Sternenhimmel im September:Uranus im Blick

Lesezeit: 2 min

Wer ganz genau hinschaut, kann im September auch die fernsten Planeten unseres Sonnensystems am Himmel beobachten: Uranus und Neptun. Mit 2,852 Milliarden Kilometern hat Uranus jetzt die geringste Entfernung zur Erde, das Licht schafft diese Strecke in weniger als drei Stunden.

Helmut Hornung

Als schimmerndes Band zieht sich die Milchstraße über den Sommerhimmel. In einer klaren Nacht abseits künstlicher Lichtquellen im Gebirge oder am Meer entfaltet sie ihre ganze Pracht. Seit Jahrtausenden staunen die Menschen über dieses kosmische Gewölk. Erst in der Neuzeit fanden die Forscher heraus, dass es Teil des gigantischen Sternsystems ist, dem wir angehören: der Galaxis.

Der Sternenhimmel von Anfang September, 22.30 Uhr, bis Ende September, 20.30 Uhr. (Foto: M. Rothe)

Deren Stellung im All und ihre Struktur waren noch nicht klar, als Johann Georg Hagen die Milchstraße studierte. Der im österreichischen Bregenz geborene Jesuit und Astronom war 1906 zum Direktor der Vatikanischen Sternwarte bei Castel Gandolfo in den Albaner Bergen berufen worden und beobachtete dort das Firmament mit einem Linsenfernrohr von 40 Zentimeter Durchmesser.

Im Jahr 1920 berichtete er über eine geheimnisvolle Entdeckung: extrem ausgedehnte Dunkelwolken abseits der Milchstraße. Leider ließ sich das Phänomen auf keiner einzigen fotografischen Aufnahme nachweisen. Optische Täuschung oder kosmische Realität? Die meisten Astronomen hielten die Hagenschen Wolken für Hirngespinste. Ihr Entdecker dagegen glaubte fest an diese größte, mit dem Auge sichtbare Struktur am Himmel.

Bis kurz vor seinem Tod am 5. September 1930 im Alter von 83 Jahren hatte er an der Specola Vaticana beobachtet, einen Katalog der Wolken erstellt und versucht, seine Kollegen zu überzeugen. Vergeblich. In den 50er Jahren kamen die Forscher zu dem Schluss, dass die Entdeckung Hagens auf einer physiologischen Fehlwahrnehmung beruht, wie sie bei extrem schwachen Lichteindrücken im menschlichen Auge auftritt.

Trotzdem ging die Diskussion weiter. Heute bewegt sie vor allem Amateurastronomen. Sie suchen nach dieser großflächigen, kaum wahrnehmbaren Aufhellung des Himmelshintergrundes. Nicht zu verwechseln sind die Hagenschen Wolken mit den echten Dunkelwolken aus interstellarer Materie, die das Licht dahinter liegender Objekte verschlucken und den Eindruck von Löchern im Himmel vermitteln. Nicht-kosmischen Ursprungs ist das stets vorhandene Airglow. Es entsteht durch atomare Prozesse in der Ionosphäre hoch über dem Erdboden und bewirkt, dass das Firmament nie kohlschwarz ist.

Die abendliche Vorstellung von zwei hellen Planeten neigt sich dem Ende zu: Mars wechselt von der Jungfrau in die Waage und sinkt - wie Saturn im Sternbild Jungfrau - jetzt immer früher unter den Horizont. Jupiter im Stier betritt die Bühne schon am späten Abend, am Monatsende etwa geht der Riesenplanet gegen 21.45 Uhr auf.

Venus bleibt Glanzpunkt am Morgenhimmel, im Lauf des Septembers wandert sie von den Zwillingen in den Krebs und weiter in den Löwen. Merkur gelangt am 10. September in Konjunktion zur Sonne, steht also mit ihr am Taghimmel. Uranus gelangt am 29. September im Bild Fische in Opposition. Der Planet ist als schwaches Sternchen die ganze Nacht über zu sehen; obwohl er jetzt die geringste Entfernung zur Erde besitzt, benötigt das Licht für diese für menschliche Maßstäbe enorme Strecke von 2,852 Milliarden Kilometern immer noch zwei Stunden und 39 Minuten. Neptun im Wassermann finden nur Spezialisten.

Die Sternschnuppen im September sind alle nicht spektakulär, sie gehören zu den Schwärmen der Alpha-Aurigiden, der Pisciden und - ab dem letzten Monatsdrittel - der Tauriden. Der Fahrplan des Erdtrabanten: Letztes Viertel am 8., Neumond am 16., Erstes Viertel am 22. und Vollmond am 30. September. Am 22. September überquert die Sonne den Himmelsäquator, um 16.49 Uhr beginnt der astronomische Herbst.

© SZ vom 04.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: