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Alpen-Sagen

Sagenumwobene Orte

Legenden und Mythen rund um die bizarren Bergwelten Norditaliens

Sagenumwobene Orte

Mediterrane Leichtigkeit im Kontrast zur mystischen Berglandschaft: Das Panorama der Dolomiten von Bozen aus. Foto: IDM Südtirol-Alto Adige/Tobias Kaser

Vielleicht waren es die langen Nächte und vielen verschneiten Tage in den Bergbauernhöfen, die die Südtiroler dazu inspirierten, so viele Sagen und Legenden zu bewahren und weiterzugeben. Viele von ihnen versuchen, die Formenvielfalt der Landschaft sowie schwer nachvollziehbaren Naturphänomene auf anschauliche Weise zu erklären und bedienen sich dabei oft Fabelwesen in Form verschiedenster Naturgeister. Die allermeisten sind von einem poetischen Zauber durchwoben, der nicht nur in ihnen selbst, sondern auch in der besonderen, bizarren Bergwelt Südtirols zu finden ist. Perfekt also, um Wanderungen nochmal ein ganz besonderes Extra zu verleihen oder Kinder zum Wandern zu motivieren. Haben Sie zum Beispiel schon was von den versteinerten Puppen im Latemargebiet nahe Bozen gehört? Oder wissen, warum im Grödnertal die fünf Fingerspitzen eines Riesen aus der Erde ragen? Zunächst klären wir die Frage, warum die Dolomiten eigentlich so bleich sind. Früher nannten sie die Einheimischen auch die „Bleichen Berge“.

Laut der Legende war das Reich der Dolomiten einst ein wahres Paradies. Grüne Wiesen, satte Weiden, ein Blumenmeer und glasklare Bergseen prägten die Landschaft. Doch eine unglückliche Liebe veränderte alles. Der Sohn des dort herrschenden Königs verliebte sich in eine Mondprinzessin und heiratete sie. Doch der Prinz ertrug das gleißende Mondlicht seiner Angebeteten nicht und bangte sogar um sein Sehvermögen. Die Mondprinzessin dagegen konnte den Anblick der düsteren Felsen und dunklen Wälder nicht ertragen. Kurzum: Die Prinzessin verließ ihren Ehegatten. Dieser durchstreifte fortan die dunklen Wälder, um seine verlorene Liebe zu betrauern. Ein Glück, dass ihm dort ein Zwergenkönig begegnete. Er versprach dem jungen Prinzen, die Dolomiten in hellem Glanz erstrahlen zu lassen, wenn sich sein Volk dort niederlassen dürfte. Mit Handschlag besiegelt fing das Zwergenvolk sodann einen Mondstrahl nach dem anderen ein und überzog damit die dunklen Felsen. Auch die Mondprinzessin kehrte in die nun bleichen Berge zurück, die nun hell wie der Mond strahlten, und das Glück zog wieder im Dolomitenreich ein...

Das berühmte Leuchten des Rosengartens bei Dämmerung. Foto: IDM Südtirol-Alto Adige/Tobias Kaser

Das Leuchten der Rosen

Einem weiteren Zwergenvolk ist im Rosengarten-Latemargebiet nahe Bozen der versteinerte Rosengarten zu verdanken, der heute Wanderer besonders in den Abendstunden entzückt: Bei Sonnenuntergang leuchtet das Felsgestein rosa und ist aufgrund der Beschaffenheit der Berge ein einmaliges Naturschauspiel. Der Sage nach soll hier König Laurin gehaust haben, dessen größter Stolz sein riesiger blühender Rosengarten war. In Kurzversion trug es sich so zu: Der König geriet in Streit mit den Rittern, die um die Hand seiner Tochter buhlten, und wurde schließlich von diesen gefangengenommen. Aus Wut, so sein Reich verloren zu haben, verfluchte er seinen Rosengarten: Kein Mensch sollte seine Rosen mehr sehen dürfen – weder bei Tag noch bei Nacht. Doch an eines hat er nicht gedacht: an die Dämmerung. Und so zeigt sich noch heute in der Abenddämmerung der rote Rosenschimmer des Rosengartens. Übrigens: Die Kastelruther Spatzen haben mit ihrem Lied „Sterne überm Rosengarten“ der Sage um König Laurin ein ganzes Lied gewidmet.

Aber auch das Latemargebirge hat eine eigene Sage, die die bizarre Form der Berggruppe erklären soll. Ein Hirtenmädchen sollte einst von einem alten, steinreichen Mann eine Puppe als Finderlohn bekommen. Der Mann zeigte ihr einige Puppen, aus der sie auswählen sollte – doch sie war mit keiner zufrieden und wollte eine teurere Puppe. Aus Wut über diese Gier verwandelte der alte Mann kurzerhand alle Puppen in Stein – und wenn man den Latemar bei Sonnenschein heute genau betrachtet, kann man die prächtigen Seidenkleider der Steinpuppen heute noch glänzen sehen.

Der Feuer- und Fruchtbarkeitsbrauch des „Scheibenschlagens“. Foto: IDM Südtirol-Alto Adige/Frieder Blickle

Von Zwergen und Puppen geht es nun zu einem Riesen – denn das markante Bergmassiv des Langkofels im Grödnertal ist tatsächlich nach einem Riesen benannt. Dieser stibitzte sich bei seinen ausgiebigen Streifzügen das ein oder andere Huhn der Bauern und wurde deshalb vor den Hohen Rat der Riesen gerufen – und wurde hart bestraft: Wie durch einen Zauber versank er in den Erdboden, wo er auch heute noch lebt, heißt es in der Sage. Auf Erden erinnert man sich an den Riesen nur noch durch seine in Richtung Himmel ragende Hand – die Fünffingerspitzen.

Es gäbe noch so viel mehr zu erzählen, etwa die Sage vom Aufstieg und Untergang des Fanesreiches, dessen unterirdischer Eingang sich am Pragser Wildsee befinden soll, vom Schloss am Abgrund bei Wolkenstein, dem Schatz am Schwarzen Brünnl in Karthaus im Schnalstal und, und, und…

Am Pragser Wildsee soll sich der Eingang zum Reich des untergegangenen Volkes Fanes befinden. Foto: IDM Südtirol-Alto Adige/Harald Wisthaler

Die Sagenwelt Südtirols ist schier unendlich und füllt ganze Bücher. Für alle, die sie gerne nachlesen möchten, empfehlen sich etwa das „Dolomiten-Sagenbuch“ von Auguste Lechner, das Buch „Die schönsten Sagen aus Südtirol“ von Wolfgang Morscher und Berit Mrugalska-Morscher und – besonders spannend: Das Werk „Dolomiten Sagen: Sagen und Überlieferungen, Märchen und Erzählungen der ladinischen und deutschen Dolomitenbewohner“ des großen Südtiroler Volkskundlers Karl Felix Wolff, der diese in mühevoller Kleinarbeit vor rund hundert Jahren zusammengetragen hat.


Barbara Brubacher

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