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FREUDE pur
Stolze Schönheiten
Foto: Adobe Stock
Südtiroler Highlights
Seit Jahrhunderten stehen sie meist auf der Anhöhe und üben nach wie vor eine ganz besondere Anziehungskraft aus: Einen Blick durchs Schlüsselloch werfen, erahnen wie der Adel früher gelebt hat und sich vielleicht sogar selbst für einen geheimen Augenblick wie eine Königin oder ein König fühlen. Der Besuch eines Schlosses gehört für viele zum festen Programmpunkt eines Sommerurlaubs. Bietet sich ja auch an, denn allein in Südtirol befinden sind an die 800 Burgen und Schlösser – da gibt es wirklich eine Menge zu sehen und entdecken. Zum Beispiel die landesfürstliche Burg als eines der schönsten Wahrzeichen Merans. Seit dem 15. Jahrhundert schon gehört sie zum Stadtbild und ist heute noch wunderbar erhalten. Nachdem sie in der Winterzeit überwiegend geschlossen ist, wäre jetzt die beste Gelegenheit die beeindruckende Wachstube, die vielen antiken Kunstwerke und die wunderschönen Fresken in der kleinen Kapelle zu bestaunen.
Schloss Trauttmannsdorf befindet sich mitten im Botanischen Garten von Meran. Foto: Adobe Stock
Ebenfalls in der Nähe von Meran befindet sich eines der wichtigsten Südtiroler Reiseziele für alle Garten- und Pflanzenfreunde. Die Gärten von Schloss Trauttmansdorf sind weltberühmt ob ihrer Vielfalt und Kreativität. Über 80 Gartenlandschaften, Künstlerpavillons und natürlich die atemberaubende Aussichtsplattform des bekannten Architekten Matteo Thun bieten traumhafte Ein- und Ausblicke in und auf die Gartenkunst und die Schönheit der Südtiroler Landschaft. Aber auch ein Besuch des Schlossgebäudes selbst lohnt sich, denn es beherbergt das Südtiroler Landesmuseum für Tourismus. Die Ausstellung des „Touriseum“, wie es inzwischen etwas flockiger heißt, zeigt ausgewählte Exponate zur Geschichte der Reisefreudigkeit und regelmäßig auch diverse sehenswerte Sonderausstellungen. In diesem Jahr etwa „Visitate Merano!“ mit historischen Plakaten aus der Region oder „We Need You“, eine Expo, die sich auf informative und gleichermaßen überraschend unterhaltende Art der Personalnot im Gastgewerbe widmet.
Wer an Burgen genauso viel Gefallen wie an Schlössern findet, sollte sich unbedingt die Trostburg oberhalb Waidbruck vornehmen. Zum einen ist die Anlage aus dem 12. Jahrhundert mit ihren Prunksälen und der historischen Bibliothek eine Schau für sich, und zum anderen befindet sich hier auch das Südtiroler Burgenmuseum mit rund 80 detailgetreuen Burgmodellen im Kleinformat.
Die Restaurierungsarbeiten von Schloss Neuschwanstein werden voraussichtlich im Frühjahr 2024 abgeschlossen sein. Foto: Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung/Peter Samer
Nicht nur beim „Kini“ zu Gast
Wenn es um Schlösser in Bayern geht, kommt man an den Prachtbauten von König Ludwig II. selbstverständlich nicht vorbei. Sie stehen sogar auf der deutschen Vorschlagsliste zum UNESCO-Weltkulturerbe, über die in zwei Jahren entschieden werden wird. Dem „Kini“ wäre eine solche wertschätzende Anerkennung sicher recht. Sehenswert sind seine „Wohnungen“ auf jeden Fall immer. Ihr Besuch macht auch beim zweiten und dritten Mal noch Spaß, gibt es doch immer wieder Neues zu entdecken. Auch wenn mitunter aufwendige Renovierungsarbeiten laufen.
Prominentestes Beispiel dafür ist Schloss Neuschwanstein, bei dem vor sechs Jahren mit der großen Restaurierung begonnen wurde. Aus diesem Grund können einige Räume immer mal wieder länger nicht besichtigt werden, aber es geht zumindest voran: Sänger- und Thronsaal sind bereits fertig und können im Rahmen einer Führung staunend bewundert werden. Der berühmte Blick aufs Schloss von der Marienbrücke aus ist schon seit dem letzten Sommer wieder möglich, nachdem die Verankerungen im Fels unter anderem mittels Hubschrauberflügen einer Spezialfirma neu gesetzt werden konnten.
