Bike-Neuheiten:Lieber nackt

Lesezeit: 2 min

Motorradkäufer greifen gerne zu sogenannten Retro- und Klassikbikes - und die Hersteller reagieren darauf.

Von Marco Völler

Es ist das beste Verkaufsergebnis seit neun Jahren: Nach Angaben des Industrie-Verbandes Motorrad (IVM) sind 2016 mehr als 172 000 neue Maschinen in Deutschland zugelassen worden. 2015 waren es noch 150 550 Zweiräder. Auch im Jahr 2017 bieten die Hersteller nun viele Neuheiten an. Katja Legner vom ADAC rät Käufern, sich einen guten Überblick zu verschaffen: "Derzeit ist die Auswahl so groß wie noch nie." Zwar dürfen neue Motorräder seit diesem Jahr nur noch dann erstmalig zugelassen werden, wenn sie der Schadstoffklasse Euro 4 entsprechen. Doch über eine Ausnahmegenehmigung darf bis Ende 2018 auch noch pro Modell ein bestimmtes Kontingent an Euro-3-Maschinen verkauft werden. Außerdem stehen bei vielen Händlern auch noch Tageszulassungen von 2016, die in der Regel null Kilometer auf dem Tacho haben und mit zum Teil deutlichen Rabatten angeboten werden.

Der Markt für Supersport-Maschinen schrumpft Experten zufolge indes: Der Trend gehe zurück zu normalen Motorrädern. Momentan seien Retro- und sogenannte Naked-Bikes beliebt. Das sind zeitgemäße Maschinen mit modernen Assistenzsystemen und Motoren, die aber die Optik klassischer Motorräder bieten. "Die gehen zurück auf den Ursprung des Motorradfahrens und begeistern viele Motorradfahrer", sagt Jürgen Bente vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR). Beliebt sind nach Angaben des IVM weiterhin auch Reiseenduros. Seit Jahren belegt die BMW R 1200 GS in der Zulassungsstatistik den ersten Platz, auf Platz fünf folgt mit der Honda CRF 1000 Africa Twin eine weitere Reiseenduro.

Die Kawasaki Versys-X 300 ist eine kleine Einsteiger-Enduro. (Foto: Boyd Jaynes/dpa)

Dass Motorräder in klassischer Linie, von manchen Herstellern als Retrolinie oder Hommage an bestehende Typen angelehnt, beliebter werden, sieht allerdings auch Achim Marten vom IVM. Dazu zählt er die BMW R nineT, die Ducati Scrambler-Familie sowie die Triumph Bonneville und ihre Derivate. "Ein deutlicher, sich seit einigen Jahren abzeichnender Trend ist das Customizing", ergänzt der Experte. Gemeint ist damit der Umbau klassischer Motorräder nach den individuellen Wünschen des Käufers. Hersteller wie beispielsweise BMW, Triumph, Ducati, Harley-Davidson und Yamaha haben dafür spezielle Programme aufgelegt.

Mit Einsteiger-Maschinen versuchen BMW und Kawasaki, neue Kunden zu gewinnen

Mit Einsteiger-Maschinen versuchen unter anderem BMW und Kawasaki neue Kundengruppen zu erschließen. So ist die Einsteiger-Enduro G 310 GS künftig die preiswerteste Maschine im BMW-Programm. Der Einzylinder leistet 34 PS und soll nach Angaben der Münchner mit der 170 Kilogramm schweren Enduro leichtes Spiel haben. Kawasaki bringt mit der Versys-X 300 eine Einsteiger-Enduro mit 300 Kubikzentimetern Hubraum.

Triumph setzt bei der Bonneville Bobber auf Purismus. (Foto: Alessio Barbanti/dpa)

Ebenfalls neu stehen unter anderem die Aprilia Shiver 900 und die Dorsoduro 900 bei den Händlern. Sie erhalten nun beide einen 900-Kubikzentimeter-Motor mit 95 PS und 90 Newtonmetern Drehmoment. Die Funbikes sollen nach Herstellerangaben ein leichtfüßiges Handling und einen starken Motor bieten. BMW hat seinen Bestseller R 1200 GS nur leicht überholt. Die Münchner bieten nun zwei neue Stylepakete und einen leiseren Antriebsstrang für die Reiseenduro mit 125 PS. Ducati bringt mit dem Café Racer und der Desert Sled zwei neue Scrambler-Ableger. Der Zweizylinder leistet 75 PS. Außerdem erweitern die Italiener mit der Monster 797 und Multistrada 950 ihre Modellpalette. Die Monster ist ein Mittelklasse-Naked-Bike mit 75 PS, die Multistrada eine Reiseenduro mit 113 PS.

© SZ vom 04.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: