Zoologie:Der Groove des Rivalen

Männliche See-Elefanten gelten als aggressive Rüpel, die ihre Artgenossen drangsalieren. Doch nun offenbart sich die empfindsame Ader der Tiere.

Von Tina Baier

Vom See-Elefanten gab es bisher wenig Erfreuliches zu berichten. Die bis zu 2500 Kilogramm schweren und mehr als vier Meter langen Männchen sind bekannt für ihre brutalen Raufereien. Hat sich ein Bulle zum "Strandmeister" hochgekämpft, also zum Oberhaupt eines Harems mit deutlich kleineren Weibchen, geht es gewalttätig weiter: Will sich der Bulle paaren, beißt er einem Weibchen kräftig in den Nacken, wehrt sie sich, wälzt er sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie und macht sie bewegungsunfähig. Eine in der Fachzeitschrift Current Biology veröffentlichte Untersuchung könnte jetzt dazu beitragen, das negative Image des männlichen See-Elefanten etwas aufzupolieren: Die brutalen Bullen verfügen demnach über ein ausgeprägtes Rhythmusgefühl, eine Fähigkeit, die nur ganz wenigen Tieren und dem Menschen zugeschrieben wird. Sie erkennen andere Bullen nicht nur am Klang ihres Gebrülls, sondern auch am Takt. Um das herauszufinden, beobachtete ein Team aus Biologen mehrere Jahre lang eine Kolonie Nördlicher See-Elefanten in Kalifornien. Nach einiger Zeit konnten die Wissenschaftler die Bullen am Rhythmus ihres Gebrülls auseinanderhalten und fragten sich, ob sich die Tiere untereinander auch auf diese Weise erkennen. Sie spielten sogenannten Betamännchen den Ruf eines ranghöheren Alphamännchens vor, den sie auf verschiedene Weise am Computer modifiziert hatten. Die rangniedrigeren Tiere suchten das Weite, auch wenn die Forscher die Tonhöhe verändert hatten. Bei starken Abweichungen im Rhythmus blieben sie dagegen, wo sie waren.

© SZ vom 21.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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