UN-Konferenz zum Artenschutz:Mehr Schutz für die Weltmeere

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Die Überlebenschancen für bedrohte Pflanzen und Tiere sind nach der Bonner UN-Konferenz gestiegen. Rund um den Globus sollen Rückzugsgebiete für Fische entstehen. Keine Lösung gibt es allerdings im Streit über Biopiraterie.

Michael Bauchmüller

Bonn - Die Überlebenschancen für bedrohte Pflanzen und Tiere sind gestiegen. Kurz vor Abschluss der UN-Artenschutzkonferenz in Bonn verständigten sich Delegationen aus 191 Staaten auf die Ausweitung von Schutzgebieten.

Zufrieden mit den Ergebnissen: Bundesumweltminister Gabriel. (Foto: Foto: ddp)

Bis 2012 solle zudem ein globales Netz geschützter Hochseebereiche entstehen. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) bezeichnete die Konferenz als großen Erfolg. Umweltschützer blieben skeptisch.

Vor allem die Lage in den Meeren könnte sich nach den Bonner Beschlüssen verbessern. Setzte sich die Überfischung ungebremst fort, könnten die Meere nach Auffassung von Experten schon im Jahr 2050 als Nahrungsmittelquelle ausfallen.

Bislang steht aber nicht einmal ein Prozent der Weltmeere unter Schutz, der Rest ist frei für den Fischfang. Erstmals vereinbarten die Staaten in Bonn nun, Kriterien für die Ausweisung weiterer geschützter Hochseegebiete zu entwickeln. Bis 2012 soll so ein weltweites Netz solcher Gebiete entstehen.

Ein ähnliches Netz könnte auch an Land gebildet werden. Auf eine entsprechende Initiative der Bundesregierung hin hätten Entwicklungsländer 65 Millionen Hektar möglicher Schutzgebiete gemeldet, sagte Gabriel. Dies entspricht dem Anderthalbfachen der Fläche Deutschlands. Ein Fonds, gespeist von den Industrieländern, soll den Erhalt dieser Gebiete garantieren.

Bislang ist aber im Wesentlichen nur Geld aus Deutschland und Norwegen in den Topf geflossen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte am Mittwoch bis 2012 insgesamt 500 Millionen Euro dafür zugesagt. Von 2013 an soll diese Summe jährlich fließen. "Wir werden in den nächsten Jahren erheblich mehr zusammenbekommen", sagte Gabriel.

Andere Fragen dagegen endeten in Formelkompromissen oder blieben ungeklärt. So vereinbarten die Staaten zwar, Mechanismen für den Finanzausgleich zwischen reichen und armen Ländern zu suchen. Sie sollen sicherstellen, dass Entwicklungsländer für den Schutz von Tieren und Pflanzen, deren Eigenschaften Unternehmen für die Herstellung etwa von Medikamenten nutzen, auch entlohnt werden. Dies ist bislang nicht der Fall.

Die Entwicklungsländer werfen den Unternehmen deshalb "Biopiraterie" vor. Wie verbindlich die jetzt vereinbarten Mechanismen am Ende aber sein werden, ließen die Staaten offen. Dies soll bis 2010 geklärt werden. Bis dahin wollen die Regierungen zudem Prinzipien für den umweltschonenden Anbau von Biosprit finden, ohne freilich schon jetzt konkreter zu werden.

Gabriel zufrieden, Umweltschützer enttäuscht

Auch auf die illegale Rodung von Wäldern fanden die Staaten keine verbindliche Antwort. Immerhin wolle die EU bis zum Sommer regeln, wie sie mit dem Import solcher Hölzer umgehe, kündigte Gabriel an. Bei der Aufforstung mit genetisch veränderten Bäumen, wie sie einige Staaten durchsetzen wollten, einigten sich die Teilnehmer auf ein Moratorium. Die Bäume dürfen nur gepflanzt werden, wenn damit keine Risiken verbunden sind - was sich kaum nachweisen lassen dürfte.

Sowohl Gabriel als auch der Chef des UN-Umweltprogramms, Achim Steiner, zeigten sich zufrieden mit dem Ergebnis. "Niemand hat erwartet, dass wir hier solche Fortschritte erzielen", sagte Gabriel. Nach 16 Jahren ohne nennenswerte Entwicklung seien die internationalen Verhandlungen zur Artenvielfalt nun wieder "quicklebendig".

Umweltschützer dagegen zeigten sich enttäuscht, sie hatten sich viel mehr versprochen. "Wir haben nicht mehr die Zeit, auf langwierige Regierungsverhandlungen zu warten", sagte Martin Kaiser, Leiter der Greenpeace-Delegation in Bonn.

© SZ vom 31.05.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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