Wenn Menschen auf zweidimensionalen Bildern dreidimensionale Formen erkennen, ist das vor allem eine Frage der Beleuchtung:
Aus dem Spiel von Licht und Schatten schließen wir, was nach innen und was nach außen gewölbt ist.
Diese Fähigkeit ist dem Menschen jedoch nicht in die Wiege gelegt, behaupten Wissenschaftler um James Stone von der Universität Sheffield.
Sie stellten fest, dass Kinder Informationen aus dem Schattenwurf erst mit zunehmendem Alter deuten können ( Perception, Bd. 39, S. 1254, 2010). Mit etwa 13 Jahren sei das Wahrnehmungsvermögen voll entwickelt.
Die Forscher zeigten 171 Kindern Fotografien, etwa von Fußabdrücken im Sand sowie computergenerierte plastische Symbole wie ein leicht erhabenes Kreuz.
Fragt man Erwachsene, ob es sich bei solchen Bildern um konvexe Formen oder konkave Abdrücke handelt, gehen sie unbewusst davon aus, dass das Licht im Bild von oben kommt - was man testen kann, indem man das Bild auf den Kopf stellt.
Dann kehrt sich der Eindruck um. Vierjährige schätzten nur etwa die Hälfte der Bilder auf diese Weise ein, Zehnjährige zu rund 80 Prozent, wobei die Kinder mit natürlichen Bildern besser zurechtkamen als mit Symbolen.
Daraus schließen Stone und sein Koautor Olivier Pascalis, dass die Annahme über den Lichteinfall nicht angeboren ist - und das, obwohl Licht in den vergangenen 540 Millionen Jahren, in denen sich die Augen der Tiere und Menschen entwickelt haben, selten von unten kam.