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FREUDE pur

Auf dem Goldsteig

Rauf zum Runterkommen

Die Königsetappe über den Großen Falkenstein, Rachel und Lusen entführt in Gebiete wohltuender Ruhe

Rauf zum Runterkommen

Das Gipfelkreuz auf dem Lusen, mitten im „Blockmeer“. Im Hintergrund zieht ein Gewitter heran. Foto: Horst Kramer

Kaum hatten wir es uns im Lusenschutzhaus bequem gemacht, setzte der Regen ein. Nicht irgendein Regen, sondern ein Wasserfall. Rund eine Stunde schüttete es, doch wir hatten es nicht eilig. Wir, zwei Ehepaare aus dem Münchner Umland, waren auf dem Goldsteig unterwegs. Die „Gipfeltour“, die Königsetappe des Goldsteigs von Bayerisch Eisenstein über den Großen Falkenstein und Großen Rachel weiter zum Lusen sowie hinunter nach Mauth.

Drei Tage hatten wir eingeplant, mit drei Übernachtungen in den Gipfel-Schutzhäusern. Eigentlich viel zu kurz. Nicht nur, weil uns die Touren konditionell forderten. Sondern weil der Wald und sein Zauber einfach mehr Zeit fordern. Und auch die Menschen, die wir kennenlernten.

Zum Beispiel jetzt hier oben auf dem Lusen. Ein Regensburger Ehepaar, beide im Rentenalter, aber topfit, zwei Wanderinnen mittleren Alters aus Leipzig und ein Familienclan aus dem Frankfurter Raum. Es wurde ein richtig netter Spätnachmittag, für die Regensburger und uns, auch ein unterhaltsamer Abend, die anderen machten sich an den Abstieg. Wirtin Bettina und Wirt Heinz kümmerten sich rührend um uns, das Essen war deftig und schmeckte uns wunderbar, die Getränke ebenfalls. Zwei Tage zuvor waren wir mittags in Bayerisch Eisenstein (724 Meter) aufgebrochen, nach einer rund Dreieinhalb-Stunden-Anfahrt mit der Bahn. Es war ein warmer Tag Ende Juni, zum Glück nicht zu heiß. Über die Trifter-Klause Schwellhäusl und entlang des Triftbachs liefen wir schon nach einer Stunde in Zwieslerwaldhaus (701 Meter) ein. Den Abstecher zur 50 Meter hohen „Hohen Tanne“ ließen wir diesmal aus.

Der kürzeste Weg von Zwieserwaldhaus auf den Großen Falkenstein (1315 Meter) führt über den Kleinen Falkenstein. Wir wählten stattdessen eine Route südlich um das Falkensteinmassiv herum, um den Berg von seiner Ostseite zu besteigen. Eine gute Idee, denn der Weg ist abwechslungsreich und spannend. Gerade auf dem letzten Teilstück vom Großen Höllbach über die Höllbachschwelle (990 Meter) steil nach oben. Auf der schönen Terrasse des neuen Schutzhauses am Großen Falkenstein genossen wir den Sommerabend und gingen etwas später in unser Vier-Bett-Zimmer als eigentlich geplant. Denn anderntags stand die anstrengende, rund 27 Kilometer lange Tour zum Großen Rachel (1452 Meter) an.

Freude pur, Biken und Wandern, Schutzhütte an der Höllbachschwelle am Ufer des Triftteichs, mit einer bequemen Rastecke.

Idyllischer Zwischenstopp auf dem Weg zum Großen Falkenstein: die Schutzhütte an der Höllbachschwelle am Ufer des Triftteichs, mit einer bequemen Rastecke. Foto: Horst Kramer

Freude pur, Biken und Wandern, Typische Schachtenlandschaft am Goldsteig unweit der tschechischen Grenze

Typische Schachtenlandschaft am Goldsteig unweit der tschechischen Grenze – ein von Menschen geschaffenes Areal, in dem ab dem 18. Jahrhundert bis Mitte des 20. Jahrhunderts Rinder gehalten wurden. Foto: Horst Kramer

Schon die Namen klingen nach alten Zeiten: Rindlschachten, Zwieselter Filz, Kohlschachten (wo tatsächlich eine alte Sorte Bayerwald-Rinder weideten) oder Verlorener Schachten. Morgens um zirka 7.30 Uhr waren wir aufgebrochen, knappe zwölf Stunden später kamen wir am Waldschmidt-Haus (1360 Meter) unterhalb des Große Rachel an. Hungrig und durstig, trotz der sieben Liter Wasser, eines üppigen Brotzeitpakets und unserer Vorräte an Brezn und Obst. Das sehr nette Wirtepaar des Waldschmidt-Hauses erwartete uns schon (wir hatten alle Unterkünfte Wochen zuvor gebucht). Leider gaben die beiden im ersten Jahr der Pandemie auf. Das Haus steht leer, der Freistaat plant seit 2020 einen Umbau des 111 Jahre alten Bauwerks. Spätestens in diesem Juni soll die Entscheidung fallen, ob die Renovierung im kommenden Jahr starten kann.

