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FREUDE pur

Innere Uhr

Wunderwerk Schlaf – wie fängt man ihn ein?

Deutschlands führender Schlafforscher über unerwünschtes Aufwachen und Säbelzahntiger

Wunderwerk Schlaf – wie fängt man ihn ein?

Foto: Adobe Stock

Till Roenneberg, Professor Emeritus des Instituts für Medizinische Psychologie der

Ludwig-Maximilians-Universität München, gehört zu den international führenden Chronobiologen und Schlafforschern. Mit „Freude pur“ spricht er über Schlafsünden und Ursachen für Schlafstörungen.

 

„Freude pur“: Herr Roenneberg, in Ihrem Buch betonen Sie die Wichtigkeit eines erholsamen Nachtschlafs. Warum ist Schlaf so essenziell für uns?

Till Roenneberg: Ohne Schlaf überleben wir nicht. Dabei nimmt Schlaf nichts weg vom Wachsein, sondern macht den Wachzustand überhaupt erst möglich. Schlaf stellt einen „Boxenstopp“ für unser Gehirn dar, und unser Gehirn, das sind ja wir selbst. Während wir schlafen, finden zahlreiche Reparaturprozesse statt, die für Gedächtnis und Immunsystem essenziell sind. Wir machen tagsüber mehr Fehler, wenn wir nicht gut geschlafen haben, oder wir fangen uns leichter einen Schnupfen ein.

 

Warum schlafen wir denn nachts und nicht tagsüber?

Unsere Spezies hat sich auf den hellen Tag spezialisiert und unsere Sinnesorgane sind daher auf die Lichtnische eingestellt. Tatsächlich ist der Sehsinn unser stärkster Sinn. Nachts ziehen wir uns zurück, daher konzentrieren sich alle zu erledigenden Arbeiten des Gehirns in diesem Zeitraum.

 

Wir verletzen den Schlaf auf vielen Ebenen, schreiben Sie. Was ist denn unsere größte Schlafsünde?

Der Wecker! Unser inneres Regulationssystem bietet uns eine optimale Zeit zum Schlafen, die bei jedem Menschen individuell besteht – und die wir für einen guten Nachtschlaf respektiert sollten. Wenn wir gemäß unserer inneren Uhr zu Bett gehen, wachen wir natürlich auf. Bei den meisten Menschen sogar immer zur ungefähr selben Zeit. Der Wecker hat auch noch einen psychologischen Nachteil, die Panik vor seinem Läuten verhindert nämlich das Wiedereinschlafen in der Nacht. Wer ihn ausstellt und auf seinen natürlichen Schlafrhythmus vertraut, schläft besser.

 

Was passiert in dem Moment, in dem wir hinübergleiten in den Schlaf?

Wir merken es ja nicht, wenn wir in den Schlaf gleiten.  Manchmal fallen wir auch oder wir haben das Gefühl, dass wir fallen, oder unsere Glieder zucken kurz vor dem Einschlafen. Manchmal liegen wir auch vermeintlich wach da, während wir in Wirklichkeit schon eingeschlafen sind. Das wird uns aber erst bewusst, wenn uns unser Bettpartner in die Seite stupst, weil wir schon wieder schnarchen. Das Gehirn arbeitet nicht immer synchron beim Abschalten seiner bewussten Funktionen. Was genau im Gehirn passiert, wenn wir einschlafen, ist allerdings bislang nur teilweise bekannt.

 

Selig einschlummern – ist das eine Gnade oder eine Kunst, die sich üben lässt?

Beides. Es gibt begnadete Schläfer, es gibt Einschlafprobleme, die physiologische Ursachen haben, und es gibt das weite Feld psychologischer Hindernisse. Wenn das Gehirn in Habacht-Stellung ist, kann es schlecht in den Schlaf übergehen. Das Bewusstsein stemmt sich dagegen.

 

Was hält uns denn vom Loslassen ab?

Im bildlichen Sinn der Säbelzahntiger. Wenn ich in Sicherheit bin, kann ich schlafen. Wenn ich mich hingegen immer noch über meinen Vorgesetzten aufrege oder meine To-do-Liste für den nächsten Tag durchgehe, sitzt der Säbelzahntiger an meinem Bett. Bei psychologisch bedingten Schlafproblemen hilft eine Verhaltenstherapie. Man sollte keine Scheu haben, sie bei Schlafproblemen auszuprobieren. 

Schlafforscher till Roenneberg

Schlafforscher Till Roenneberg. Foto: privat

Der Schlaftypus entscheidet, wie wir schlafen. Können Sie das kurz erläutern?

Chronotyp wäre das richtige Wort. Ähnlich wie eine feststehende Schuh- oder Konfektionsgröße hat jeder Mensch eine innere Uhr, die bestimmt, ob er oder sie zu den Lerchen oder Eulen zählt. Ich habe noch die Taube ergänzt, um der Mehrheit zwischen den beiden Extremen von Frühaufsteher und Spät-zu-Bett-Geher einen Namen zu geben. Forschung belegt, dass ein Leben gegen die eigene innere Uhr in jeder Beziehung ungesund ist. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychische Probleme, demenzielle Veränderung – all das kann durch ein chronisches Gegen-den-Schlaf-Leben getriggert werden.

Was kann der Einzelne tun?

Man sollte sich fragen, wann kann ich am besten schlafen? Und sich nicht wundern, wenn man im Lerchen-Fall sehr früh morgens aufwacht. Das ist akzeptabel, wenn man einfach früher zu Bett geht. Eulen haben hingegen eher Einschlafprobleme. Sie sind gern mal gegen 18 Uhr müde und drehen dann um 22 Uhr noch einmal voll auf. Auch hier bringt ein Einstellen auf den Schlaf-Wach-Rhythmus viel.

 

Stimmt es, dass wir im Alter nicht mehr so gut schlafen?

Wir wachen in der Nacht öfter auf, was aber kein großes Problem sein muss, wenn man das toleriert. Ich wache zum Beispiel öfter nach den ersten beiden Schlafzyklen auf, schlafe dann aber die restlichen drei, vier Zyklen der Nacht durch.

 

Wenn man nicht schlafen kann, soll man lieber aufstehen und etwas tun, statt sich sinnlos im Bett zu wälzen … stimmt das?

Für die Leute, die mit dem Säbelzahntiger zu tun haben, eher nicht. Sie macht die Begegnung mit der Tagwelt in der Nacht nicht ruhiger, weshalb hier verhaltenstherapeutische Maßnahmen besser sind.

 

Ihr persönlicher Tipp für guten Schlaf?

Ruhe finden. Mir gelingt das verrückterweise am besten, wenn ich krank bin und Fieber habe. Dann stresst mich gar nichts, weil das körperliche Verlangen nach Ruhe und Schlaf so überwältigend ist. Diesen Zustand sollte man auch ohne Fieber erreichen, das wäre es.

 

Interview: Bettina Rubow

Literaturtipp

Till Roenneberg: „Das Recht auf Schlaf. Eine Kampfschrift für den Schlaf und ein Nachruf auf den Wecker“. Dtv, 2019, 20 Euro

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