Sternenhimmel im November:Uranus bei den Fischen

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Der Star am Nachthimmel ist im November der Riesenplanet Jupiter, der Besuch vom Mond erhält. Venus hat dafür ein Rendezvous mit Saturn. Und immer besser zu sehen ist der sonst nur schwach glimmende Uranus.

Helmut Hornung

Der Sternenhimmel Anfang November 21.30 Uhr bis Ende November 19.30 Uhr. (Foto: M. Rothe)

Es ist ein paar Minuten nach sechs Uhr morgens an jenem 7. August 1912, als der Ballon "Böhmen" in den Himmel über der Stadt Aussig steigt. In der Gondel steht Viktor Hess, im Gepäck drei Elektrometer. Der Physiker möchte bei seinem Aufstieg die Leitfähigkeit der Luft messen. Das Thema ist damals in Mode, die Forscher halten die gerade entdeckte Radioaktivität von Uran und anderen Gesteinen auf der Erde für die Ursache von Schwankungen der Leitfähigkeit. Demnach sollte sich der Effekt mit zunehmender Höhe verringern. Jahre zuvor hatte Theodor Wulf mit seiner Apparatur den Eiffelturm erklommen, aber keinerlei Unterschied im Vergleich zu den Messungen am Boden gefunden.

Heute will Viktor Hess mit seinem Wasserstoffballon höher hinaus. Während des Aufstiegs beobachtet er akribisch die Elektrometer in der Gondel. Bis 1500 Meter tut sich nichts. Doch dann steigen die Werte deutlich an, offenbar rührt die elektrische Leitfähigkeit von einer Strahlung her, die aus dem Weltall kommt. Immer höher klettert der Ballon. Hess beginnt zu frieren, kann unter seiner Sauerstoffmaske zunehmend schlechter atmen, ist am Rande der Ohnmacht. Trotz Höhenkrankheit misst er noch bei einer Höhe von 5000 Meter und landet schließlich sicher in Brandenburg. Viktor Hess hat die kosmische Strahlung entdeckt. Anfangs will keiner so recht an dieses rätselhafte Phänomen glauben.

Ein Jahrhundert später ist die "Ultrastrahlung", wie Hess sie nannte, ein wichtiges Fenster ins Weltall. Der österreichische Forscher erhielt für seinen Fund 1936 den Nobelpreis. Die Strahlung besteht aus atomaren Teilchen - überwiegend Wasserstoffkerne (Protonen) und Elektronen.

Allerdings stammt sie nicht aus einer einzigen Quelle: Vor allem die Partikel mit geringerer Energie rühren von der Sonne her, die sie ständig in den Raum bläst oder während koronaler Massenauswürfen heftig ausspeit. Ein höherer Prozentsatz der Strahlung wird innerhalb der Milchstraße freigesetzt, von Supernovae, Pulsaren und schwarzen Löchern. Aktive Galaxien oder ferne Quasare schleudern hochenergetische Partikel aus, die den extragalaktischen Anteil der Strahlung ausmachen.

Wissenschaftlern fällt es schwer, die Quellen exakt zu lokalisieren. Starke kosmische Magnetfelder lenken die Teilchen auf dem Weg zu uns immer wieder ab, sie fliegen dadurch auf einem Zick-Zack-Kurs. Außerdem stoßen die Primärteilchen beim Durchqueren der Erdatmosphäre ständig mit anderen Partikeln zusammen; dabei entstehen mehrere Quadratkilometer große Luftschauer, die sich als Sekundärstrahlung messen lassen.

Das tun Forscher seit vier Jahren etwa am Pierre-Auger-Observatorium in Argentinien. Auf einer Hochebene registrieren 1600 mit Detektoren versehene Wassertanks die Signale dieser Luftschauer, 27 Teleskope fangen zusätzlich das von ihnen erzeugte extrem schwache Fluoreszenzlicht auf. Das Observatorium nimmt eine Fläche von 3000 Quadratkilometern ein.

Merkur taucht in den letzten Tagen des Monats am Morgenhimmel auf. Zwischen 6.30 Uhr und 7 Uhr sollte man ihn knapp über dem Südosthorizont suchen. Venus, ebenfalls am morgendlichen Firmament, wandert von der Jungfrau in die Waage. Bei klarem Wetter sehen wir am 12. November ein interessantes Dreigestirn: Venus, Spika und die schmale Mondsichel stehen gegen 6 Uhr tief im Südosten.

Am 26. und 27. November kommt es im Sternbild Jungfrau zu einem Rendezvous von Venus und Saturn. Mars zieht vom Schlangenträger in den Schützen, lässt sich über dem südwestlichen Horizont in der Abenddämmerung aber nur mehr von geübten Beobachtern aufspüren. Das gilt auch für den schwach glimmenden Uranus in den Fischen, der immer mehr zum Objekt der ersten Nachthälfte wird. Neptun steht im Wassermann nach Einbruch der Dunkelheit schon halbhoch im Süden.

Star am Nachthimmel ist jetzt der Riesenplanet Jupiter im Stier. Am 2. sowie am 29. November erhält er Besuch vom Mond. Dessen Fahrplan: Letztes Viertel am 7., Neumond am 13., Erstes Viertel am 20. und Vollmond am 28. November. In der Nacht zum 18. November erreichen die Leoniden ihr Maximum, stündlich erwarten die Astronomen bis zu 50 Sternschnuppen. Die totale Sonnenfinsternis am 13./14. November bleibt von Mitteleuropa aus ebenso unbeobachtbar wie die Halbschattenfinsternis des Mondes am Nachmittag des 28. November.

© SZ vom 31.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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