Ufo-Akten im Britischen Nationalarchiv:Die Wahrheit ist da draußen

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Die Briten kamen irgendwann zum Schluss, dass die Ufo-Beobachtung Geldverschwendung sei. (Foto: dpa)

Mit großem Ernst und Eifer erforschte der britische Geheimdienst 50 Jahre lang vermeintliche Ufo-Sichtungen. Nun hat das Nationalarchiv die Akten der Jahre 2007 bis 2009 veröffentlicht. Und die Öffentlichkeit kann sich ein Bild davon machen, was da alles gemeldet wurde.

Von Christian Zaschke, London

Zu den wunderbaren Schätzen, die das britische Nationalarchiv hütet, gehören die Akten über Ufo-Sichtungen. Mehr als 50 Jahre lang hat das Verteidigungsministerium mit großem Ernst und großem Eifer Hinweise von Menschen gesammelt, die verdächtige Zeichen am Himmel erkannt haben wollten. Hin und wieder hat das Nationalarchiv diese nach Ablauf der Geheimhaltungsfristen veröffentlicht. Aus dem nun veröffentlichten Schwung Akten geht hervor: Das Ministerium hat die Ufo-Aufzeichnungen 2009 eingestellt. Die Beamten kamen zu dem Schluss, es handele sich um Geldverschwendung.

Das ist schon allein deshalb bedauerlich, weil die Akten eine exzellente Lektüre sind. Das Nationalarchiv hat die letzten 25 Aktensätze jetzt auf seine Website gestellt. Sie betreffen die Jahre 2007 bis 2009, es sind 4400 Seiten. Einen Monat lang kann sich die Öffentlichkeit ein Bild davon machen, was die Bevölkerung an seltsamen Beobachtungen gemeldet hat. Anschließend verschwinden die Akten in den Tiefen des Archivs. David Clarke vom Nationalarchiv, Autor des Buches "The UFO Files", sagte: "Die Bürger können selbst nachlesen und ihre eigenen Schlüsse ziehen, ob die Wahrheit in diesen Akten liegt oder noch immer irgendwo da draußen ist."

Das Gros der Akten betrifft Ufo-Sichtungen, jedoch haben auch einige Briten Kontakt mit Außerirdischen gemeldet. Ein Mann aus Carlisle meldete sich bei der Ufo-Hotline des Verteidigungsministeriums und sprach auf den Anrufbeantworter, dass er neulich ein Ufo über seinem Haus gesehen habe. Seither lebe definitiv ein außeririsches Wesen bei ihm im Haus, es bewege sich da ziemlich frei umher. Das ginge jetzt schon seit geraumer Zeit so, und ob sich nicht bitte mal jemand melden könne, um der Sache nachzugehen. Das Ministerium beantwortete diese wie fast alle Meldungen: mit einem Formbrief.

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Ein anderer Mann teilte mit, dass er mit Freunden in der Nähe von Cardiff beim Campen war, als es Außerirdischen gefiel, nicht nur sein Zelt zu klauen, sondern auch seinen Hund und sein Auto. In den Akten heißt es dazu trocken: "Der Zeuge sah Raumschiffe und gab an, dass eines von ihnen Hund, Auto und Zelt mitgenommen habe. Die Raumschiffe hätten sich ziemlich langsam über den Himmel bewegt." Der Mann wolle weitere Angaben zu den Raumschiffen machen. Er habe nicht gesagt, ob die Außerirdischen ihm seinen Besitz zurückgegeben hätten. Auch dieser Mann erhielt einen Formbrief, allerdings mit dem Zusatz: "Diebstahl und Entführung sind Straftaten und daher Sache der Polizei, nicht des Verteidigungsministeriums."

Dass das Ministerium jeden dieser Fälle dokumentiert hat, geht auch auf Winston Churchill zurück. Der sagte 1952: "Was hat es mit all dem Gerede über Fliegende Untertassen auf sich? Was kann das zu bedeuten haben? Was ist die Wahrheit?" Das Ministerium hat die Meldungen nicht unbedingt gesammelt, weil es eine Invasion von Außerirdischen befürchtete, sondern weil man damals fürchtete, andere Länder könnten mittels neuer Technologien in Großbritannien spionieren.

"Es ging immer nur darum festzustellen, ob das, was beobachtet wurde, wichtig ist für die Verteidigung des Landes." 2009 stellte das Verteidigungsministerium fest: "In mehr als 50 Jahren hat keine einzige Ufo-Meldung einen Hinweis auf eine mögliche Gefährdung des Königreichs gegeben." Es sei daher ein "unangemessener Einsatz an Ressourcen", mehr Zeit oder Geld für die Dokumentation der Hinweise auszugeben.

Dabei waren die Hinweise mehr und mehr geworden. Zwischen 2000 und 2007 gingen im Schnitt pro Jahr rund 150 Ufo-Meldungen ein. Von 2007 bis 2009 waren es jährlich mehr als 500. Im Ministerium machte sich ein Verdacht breit: Fliegende Laternen, wie man sie aus China und Thailand kennt, waren auch in Großbritannien in Mode gekommen. Und für Menschen, die sie noch nie gesehen hatten, waren sie genau das: unidentifizierte Flugobjekte. Ufos.

Bei der Auflösung der Abteilung teilte das Ministerium abschließend mit: Zur Frage, ob es außerirdisches Leben gebe, habe man keine Meinung.

© SZ vom 22.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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