Anzeigensonderveröffentlichung

FREUDE pur

Orientierung lernen

Gut eingenordet

Trotz Smartphone, Wander-App und digitaler Helfer – Wer sich selbst gut zurechtfinden kann, hat mehr Spaß an der Tour

Gut eingenordet

Unterwegs zwischen Felsen und enormen Höhen – da kann man schon mitunter den Überblick verlieren. Foto: DAV/Wolfgang Ehn

Erinnern Sie sich an die Komödien-Krimiserie „Mord mit Aussicht“? In einer Folge jagt die Dorfpolizei einen Wilderer. Die einheimische Polizistin führt ihre ortsfremde Vorgesetzte durch den dichten Eifel-Wald und sagt: „Hier lang, glaub‘ ich. Ganz sicher. Und wenn wir da vorne links abbiegen, müssten wir ruckzuck wieder am Waldparkplatz sein.“ Klar, dass die beiden sich komplett verirren. Wie übrigens auch der Vater der Kommissarin, der die beiden mit einem altertümlichen GPS-Gerät sucht und schließlich bekennen muss: „Ich habe keine Ahnung, wo ich bin.“

Kaum eine Wanderfreundin oder ein Wanderfreund, der oder dem eine derartige Situation nicht bekannt ist. Verantwortlich für das Vermeiden von Irr- und Abwegen ist der sogenannte „Orientierungssinn“. Im Gegensatz etwa zum Geruchssinn, zum Gehör und zur visueller Wahrnehmung ist er nicht einem bestimmten Organ zugeordnet, sondern ist eine Art mentaler Konstruktion aus den Daten, die das Hirn von den genannten Sinnen geliefert bekommt ergänzt um Gleichgewichtssinn und einer sogenannten „Tiefensensibilität“, die einem Menschen ein Bewusstsein über die eigene dreidimensionale Lage im Raum vermittelt. So weit, so gut, so wenig hilfreich. Denn wie soll so dieser komplexe Sinnesapparat trainierbar sein?

Die Antwort ist simpel: durch Aufmerksamkeit und Hilfsmittel. Um sich orientieren zu können – egal, ob im fremden Terrain oder im halbwegs bekannten, bedarf es Orientierungspunkte: Gipfel, Erhebungen, Gewässer oder Gebäude. Das wichtigste Hilfsmittel, um die eigene Lokalität sicher zu definieren, ist eine möglichst genaue Karte, zum Beispiel im Maßstab 1:25.000, wie sie der Deutsche Alpenverein herausgibt. Dort sind in der Regel markante Punkte eingezeichnet. Eine Karte korrekt zu lesen, ist kein Kunststück, benötigt aber etwas Training. Eine Voraussetzung ist die Identifizierung der Himmelsrichtungen. Relativ einfach geht das anhand des Sonnenstandes, etwas schwieriger wird es in der Nacht.

Freude pur, Biken und Wandern, eine 1:25.000-Wanderkarte, ein Kompass sowie ein Dosenaltimeter

Alles analog und immer zuverlässig: eine 1:25.000-Wanderkarte, ein Kompass sowie ein Dosenaltimeter. Foto: Horst Kramer

Wenn jedoch keine Himmelskörper sichtbar sind, ist ein mechanischer Magnet-Kompass ein verlässlicher Ratgeber. Der funktioniert so gut wie immer, im Gegensatz zu allen GPS, Galileo oder Glonass gestützten Systemen, die etwa in dichten Wäldern keine Signale empfangen oder schlichtweg ausfallen, weil der Akku des Smartphones leer ist. Eine Identifizierung von Orientierungspunkten ist mit Karte und Kompass möglich. „Einnorden“ ebenfalls: Der Begriff bedeutet, die Karte – in unseren Breiten ist Norden immer oben – entsprechend des Kompasses auszurichten.

Um die eigene Position exakt zu bestimmen ist jedoch ein weiteres Instrument nötig, vor allem im Gebirge: ein Dosenaltimeter, auch Aneroidbarometer oder Höhenmesser genannt. Es misst den Luftdruck und rechnet ihn in Höhenmeter über Normalnull um. Denn ob der eigene Standort einhundert Meter höher oder tiefer liegt, kann bei der Suche nach dem richtigen Bergpfad lebenswichtig sein. Der Einfluss der Temperatur auf den Luftdruck wird bei einem Aneroidbarometer dadurch minimiert, dass die aktuelle Höhe bei Beginn einer Tour (etwa anhand einer Karte) eingestellt und gegebenenfalls während der Wanderung neu justiert wird, zum Beispiel auf einem Gipfel.

Freude pur, Biken und Wandern, Kartenlesen

Kartenlesen ist Training, keine Wahrsagerei: Wenn es um die richtige Orientierung auf der Wanderroute geht, ist diese Fertigkeit enorm wichtig. Foto: DAV/Hans Herbig

Zurück zu den oben genannten Orientierungspunkten: Diese auf einer Tour bewusst wahrzunehmen und mental (oder per Smartphone) abzuspeichern, geht erfahrenen Naturfreundinnen und Naturfreunden im Laufe der Jahre in Fleisch und Blut über. Ihre zweidimensionale Repräsentation zu erkennen ebenso. Wichtig dabei: Immer mal wieder stehenbleiben und die Umgebung aufmerksam rundum studieren, 360 Grad. Einschließlich Wegekreuzungen, Abzweigungen, markanter Bäume, Felsen oder Steinmännchen. Bekanntlich ist beim Wandern wie beim Radeln der Weg das Ziel. Selber Steinfigürchen zu bauen und sie beim Rückweg (oder auf einer späteren Tour) wieder zu entdecken, hilft, sich Routen einzuprägen und macht zudem Spaß, gerade wenn Kinder mit dabei sind.

Freude pur, Biken und Wandern, Steinmanndl

Steinmanndl bauen macht nicht nur Spaß. Man kann die Figuren auch als höchstpersönliche Wegweiser nutzen. Foto: Adobe Stock

Wer sich hingegen ausschließlich auf die Google-Helferin oder eine ihrer Schwestern bei seinen Ausflügen verlässt, mag vielleicht am Ziel ankommen (sofern die Elektronik nicht streikt), doch die Freude am Entdecken und Erkennen geht verloren. Mehr noch: Der Deutsche Alpenverein warnte im vergangenen Sommer sogar vor „Tourenbeschreibungen, die ungenau sind und den Anspruch oder die Schwierigkeit einer Route und das Gefahrenpotenzial nicht genau wiedergeben.“ Nebenbei: Die Stereotype, dass Männer sich besser als Frauen orientieren können, wurde schon 1999 in einer Studie der Universität Tübingen widerlegt. Eine andere Beobachtung wurde indes bestätigt: Frauen bevorzugen, sich kommunikativ zu orientieren, Männer setzen hingegen lieber auf Versuch und Irrtum. Mit anderen Worten: Frauen fragen im Zweifelsfall nach dem Weg, Männer nicht.


Horst Kramer

Das könnte Sie auch interessieren

  • Vergnügen ohne Grenzen
    Radtouren

    Radlbegeisterten aller Art bietet das Kleinwalsertal eine ideale Spielwiese

  • Irrtum rund ums Rad
    Vorurteile ausräumen

    Vor der Neuanschaffung holt man sich Tipps. Dabei kursieren Ratschläge, die sich längst als falsch herausgestellt haben

  • Am Arlberg läuft‘s (sich) rund
    Drei-Tage-Tour

    Fernwanderweg bietet Höhenmeter, Hütten und hochalpine Highlights