Zoologie:Geschrumpft

Winterschädel oder Sommerschädel? Eine Waldspitzmaus. (Foto: Karol Zub/dpa)

Manche Tiere legen im Winter Vorräte an, anderen wächst ein dichteres Fell. Waldspitzmäuse schrumpfen ihren Kopf.

Von Christian Weber

Jeder weiß, dass die Bäuche von Lebewesen ihren Umfang verändern können. Etwas überraschend ist jedoch, was jetzt Forscher um Javier Lazaro vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfszell berichten ( Current Biology): "Wir haben entdeckt, dass jede Waldspitzmaus vom Sommer bis zum Winter ihren Schädel dramatisch verkleinert", berichtet Lazaro. "Im Frühling dann wächst der Schädel wieder, bis er im folgenden Sommer fast wieder seine Originalgröße erreicht." Hinweise auf dieses Phänomen gab es bereits früher, doch jetzt wurde es erstmals wissenschaftlich belegt und quantifiziert. So fingen die Wissenschaftler ein Dutzend Waldspitzmäuse, betäubten sie und vermaßen den Kopf mit Röntgenstrahlen. Die Messungen ergaben, dass die Schädel der Spitzmäuse zum Winter hin um 20 Prozent schrumpfen und im Frühling wieder um 15 Prozent wachsen. Wahrscheinlich hilft der kleinere Kopf dem Tier, mit weniger Nahrung durch den Winter zu kommen. Das Gehirn braucht bekanntlich besonders viel Energie. Unklar ist allerdings, wie die Spitzmaus es schafft, den Schädel zu verkleinern. Womöglich werde Gewebe zwischen den Schädelnähten erst ab- und dann wiederaufgebaut, spekulieren die Forscher. Und offen ist eine weitere Frage: Wie wirkt sich das Schrumpfen des Gehirns auf die geistige Leistungsfähigkeit aus?

© SZ vom 24.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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