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FREUDE pur

Gipfeltreffen

Probleme „zu Ende gehen“

Musiker, Journalist und TV-Moderator Werner Schmidbauer ist leidenschaftlicher Wanderer und schöpft daraus Kraft

Probleme „zu Ende gehen“

Das Gesicht vom „Gipfeltreffen“ fühlt sich auch mal am Strand ganz wohl. Foto: Werner Schmidbauer privat, BR

Was Werner Schmidbauer anpackt, macht er voller Hingabe: Mit der Gitarre steht er für handgemachte Musik und persönliche Texte, als Journalist geht er auch mal kontroverse Themen an und spätestens mit der einfühlsamen Moderation der Reihe „Gipfeltreffen“ ist er zu einem der Aushängeschilder des Bayerischen Fernsehens geworden. Hinter all dem steckt eine Menge Arbeit, zu der es einen Ausgleich braucht. Wie er ihn findet, und welche neuen Projekte demnächst anstehen, erzählt er uns im Interview.

Herr Schmidbauer, seit über 100 Folgen läuft Ihre Sendung „Gipfeltreffen“ im Bayerischen Fernsehen. Und jedes Mal bekommt man das Gefühl, das Wandern muss für Sie das Allerschönste sein. Stimmt der Eindruck?

Werner Schmidbauer: Das stimmt. Das ist für mich schon so eine Art spirituelle Tätigkeit. Da geht’s nicht nur um körperliche Leistung, was natürlich total schön ist, wenn man sich in der Natur bewegt, aber da finde ich auch Gedanken und kann mich klären. Da kann ich einfach Ruhe finden – auch unabhängig vom Fernsehen übrigens. Der Reinhold Messner hat mal gesagt: „Mein Lieblingszustand ist Gehen“, und das geht mir genauso. Man atmet anders und kommt auf andere Gedanken. Ich hatte in den letzten Jahren viele private Veränderungen und viel zu denken. Auch Momente, in denen ich nicht besonders optimistisch war. Es ist tatsächlich so: Bei Problemen ist es manchmal gescheiter, man denkt sie nicht zu Ende, sondern man geht sie zu Ende. Das funktioniert gelegentlich.

 

Wie hat das denn begonnen mit Ihrer Liebe zum Wandern?

Es gibt sogar ein Lied über den Menschen, der mich zum Wandern gebracht hat. Das war mein Vater. „Dei Liacht“ heißt das Stück, denn er ist leider verunglückt in den Bergen. Als Kind hat er mich zusammen mit meinem Bruder ganz oft mitgenommen und das war schon sehr, sehr cool. Als Bub hat mich das eine Zeitlang sehr fasziniert, dann gab es so eine Phase, in der wir den Vater höchst seltsam empfunden haben, weil er immer gemeint hat, man muss spätestens um neun Uhr morgens auf dem Gipfel sein, sonst ist man dekadent oder so was. Aber wenn man in die Pubertät kommt, dann mag man mit dem Papa halt nicht mehr am Samstag um halb fünf in der Früh ins Auto steigen, um dann irgendwo auf den Berg zu gehen. Aber er hatte so eine Faszination dafür, so viel Freude daran, und so ist es bei mir auch. Mir geht es dabei aber überhaupt nicht darum, irgendeinen Gipfel zu erreichen, sondern eigentlich nur darum, mich zu bewegen.

 

Das heißt, der Weg ist immer wichtiger als der Gipfel?

Ja, es ist tatsächlich der Weg. Weil es oft auch der Weg bleibt. Wenn man zum Beispiel merkt, man schaffts halt nimmer. Ich bin auch schon viermal auf die Zugspitze gelaufen. Das ist viel, viel schöner als rauf zu fahren, denn der Weg fehlt irgendwie, wenn man dann einfach so plötzlich am Gipfel steht. Du fluchst zwar manchmal auf dem Weg, wenn dann wieder noch eine Steigung kommt. Aber erst dann macht es eigentlich richtig Spaß. Natürlich ist der Gipfel sensationell, es wird aber erst dann wunderschön, wenn man ihn auch begangen hat.

 

Gibt es denn eine Gegend oder eine Route, zu der es Sie immer wieder hinzieht?