 

Wer heuer auf dem Goldsteig unterwegs ist, muss in Spiegelau übernachten. Der Igel-Bus der Linie 601 vom Lusen-Gipfel nach Spiegelau ist zweimal in der Stunde unterwegs. Wir hingegen konnten uns im Waldschmidt-Haus erholen. Nach einem kalorienreichen Abendessen fielen wir nach dem anstrengenden Tag wie Steine in unsere Betten. Was uns nicht hinderte, am nächsten Morgen den Rachel-Gipfel zu erklimmen und die grandiose Aussicht zu genießen. Von dort stiegen wir hinunter zur Rachelkapelle, einem Holzbauwerk, das an skandinavische Stabkirchen erinnert und schon mehrfach Brandstiftungen zum Opfer gefallen ist.

Freude pur, Biken und Wandern, Ein Moorauge im Latschenfilz zwischen Großem Falkenstein und Großem Rachel.

Ein Moorauge im Latschenfilz zwischen Großem Falkenstein und Großem Rachel. Foto: Horst Kramer

Der Höhenwanderweg über die Felsenkanzel (1150 Meter, mit großartigem Panorama) war eine Erholung nach den Mühen des Vortags. Am „Teufelsloch“, unter dem sich die Kleine Ohe einen Weg gegraben hat, war ein Plätschern und Rauschen zu vernehmen, das mit viel Fantasie auch als Knistern des Höllenfeuers interpretierbar ist – so zumindest erzählt eine Sage. Uns beeindruckte stattdessen ein von Westen heraufziehendes Gewitter. Als wir an der „Glasarche I“ (entstanden 2003 als ein Gemeinschaftswerk von tschechischen und Bayerwald-Künstlern) ankamen, fing es an zu tröpfeln. Der Bohlenweg am Fuße des Lusenaufstiegs war aber noch gut begehbar. Ebenfalls die imposante „Himmelsleiter“, anfänglich eine Treppe aus Steinstufen, schließlich eine markierte Route quer über die riesigen Felsbrocken, Überreste der letzten Eiszeit.

Freude pur, Biken und Wandern, Die „Glasarche 1“, 2003 vom Frauenauer Glaskünstler Roland Fischer, seinem Kollegen Hubert Stern und den tschechischen Holzbildhauern Tomás Indra und Libor Kuzdas erschaffen.

Die „Glasarche 1“, 2003 vom Frauenauer Glaskünstler Roland Fischer, seinem Kollegen Hubert Stern und den tschechischen Holzbildhauern Tomás Indra und Libor Kuzdas erschaffen. Seit dem Jahr 2009 hat sie nach langem Hin und Her eine Heimat am Lusen gefunden. Die „Glasarche II“ steht vor dem Glasmuseum in Frauenau, die „Glasarche III“ ist die „Reisearche“. Foto: Horst Kramer

Dieses „Blockmeer“ zählt zu „Bayerns schönsten Geotopen“, ein Ranking, das vom Landesamt für Umwelt (LfU) aufgestellt wurde. Plötzlich ließ sich die Sonne blicken, allerdings nur kurz. Wir kehrten im Lusenschutzhaus ein. Anderntags wanderten wir nach Mauth und fuhren mit dem Igelbus nach Freyung und weiter nach Passau. Der Rückweg per ÖPNV war deutlich umständlicher als der Hinweg. Die Erlebnisse auf dem Goldsteig machten die Mühe mehr als wert. Mittlerweile ist das Bayerwald-Bussystem übrigens deutlich ausgebaut worden.


Horst Kramer

Freude pur, Biken und Wandern, Die ersten Stufen der Himmelsleiter zum Gipfel des Lusen.

Die ersten Stufen der Himmelsleiter zum Gipfel des Lusen. Etwas weiter oben verschwindet die Flora, dann geht es direkt über die Steinblöcke des Blockmeers. Foto: Horst Kramer

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