Audi A4 Avant:Der Eigentliche

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Mehr als 70 Prozent der Käufer des letzten Audi A4 entschieden sich für den Kombi. Der neue Avant nimmt schon mal Anlauf.

Jörg Reichle

Ganz schön was los in Ingolstadt. In diesem Jahr jagt bei Audi ein neues Modell das nächste. Vor wenigen Wochen stellte man den kompakten Q5 vor, nun wird der A3 überarbeitet, kaum dass das Cabrio auf die Straße rollte, dazwischen erregt ein V12-Diesel im superschnellen R8 Aufsehen. Und demnächst stehen neue TT-Varianten bei den Händlern. Mit Abstand am wichtigsten ist für die VW-Tochter aber der A4, genauer: der A4 Avant. Mehr als eine Million wurden vom Vorgänger verkauft, mehr als 70 Prozent der A4-Käufer entschieden sich für die Kombi-Version. Als Dienstwagen genießt er längst höchste Ehren.

Groß geworden: Der neue Audi A4 Avant ist zwölf Zentimeter länger als sein Vorgänger, Passagiere und Gepäck profitieren davon. Zum Einstiegspreis von etwa 30.000 Euro ist der neue Audi ein exzellenter Reise- und Dienstwagen. (Foto: Foto: Audi)

Der A4 Avant kommt dem A6 gefährlich nahe

Nun also der Neue. Rein formal folgt er der bekannten Formensprache des Audi-Designs. Das bedeutet hohes ästhetisches Niveau, andererseits wächst die Zahl der Kritiker, die eine stärkere optische Differenzierung zwischen den einzelnen Baureihen vermissen. Die unterschiedlichen Tagfahrlichter allein werden das kaum leisten können.

Was den A4 Avant angeht, so ist er in den Außenmaßen inzwischen nahe an den größeren A6 gerückt, gerade mal 24 Zentimeter fehlen noch in der Länge. 4,70 Meter misst der Neue, fast 12 Zentimeter mehr als der Vorgänger und 10 Zentimeter mehr als die Konkurrenz aus Stuttgart, die C-Klasse von Mercedes.

Man mag dieses Größenwachstum als verirrten Trend kritisieren, Tatsache ist, dass die Insassen davon profitieren: Gute Bewegungsfreiheit auf allen Plätzen, mehr Knieraum hinten und für das Gepäck ordentlich Staumöglichkeit. In Zahlen: 490 Liter minimal, 1430 Liter wenn alles umgelegt ist. Die C-Klasse bietet dagegen 1500 Liter und einen besser nutzbaren, weil steilwandigeren Laderaum..

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:Mehr A4

Der neue Streich aus Ingolstadt: Audi präsentiert den neuen A4 Avant als weiteres Kapitel in einer bereits sehr langen Geschichte - der erste Kombi mit dieser Bezeichnung war 1977 der 100 C2 Avant.

Dafür haben die Audi-Entwickler an vielerlei Nützliches gedacht wie an einen herausnehmbaren Wendeboden, ein nach oben schwenkbares Laderaum-Rollo oder, gegen Aufpreis, ein auf Schienen laufendes Fixiersystem, das die Koffer vorm Kullern bewahren soll. Dass man die Gepäckraumklappe gegen Aufpreis auch elektrisch öffnen kann, ist ja inzwischen Standard in der Premium-Klasse. Verzichtet hat man dagegen auf eine verschiebbare Rückbank oder verstellbare Lehnen hinten - wer das braucht, findet es im neuen Q5.

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:Zwischen Geländewagen und Kombi

Mit sehenswertem Avant-Styling, Allradantrieb und kraftvollen Motoren will der Q5 von Audi die weit enteilte Konkurrenz einholen.

Ein exzellentes Reiseauto

Eine Reise im neuen A4 Avant beginnt mit einem Wiedersehen. Nicht nur, weil das Innendesign identisch ist mit dem der Limousine. Hier ist eben alles Audi, die hochwertigen Materialien, die präzise Verarbeitung, die simple Bedienbarkeit. Mit einer kleinen Einschränkung. Die Mittelkonsole ist inzwischen mit der Vielzahl von Tasten und Funktionen fast etwas überladen und dass sich der Lautstärkeregler fürs Radio rechts neben dem Schalthebel versteckt und nicht dort ist, wo er hingehört, am Gerät selbst nämlich, ist verbesserungsfähig.

Von dieser kleinen Unpässlichkeit abgesehen, präsentierte sich der A4 Avant auf einer ersten längeren Testfahrt als exzellentes Reiseauto. Nervenschonend leise, mit einer idealen Mischung aus Komfort und aktiver Fahrfreude. Letzteres vor allem auf kurviger Bahn. Dank der neuen Gewichtsverteilung an der Vorderachse - der Avant setzt auf das gleiche Fahrwerkslayout wie die Limousine -, lässt sich der Avant äußerst präzise und so mühelos dirigieren wie ein kompakter Sportwagen, nicht wie ein Mordskombi von knapp 1,5 Tonnen Leergewicht. Vorbei die Frontlastigkeit von einst und das Untersteuern. Da verlässt man gerne mal den Pfad der reinen Tugend und erhöht das Reisetempo um den Spaßfaktor vier.

Dazu leisten auch die Motoren ihren Beitrag. Zehn Aggregate stehen zur Auswahl, fünf Benziner und fünf TDI-Diesel mit einem Leistungsband von 88 kW (120 PS) bis 195 kW (265 PS). Vier Motoren sind serienmäßig oder gegen Aufpreis mit Allradantrieb kombinierbar. Im Zuge der reinen Vernunft würden wir jedoch die jeweiligen Basismotoren empfehlen. Die stärkere Version des 1,8-TFSI leistet 118 kW (160 PS) und verbraucht nach Audi-Angaben 7,2 Liter.

Wie immer: Die Aufpreisliste ist lang

30.600 Euro kostet der A4 Avant mit diesem Motor. Für den günstigsten Diesel, den 2.0 TDI mit 105 kW (143 PS), verlangt Audi 32.050 Euro. Wenn man bedenkt, dass die C-Klasse durchweg etwa 2000 Euro mehr kostet als der Audi, ist das vergleichsweise preiswert. Wenn Ende des Jahres der 1,8-Liter mit 120 PS kommt, reduziert sich der A4-Einstiegstarif sogar auf 27.550 Euro.

Nach oben sorgt das uferlose Zubehörprogramm freilich für jede Art von Steigerung. Vom MMI-Bediensystem, beheizten und belüfteten Sportsitzen bis hin zu einer ganzen Schar von Assistenten, die das Fahren leichter und sicherer machen sollen, ist alles da. So gibt es eine in drei Stufen steigerbare Einparkhilfe, einen Spurhalteassistenten und eine Spurwechselwarnung, einen Tempomat mit Abstandsradar und einen neuen Fernlichtassistenten, der automatisch abblendet. Verkaufsbeginn für den Audi A4 Avant: sofort.

© SZ vom 3.5.2008/gf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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