Ja, das ist natürlich der Chiemgau, weil ich da drei Jahrzehnte lang gelebt habe. Da gibt es einen absoluten Lieblingsberg, auf dem ich bestimmt schon 40, 50 Mal war, den Brünnstein. Dort haben wir auch das 100. „Gipfeltreffen“ gedreht, bei dem mich meine Freundin und Kollegin Ursula Heller zur Abwechslung auch ein bisschen über mein Leben gefragt hat. Das ist ein wahnsinnig schöner Felsengipfel, der mich aus irgendeinem Grund unglaublich zur Ruhe bringt und einen großen Reiz auf mich ausübt. Man kann ihn von verschiedenen Seiten gehen. Ich komme oft über die Gießenbachklamm, wo im Sommer ganz viele Orchideenarten zu sehen sind. Es gibt übrigens auch ein Lied, das ich dort oben geschrieben hab‘: „Herobn“. Auf den Konzerten schon ein Klassiker und fast nicht wegzudenken.

 

Inzwischen leben Sie ja im Allgäu. Haben Sie die Bergwelt dort auch schon intensiv erkundet?

Ich bin seit der Pandemie hier, und das ist fast schon so was wie eine Segnung, denn im Chiemgau kenn‘ ich ja fast jeden Berg. Und wenn ich nicht weiß, wie er heißt, dann weiß ich wenigstens, mit wem ich oben war. So was wie der „Elmar-Wepper-Gipfel“, in der Art. Und jetzt bin ich am Erkunden der Allgäuer Berge, was wahnsinnigen Spaß macht, denn es ist schon was anderes. Das Inntal ist schon immer ein Durchgangstal gewesen, und im Allgäu gibt’s zwar auch lange Täler, aber die werden immer schmäler und es ist so verzweigt, dass Du eigentlich immer noch einen einsamen Platz finden kannst, sogar im Sommer.

 

Wie ist es denn beim „Gipfeltreffen“ eigentlich mit den Leuten, die vielleicht körperlich nicht so fit sind oder einfach gar nichts mit dem Wandern am Hut haben?

Solche Leute sind mir oft fast noch wichtiger auf dem Berg, weil man sie in der Umgebung nicht erwartet, und sie sich dann selbst auf eine ganz andere Art und Weise öffnen. Wie der Günther Sigl von der „Spider Murphy Gang“ zum Beispiel. Der geht nicht in die Berge normalerweise. Und plötzlich erzählen sie Dinge, die sie vorher wirklich noch nie erzählt haben. Deswegen differieren übrigens auch die Höhenunterschiede, die wir da laufen. Mit Rosie Mittermaier war es mit 1400 Höhenmetern bisher der weiteste Weg, den wir gegangen sind – und damals mit Kardinal Reinhard Marx waren es vielleicht 120 oder so.

Freude pur, Biken und Wandern, Werner Schmidbauer und Ski-Legende Rosi Mittermaier

Heitere Momente bei der Brotzeit mit der kürzlich verstorbenen Ski-Legende Rosi Mittermaier. Foto: Werner Schmidbauer privat, BR

Wir müssen ihn einfach ansprechen: Den Proviant. Der ist doch unheimlich wichtig unterwegs. Ihre Fleischpflanzerl zum Beispiel sind ja inzwischen fast schon berühmt. Machen Sie die wirklich selber?

Ja, natürlich! Das hat mir meine Mutter beigebracht. Immer wenn wir früher unterwegs gewesen sind, hat sie die als Brotzeit gemacht und das ganze Haus hat immer danach gerochen. Ich mache heute nur immer relativ viele, auch fürs Team. Da habe ich immer anderthalb Kilo Fleischpflanzerl mit dabei. Auch Wurst, Käse und Obst für alle. Das sieht man im Fernsehen natürlich gar nicht, da essen mein Gast und ich dem Team sozusagen immer erstmal was vor.

 

Übers Wandern haben wir jetzt schon viel gesprochen, aber wie schaut es denn bei Ihnen mit dem Radfahren aus?

Ich fahre sehr gerne Fahrrad, bin aber kein Offroad-Biker. Und auch Langstrecke ist nicht so meins. Aber wenn ich auf Tour bin, da hab‘ ich das Radl immer in meinem Bus drin. Sonst besteht die Gefahr, dass man zu viel rumhockt im Hotel. Man erkundet die Stadt dann mit dem Fahrrad, und auch daheim bin ich oft damit unterwegs. Ich bin schon auch ein passionierter Radlfahrer. Und obwohl ich das so lange abgelehnt habe, weil es mir so ein bisschen wie eine Kapitulation vorgekommen ist, hab‘ ich jetzt auch mit dem E-Biken angefangen. Es erhöht einfach den Radius und ermöglicht eine andere Art der Tour. Das macht mir riesigen Spaß im Moment. Da hab‘ ich auch noch so einen Traum, weil ich das noch nie gemacht habe: Eine Alpenüberquerung mit dem Fahrrad. Das möchte ich mit meiner Partnerin unbedingt noch machen. Von Kempten nach Verona zum Beispiel, das wäre schon super.

