Verhaltensforschung:Ich brauche mal Abstand

Den Schnabel voll: Ihre Jungvögel zu füttern und großzuziehen kostet Papageientaucher viel Energie. (Foto: Jens Leonhardt/dpa)

Papageientaucher bleiben ihrem Partner treu - eigentlich: Sie brauchen regelmäßige Beziehungspausen. Während der Wintermonate auf dem Meer erholen sich die Tiere vom anstrengenden Familienleben im Sommer.

Von Tina Baier

Wie viele Vögel, aber nur wenige Säugetiere, bleiben Papageientaucher ihrem einmal gewählten Partner treu. Allerdings brauchen die Puffins regelmäßige Beziehungspausen: Nachdem sie gemeinsam ihren Nachwuchs großgezogen haben, fliegen die Eltern jedes Jahr gegen Ende August auf das offene Meer hinaus. Dort trennen sich ihre Wege, wie Zoologen der University of Oxford herausgefunden haben ( Marine Ecology Progress Series). Die Forscher haben zwölf Papageientaucher-Paare, die jedes Jahr auf der walisischen Insel Skomer brüten, mit Ortungsgeräten ausgestattet und über einen Zeitraum von sechs Jahren beobachtet. Demnach fliegen, tauchen und fressen die Partner im Winter getrennt; allerdings folgen sie etwa drei bis vier Monate noch derselben Flugroute. Danach verlieren sich die meisten Paare monatelang ganz aus den Augen. Irgendwie schaffen sie es aber trotzdem, Anfang April wieder gleichzeitig auf Skomer anzukommen, wo sie gemeinsam die nächste Generation von Papageientauchern großziehen.

Während der Wintermonate auf dem Meer erholen sich die Tiere vom anstrengenden Familienleben im Sommer, den beide damit verbringen, erst abwechselnd die Eier auszubrüten und dann die Jungvögel zu füttern und zu "hudern", also vor Kälte oder Hitze zu schützen. Den Studienergebnissen zufolge suchen die Weibchen in der Erholungsphase häufiger nach Futter als die Männchen. Je mehr sie fressen und je besser ihr Zustand bei der Rückkehr auf die Insel ist, umso besser gedeihen die Jungen im nächsten Jahr. Deshalb sei es für die Tiere wichtiger, sich während der Wintermonate um sich selbst zu kümmern, als Kontakt zum Partner zu halten, schreiben die Forscher.

© SZ vom 10.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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