Verhaltensforschung:Forscher entschlüsseln Navigation der Schafe

Wie treibt ein Schäferhund eine Herde? Forscher haben die Navigation für Schafe im Experiment und am Computer getestet: Nur zwei Regeln genügen den Hunden beim Führen. Die Simulation könnte die Entwicklung von Schäferrobotern anregen.

Von Christopher Schrader

In dieser Herde hatte jeder sein Päckchen zu tragen. Die roten Bänder fixierten hochempfindliche GPS-Empfänger auf den Rücken von 46 Merinoschafen in Südaustralien. Schwedische und englische Wissenschaftler wollten damit die Bewegungen der Tiere auf zehn bis zwanzig Zentimeter genau erfassen.

Auch der Schäferhund trug einen solchen Rucksack, denn es ging den Forschern darum, die Regeln zu verstehen, wie der Australian Kelpie seine Aufgabe erfüllt, die Herde von der Weide in das Gehege zu treiben. Wenn das wie eine Frage des 19. Jahrhunderts wirkt, so hat das Team sie mit Methoden des 21. Jahrhunderts gelöst: Die satellitengestützte Feldstudie diente ihnen als Kontrolle einer Computersimulation. Dort trieb ein virtueller Hund die virtuellen Schafe, die stets vor ihm zurückwichen und in der Gruppe Schutz suchten, erst zusammen.

Dann drängte er sie vorwärts, bis von den Flanken der Gruppe wieder einzelne Weidetiere ausbüxten, die er zu den anderen zurückscheuchen musste. Sein Verhalten mit den typischen Pendelbewegungen hinter der Herde ähnelte auffällig dem realen Vorbild, es ergab sich im Computer durch nur zwei einfache Regeln ( Journal of the Royal Society Interface, online). Damit, so die Forscher, ließen sich auch Roboter programmieren, die Weidetiere autonom führen und von Gefahrenstellen fernhalten könnten.

© SZ vom 28.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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