Freude pur, Biken und Wandern, Teamarbeit beim „Gipfeltreffen“, hier mit dem Schauspieler Helmfried von Lüttichau.

Teamarbeit beim „Gipfeltreffen“, hier mit dem Schauspieler Helmfried von Lüttichau. Foto: Werner Schmidbauer privat

Sie sind ja nicht nur Moderator, Journalist, Wanderer und Radfahrer – sondern vor allem auch Musiker. Anfang des Jahrtausends hat es das „Zeit der Deppen“-Album gegeben, zusammen mit Martin Kälberer. Den Titelsong haben Sie mittlerweile sogar schon in neuer Version mit ihrem Sohn aufgenommen. Aber das mit den „Deppen“ wird ja immer schlimmer: Wir hatten die „Aluhüte“, es ist Krieg in Europa und Trump ist auch wieder aktiv. Macht Sie das nicht langsam ratlos?

Ich spiele das Lied auch immer auf der Solo-Tour, das ist fester Bestandteil. Und es macht mich nicht nur ratlos, sondern auch wütend. Langsam ist es ja auch so, dass das Wort „Depp“ fast schon eine Verniedlichung ist. Ich bin jetzt aber dazu übergangen mit dem Schimpfen aufzuhören und eher darauf zu pochen, was noch da ist. Ich arbeite gerade am neuen Album, das „Mia san oans“, also „Wir sind eins“ heißen wird. Das ist einfach die Aufforderung, zusammenzuhalten. Wie immer mit vielen persönlichen Texten, aber auch mit ein paar Statements, die vielleicht mehr bringen als noch mehr Zynismus. Wobei „Zeit der Deppen“ nicht zynisch gemeint war, sondern als Song über Ängste. Und das passt ja nach wie vor. Es gibt einfach böse Strukturen, die der Mensch wohl in sich trägt. Dieses Egoistische, Neidische. Übrigens etwas, das am Berg total verschwindet. Wenn Du auf dem Berg Leute ansprichst, sind die ganz anders drauf.

Nach der Zwangspause in der Pandemie sind Sie jetzt wieder auf Tour. „Bei mir“ heißt es wieder. Ist das ein „Best of Schmidbauer“ oder spielen Sie auch schon ein paar neue Songs?

Also bei der Tour vor der Pause waren es eher Lieblingslieder in anderen Versionen. Es waren auch Raritäten dabei, die ich jahrelang nicht mehr gespielt habe und immer zwei, drei neue Songs. Insgesamt eine sehr persönliche Mischung. Die bleibt erstmal auch so ähnlich, und Anfang nächsten Jahres, wenn das neue Album erscheinen wird, da wird dann auch ganz viel Neues mit dabei sein.

 

Bei den Tour-Terminen stehen nicht nur größere Locations auf der Liste, sondern auch mal ein Landgasthof…

Ja, ganz bewusst. Ich genieße es immer wieder, auf einer kleinen Bühne zu sitzen. Manchmal kann keine Dreifachturnhalle oder ein noch so schöner Stadtsaal herbringen, was diese kleinen Bühnen zaubern können. Mehr Nähe, mehr Atmosphäre. So ähnlich wie wahrscheinlich der alte heruntergefahrene Cinquecento immer tausendmal schöner sein wird als das tollste neueste Elektroauto. Und noch ein Grund ist, die kleinen Veranstalter zu unterstützen, die in der letzten Zeit besonders gelitten haben. Ein Herzensprojekt, bei dem es wieder etwas größer wird, ist aber auch „Süden“ zusammen mit Martin Kälberer und Pippo Pollina. Da wird es im August zwei Sommerkonzerte geben. Einfach weil wir uns wegen der Pandemie nicht verabschieden konnten von unseren Leuten. Und mit dem Hannes Ringlstetter sind wir auch zum ersten Mal unterwegs. Unter anderem beim „Tollwood“ in München als Höhepunkt, wo wir schon im 15. Jahr spielen – das fühlt sich mittlerweile schon richtig nach Heimat an.


Interview: Kai-Uwe Digel

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