem. Wenn es unbedingt sein muss, kann der Renner sogar den Cruiser mimen. Zumindest bis es ans Einparken geht. Nicht nur ein ABS sucht man vergebens, sondern auch die Servolenkung liegt noch in weiter Ferne. Wer ein Wochenende lang mit einem M1 unterwegs ist, kann sich das Hanteltraining sparen.

Es gab nur 399 Stück

Der Fahrer merkt schnell, dass der M1 mehr ist als nur ein straßentauglicher Rennwagen. Elektrische Spiegel und Fensterheber, dazu auf Wunsch eine Klimaanlage und ein allerdings alles andere als überzeugendes Soundsystem. Die manuelle Fünfgangschaltung startet - wie schon einmal bei bayerischen Sportskameraden üblich - unten links. Wenn der M1 seine Betriebstemperatur erreicht hat und man die Gänge bissig ausdreht, schafft man den Spurt 0 auf 100 km/h in 5,6 Sekunden. Ein Porsche 911 Turbo aus der gleichen Ära ist nicht schneller.

Das eine oder andere Automuseum schmückt sich heute mit dem niedrigen Boliden. Privat ist es allerdings schwieriger denn je, an einen guten gebrauchten M1 zu kommen. Mit wenig Kilometern und nachvollziehbarer Historie ist unter 100.000 Euro kaum etwas zu machen. Für gute Modelle werden problemlos auch bis zu 170.000 Euro und mehr gezahlt.

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