Sternenhimmel im September:Explosiver Senior

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Der Sternenhimmel von Anfang September 20.30 Uhr bis Ende September 20.30 Uhr (Foto: M. Rothe)

Novae gehören zur großen Familie der variablen Sterne. Viele Hobbyastronomen haben sich darauf spezialisiert, ihre wechselnden Helligkeiten zu bestimmen. Was außerdem noch am Nachthimmel zu sehen ist.

Von Helmut Hornung

In Deutschland war es Nachmittag, als Koichi Itagaki einen neuen Stern entdeckte. Am 14. August dieses Jahres hatte der japanische Amateurastronom nachts sein 60-Zentimeter-Spiegelteleskop in Richtung des Sternbilds Delphin gerichtet. Dabei spürte er ein Lichtpünktchen auf, das er in keiner seiner Sternkarten finden konnte.

In den folgenden Stunden wurde diese Nova Delphini immer heller und erreichte am 16. August ihr Maximum - da war sie als schwaches Sternchen mit bloßem Auge zu sehen. In den folgenden Tagen nahm die Leuchtkraft stetig ab und entwickelte sich bis heute zum Objekt für das Fernglas. Was war geschehen?

Zunächst das Überraschende: Der vermeintlich neue Stern ist ein uralter. Am Ende seines Lebens angekommen, ist er buchstäblich ausgebrannt - der Fusionsreaktor im Innern, der alle jungen und gesunden Sterne mit Energie versorgt, arbeitet nicht mehr. So würde die erdgroße Gaskugel als sogenannter Weißer Zwerg friedlich vor sich hin glimmen, wäre da nicht ein Roter Riese in der Nähe.

Das ungleiche Paar bildet ein Doppelsternsystem und umkreist sich in geringem Abstand. Von dem roten Riesenstern strömt Materie ab, sammelt sich in einer Scheibe um den Zwerg und fällt auf dessen Oberfläche. So entstand dort im Lauf der Zeit eine Gasschicht, deren Dicke beständig wuchs.

Diese Gewichtszunahme trieb Temperatur und Druck so lange nach oben, bis die Kernfusion zündete und explosionsartig Wasserstoff zu Helium verbrannte. Dabei schoss eine Materiewolke mit 2000 Kilometern pro Sekunde ins All, und ungeheure Mengen an Strahlung wurden freigesetzt. Am 14. August fing Koichi Itagaki das Licht mit seinem Fernrohr auf.

Die Nova Delphini war die zweithellste, die in den vergangenen 38 Jahren am Nordhimmel aufgeflammt ist. Den Rekord von V1500 Cygni konnte sie nicht brechen. Damals war der Stern so hell, dass er die Figur der Konstellation Schwan (Cygnus) veränderte.

Doch auch die aktuelle Nova im unscheinbaren Sommersternbild Delphin zeigte einen beträchtlichen Leuchtkraftzuwachs. Russische Astronomen wollen den Weißen Zwerg in einem Katalog identifiziert haben. Er ist so schwach, dass er sich nur auf Fotos größerer Teleskope zeigt. Demnach hätte die Nova Delphini um das 25.000-Fache heller geleuchtet als der Weiße Zwerg zuvor.

Novae gehören zur großen Familie der variablen Sterne. Viele Hobbyastronomen haben sich darauf spezialisiert, ihre wechselnden Helligkeiten zu bestimmen. Manche verwenden dazu elektronische Messinstrumente. Aber selbst mit der Stufenmethode, bei der sie die relativen Helligkeitsunterschiede zwischen dem veränderlichen und einem konstant erscheinenden Vergleichsstern schätzen, erzielen geübte Beobachter eine erstaunliche Genauigkeit.

Die Forscher unterscheiden grundsätzlich zwischen Pulsations- und Bedeckungsveränderlichen. Erstere vergrößern regelmäßig ihre Oberfläche und strahlen mal heller, mal schwächer. Letztere gehören zu Doppelsternsystemen, umlaufen also einen gemeinsamen Schwerpunkt; bei passendem Winkel scheinen sie gelegentlich vor- oder hintereinander vorbeizuziehen. Diese gegenseitigen Bedeckungen zeigen sich als Helligkeitsschwankungen. Sehr schön kann man das am "Teufelsstern" Algol im Perseus verfolgen. Knapp alle drei Tage leuchtet er besonders schwach, wobei seine Helligkeit innerhalb von drei Stunden auf das Minimum sinkt.

Während Merkur unsichtbar bleibt, spielt Venus nach wie vor die Rolle als Abendstern. In ihrer Nähe hält sich Saturn auf. Am 8. September besucht die Sichel des zunehmenden Mondes das Planetenduo, gegen 20.30 Uhr bietet sich ein reizvoller Anblick. Mars wandert vom Krebs in den Löwen und geht erst weit nach Mitternacht auf. Jupiter in den Zwillingen klettert immer früher über den Horizont, Ende des Monats gegen 0 Uhr. Uranus in den Fischen wird allmählich zum Objekt der ganzen Nacht, Neptun im Wassermann lässt sich mit dem Fernglas am besten um Mitternacht herum beobachten.

In den ersten Septembertagen zeigen sich noch ein paar verspätete Meteore der Alpha-Aurigiden. Um den 19. September erreichen die Pisciden ihr Maximum, mehr als fünf bis zehn Sternschnuppen pro Stunde sind aber nicht zu erwarten. Der Fahrplan des Erdbegleiters: Neumond am 5., Erstes Viertel am 12., Vollmond am 19. und Letztes Viertel am 27. September. Am 22. September kreuzt die Sonne den Himmelsäquator, um 22.44 Uhr beginnt der astronomische Herbst.

© SZ vom 03.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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