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Das zwitschernde Badezimmer

Wellness daheim ist hip, aber nicht ganz unproblematisch. Wir zeigen Wege aus der Wannenkrise

Das zwitschernde Badezimmer

Foto: Adobe Stock

Auf den ersten Blick ist da nur Manhattan hinter bodentiefen Fenstern, davor ein eleganter Wohnraum, der sich auf den zweiten Blick als minimalistisches (zu Deutsch luxuriöses) Bad entpuppt. Als Sofa fungiert eine freistehende Badewanne, unter einer Brüstung wartet die Regendusche und das Klo ist anderswo. Die Badtrends 2023 zeigen es an, wir sollten unsere Wohnzimmer leerräumen und dort Badezimmer installieren. Wohnzimmer sind bekanntlich völlig überschätzt, das echte Leben entfaltet sich im Bad. Hier tauchen wir ab, unterhalten uns mit dem Partner, machen Yoga, brausen die Kinder ab und vertiefen uns in Aphorismen ohne Tür- oder sonstige Schwellen. Tipp dazu unten.

Das Bad als Wellness-Oase ist der Trend seit der Pandemie und man muss schon sagen, Glück gehabt, dass wir dabei sein dürfen. Denn noch vor siebzig Jahren sah das Bad, pardon, die Körperreinigung noch ganz anders aus. Unsere Großeltern wuschen sich morgens mit dem Waschlappen ab und nahmen am Samstag ein Vollbad, in das nach ihnen ihre Kinder kletterten. Das war eine Gaudi und sie kam ganz ohne Fußbodenheizung und Handtuchwärmer aus. Sogar ein Badezimmer war oft nicht vorhanden, sondern man badete in der Küche. Heute werden exklusivere Neubauten mit einem Bad für die Dame und einem Bad für den Herrn geplant. Kein Kuddelmuddel der Geschlechter bei der Körperhygiene, bitteschön (eine Psychologin riet einst, nie gemeinsam mit einem geliebten Mann im Bad zu verweilen, gemeinsames Zähneputzen würde jeglichen Sexappeal untergraben). Ansonsten sind wir aber schon sehr für die Natur und statten unser Bad mit viel Holz, Pflanzen und Zedernduft aus. Und über allem zwitschert die Zwitscherbox, in der sich allerhand Vögel in lustigen Talkrunden verfangen haben. Die Zwitscherbox bekommen Sie inzwischen in jedem Haushaltswarengeschäft. Sie ist so beliebt, dass manche sie auch auf den Balkon oder den Garten hinaustragen, was natürlich Quatsch ist, denn dort sind ja hoffentlich noch echte Vögel.

Was man sonst noch alles braucht, wenn man ein Badezimmer besitzt, und das tun ja die meisten, erfährt man in der Badewanne beim Durchblättern all der Hübscher- Wohnen-Hefte, die, siehe oben, Badewannen quer in den Raum stellen, damit man auf jeden Fall den Blick auf die hehren Wolkenkratzer frei hat, wenn nicht auf echte, dann auf fotografierte. Gut, dass es wasserdichte Fototapeten gibt! Auch Badausstellungen bringen einen auf Gedanken. Wofür ist denn dieser Steinblock in der Dusche gut? Ja, darauf rasieren sich die Damen die Beine, sagt der Badberater. Es gibt noch praktische Verbesserungen im Leben! Wie schön. Und die Lichtfrage. Sie ist selbst im kleinsten Bad essenziell. Wie genau möchte ich mein Gesicht im Spiegel erkennen? Will ich jedes kleine Härchen sehen und damit auch die kleinste Falte? Bedeutet ein gut ausgeleuchtetes Bad noch Wellness oder verheißt es nicht vielmehr die Beauty-Kontroll-Hölle auf Erden? Das sind Entscheidungen, die man nicht der Zwitscherbox überlassen sollte.

Das Wannenbad als einzige lokale Wellness-Option

Selbst wenn das eigene Bad kein Loft ist, sondern nur dreieinhalb Quadratmeter misst (ökologisch sinnvoll und rasch zu putzen), kann man es in eine Wellness-Oase verwandeln. Wie das gehen soll? Nun, man muss sich nur zwischen einem wöchentlichen Salzbad und einer täglich fünfminütigen Dusche unter der neuen Shower-Pipe mit Eco-Sparduschkopf entscheiden. Die Autorin plädiert ohne jeden Zweifel für das Wannenbad, der einzigen lokalen Wellness-Option, die auch bei geschlossenen Saunas für körperliches Wohlgefühl sorgt. In die kleine Badewanne passt leider nur eine Person, was Streit über Quietscheentchen verhindert, ein riesiger Vorteil. Dafür kann man im Minibad dank Zwitscherbox und Zedernduft auch waldbaden, wenn man die Augen fest verschließt. Außerdem lässt sich in der Badewanne auch einmal duschen, obwohl die Duscherei ja auch komplett überschätzt wird. Niemand muss sich täglich duschen, ja man sollte es auch der Haut zuliebe sowieso nur alle zwei Tage tun. Es sei denn, man wendet die Dusche gesundheitsfördernd an und stellt sich einfach (einfach???) für dreißig Sekunden unter das eiskalt fließende Wasser. Dann ist man wach und erstaunlich durchgewärmt und möchte auf der Stelle sämtliche Mails beantworten, die in der Bademanteltasche warten. Oder doch lieber einen Blick ins unerschöpfliche Universum des Dichters Fernando Pessoa werfen?

PS: Und das Klo? Wo hat sich das Klo versteckt? Etwa hinter Bücherbergen? Auf jeden Fall passt es nicht recht zum gestylten Wellnessbad, weder in der großen noch in der kleinen Variante, und musste daher leider draußen bleiben. Angebote für fashionable Klos mit Aussicht muss die Autorin noch einholen.

Bettina Rubow

Tipp:

Geistiges Badaccessoire: Fernando Pessoa, „Buch der Unruhe“. Fischer Taschenbuch, 19 Euro

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