Nach einem Brand des Alten Schlosses ließ Markgraf Friedrich von Brandenburg 1753 das Neue Schloss in Bayreuth errichten. Foto: Ramona Schirner
Bayerische Schlössertage
Aber nicht nur „Märchenkönig“ Ludwig hat uns schöne Schlösser geschenkt, auch woanders in Bayern kann man sich an der feudalen Baukunst erfreuen. In Franken zum Beispiel im kleinen aber feinen Hammelburger Kellereischloss mit seinem romantischen Garten, dem Neuen Schloss in Bayreuth als Preziose des Bayreuther Rokokos oder am prächtigen Schloss Aschaffenurg mit seinen charakteristischen Treppentürmen. Eine gute Möglichkeit einige der Schlösser und Burgen im Freistaat näher kennenzulernen, sind übrigens die „Bayerischen Schlössertage“, die den ganzen Sommer über an verschiedenen Locations über die Bühne gehen. Auf der Burg Prunn im Altmühltal am 30. Juni 2023, in Schloss Höchstädt am 14. Juli 2023, auf der Nürnberger Kaiserburg am 22. Juli 2023 und beim Augustiner-Chorherrenstift Herrenchiemsee am 11. August 2023. Alle präsentieren jeweils eigene Events bei kostenlosem Eintritt.
Die Festung Hohensalzburg ist eine der größten Burganlagen aus dem 11. Jahrhundert und wurde in ihrer wechselhaften Geschichte nie zerstört. Foto: Salzburger Burgen & Schlösser
Mozart auf der Burg
Auch auf der größten vollständig erhaltenen Burg Europas ist wieder mächtig viel los in diesem Jahr: Auf der Festung Hohensalzburg kommen zum erhabenen Eindruck der mächtigen Anlage traditionell noch die schönen Töne. Jeden Sonntag beim Turmblasen vom Trompeterturm zum Beispiel. Um 11.45 Uhr beginnt sie jeweils, die wohlklingendste Viertelstunde der Woche. Mit Werken der Hoftrompeter, die bereits im 17. und 18. Jahrhundert entstanden sind. Ein tolles musikalisches Erlebnis, das in etwas anderer Form auch die Salzburger Festungskonzerte hier oben bieten. Das „Salzburger Mozart Ensemble“ oder das „Mozart Kammerorchester Salzburg“ spielen nahezu täglich im mittelalterlichen Ambiente der Burg.
Die Flugvorführungen des historischen Landesfalkenhofes finden auf der Burg Hohenwerfen täglich zweimal statt, im Juli und August sogar dreimal. Foto: Salzburger Burgen und Schlösser/Wolfgang Lienbacher
Und diese Epoche hat auch hier ihre Spuren hinterlassen: Wer als Kind jemals mit einer Ritterburg gespielt hat, der wird auf der Burg Hohenwerfen im Salzachtal ein Déjà-vu erleben, sieht sie doch ganz genauso aus wie die Adelssitze aus dem Kinderzimmer, aus Ritterfilmen oder spannenden Büchern. Mit Argusaugen wurden in früheren Zeiten von hier aus die wichtigen Handelsrouten überwacht, und heute kann man die Anlage ganz entspannt besuchen. Einfach zum Anschauen, für Feste und Konzerte, oder auch um faszinierende Greifvögel zu erleben, die die Burgfalknerei trainiert und bei Flugschauen spektakulär fliegen lässt.
Schnitzel und Textilien
Kulinarische Highlights hat selbstverständlich auch das Land Vorarlberg zu bieten. Zum Beispiel im ritterlichen Ambiente der Schattenburg bei Feldkirch. Dort brutzelt das „Schattenburg-Schnitzel“ in den Pfannen der dazugehörigen Gastwirtschaft und sorgt dann auf dem Teller garantiert für eine im Wortsinn riesige Überraschung.
Die Schattenburg bei Feldkirch wartet mit eine Anlage aus dem 13. Jahrhundert auf. Foto: Adobe Stock
Riesenfreude stellt sich dann auch beim gut gestärkten Erkunden der Anlage aus dem 13. Jahrhundert ein. Sie ist sehr gut erhalten und verfügt über ein eigenes Museum, in dem man sich umfassend über ihre Geschichte und ihre Besonderheiten informieren kann. Und noch ein weiterer Tipp für alle, die einen Burgbesuch gerne mit ein bisschen Dazulernen verbinden wollen: Die Mittelweiherburg in Hard ist ein kleines Schlösschen mit sehr wechselvoller Geschichte. Sie war mal schicker Wohnsitz, mal auch ein kleines Kloster. Sie hat Bränden und Bombenschäden getrotzt und wurde Ende des 18. Jahrhunderts mit der Einrichtung einer Stoffdruckerei zum wichtigen Teil der Vorarlberger Textilindustrie. Darum befindet sich hier nun das kleine aber feine Textildruckmuseum, das sich in seinen Ausstellungen sowohl der Kunstfertigkeit als auch der Geschichte der Industrialisierung widmet.
Kai-Uwe Digel
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