Zoologie:Lieber links

Linksabbieger: Ameise der Art Temnothorax albipennis. (Foto: R. Borovski/ameisenforum.de/CC BY-SA 3.0)

Wenn sie die Wahl haben, biegen Ameisen bevorzugt nach links ab. Rechte Abzweigungen meiden sie. Vermutlich hängt diese Vorliebe für eine bestimmte Seite mit der unterschiedlichen Sehkraft ihrer beiden Facettenaugen zusammen.

Von Sophie Rotgeri

Die meisten Menschen sind entweder Rechts- oder Linkshänder, sie bevorzugen also eine Körperseite gegenüber der anderen. Dieses Phänomen, genannt Lateralität, lässt sich auch im Tierreich beobachten.

Ameisen der Art Temnothorax albipennis beispielsweise biegen lieber nach links als nach rechts ab, wenn sie unbekanntes Gelände erkunden. Wahrscheinlich seien Unterschiede zwischen den beiden Augen der Grund für dieses Verhalten, schreiben Forscher der Universität in Bristol im Fachjournal Scientific Reports. Nach ihrer Theorie favorisieren Tiere mit besserer Sicht im rechten Auge linke Abzweigungen, weil sie ihre Umgebung dann mit ihrem starken Auge überblicken können.

Die Biologen testeten in einem Labyrinth, welche Abzweigung die Ameisen wählten. Um danach die Sichtqualität der rechten und linken Augen vergleichen zu können, sahen sich die Wissenschaftler die Facettenaugen der Ameisen näher an. Diese bestehen aus vielen kleinen Einheiten, den Einzelaugen. Aus den Eindrücken dieser Einzelaugen setzt sich im Gehirn der Ameise ein Gesamtbild zusammen. Die Forscher zählten also die Anzahl der Einzelaugen im rechten und linken Auge der Tiere.

Das Team um Edmund Hunt wollte auf diese Weise herausfinden, ob eine höhere Anzahl von Facetten in einem Auge - und damit eine bessere Sicht - mit einer bestimmten Vorliebe beim Abbiegen zusammenhängt. Dabei gaben die Wissenschaftler jedoch zu bedenken, dass auch andere Faktoren die Sichtqualität beeinflussen können.

Tatsächlich bevorzugten die Ameisen die linke Abzweigung, wenn ihr rechtes Auge mehr Einzelaugen enthielt als ihr linkes. Um ganz sicherzugehen, dass die Theorie der Forscher stimmt, müsste sie aber in weiteren Experimenten mit einer größeren Anzahl von Tieren überprüft werden.

© SZ vom 12.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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