Viren-Gene im Erbgut:Sie sind in uns

Das menschliche Erbgut enthält Gensequenzen des Ebola- sowie des Marburgvirus. Krank machen die Virenfragmente uns zum Glück nicht.

Katrin Blawat

Wer das menschliche Erbgut untersucht, wird automatisch auch zum Virenforscher. Denn etwa acht Prozent unseres Genoms stammen von Viren. Darunter sind auch Bruchstücke von den Vorfahren des Ebola- und des Marburgvirus, wie Bioinformatiker um Anna Marie Skalka vom Krebsforschungsinstitut in Pennsylvania ermittelt haben ( PLoS Pathogenes, online).

In unserem Erbgut sind Bruchstücke des Ebola-, des Marburg- und des Bornavirus enthalten. Welche Rolle sie in der Evolution des Menschen gespielt haben, ist noch unklar. (Foto: iStockphoto)

Die Forscher suchten in den Genomen von 49 Wirbeltierarten - darunter auch dem des Menschen - nach Abschnitten, die denen von bekannten Virengenen ähneln. Außer im menschlichen Erbgut fanden sich Virenfragmente auch in den Genomen von Fledermäusen, Kühen, Meerschweinchen und Zebrafischen.

Dabei stammten fast alle viralen Gensequenzen entweder von den Vorfahren des Borna-, des Ebola- oder des Marburgvirus. Alle drei Erreger gehören zu den sogenannten RNS-Viren, die eine etwas andere Erbsubstanz als die übliche DNS verwenden und sich besonders schnell verändern können. Die Bruchstücke des Bornavirus-Genoms hätten sich bereits vor 40 Millionen Jahren in fremdes Erbgut eingebaut, sagt Studienleiterin Skalka.

Das Ebola- und das Marburgvirus verursachen hämorrhagisches Fieber und neurologische Störungen; beide Krankheiten können tödlich verlaufen. Das Bornavirus ist nach Ansicht einiger Forscher möglicherweise an der Entstehung psychiatrischer Krankheiten beteiligt.

Krank machen die Virensequenzen im menschlichen Erbgut allerdings nicht. Welche Rolle sie in der Evolution des Menschen gespielt haben, ist noch unklar. Skalka hält es für möglich, dass sie vor einer Infektion mit den entsprechenden Erregern schützen könnten. Die Forscherin spricht gar von einer "genomischen Impfung". Andere Wissenschaftler bezweifeln dies jedoch stark.

© SZ vom 30.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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