Sternenhimmel im Juni:Wie sich der Venustransit beobachten lässt

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Am Mittwochmorgen wandert die Venus als schwarzer Punkt über die Sonne. Wer das Jahrhundert-Ereignis verpasst, wird es nie wieder sehen.

Helmut Hornung

Wer das Schauspiel am Morgen des 6. Juni verpasst, muss sich bis zum Nachmittag des 8. Dezember 2125 gedulden. Erst dann wird man von Deutschland aus wieder eine schwarze Venus sehen können, die langsam über den hellen Glutball der Sonne wandert - zumindest für wenige Stunden, denn die Sonne geht vor Ende des Transits unter.

Der Sternenhimmel im Juni Anfang Juni 0.30 Uhr, Ende Juni 22.30 Uhr. (Foto: M. Rothe)

Leider sitzen wir auch am 6. Juni nicht in der ersten Reihe, der Beginn sowie der größte Teil des Spektakels entgehen uns. Wenn die Sonne über den Horizont klettert (in Berlin um 4.46 Uhr, in München um 5.14 Uhr), bleibt nur wenig Zeit: Schon um 6.55 Uhr ist das Schattenspiel vorbei. Begonnen hat es Stunden zuvor, kurz nach Mitternacht unserer Zeit. Und gegen 3.30 Uhr steht die Venus mitten in der Sonnenscheibe.

Dennoch lohnt es sich, bei klarem Himmel am 6. Juni früh aufzustehen. Allerdings sollte man zuvor die alten Sofi-Brillen hervorkramen, denn ein ungeschützter Blick zum Tagesgestirn kann die Augen nachhaltig schädigen. Besondere Vorsicht gilt für die Beobachtung mit optischen Instrumenten. Hier darf man nur vom Hersteller empfohlene Filter verwenden, Selbstgebasteltes wie rußgeschwärzte Gläser entsorge man lieber im Müll. Auch Schweißerbrillen können einen unsichtbaren, aber gefährlichen Anteil des Lichts durchlassen. Eine sichere Methode ist die Okularprojektion, bei der das Sonnenbild auf einen weißen Pappschirm projiziert wird.

Was ist zu sehen? Ein netter Anblick ergibt sich, wenn das schwarze Venusscheibchen während seines Zugs über die Sonne an Flecken vorbeikommt. Zurzeit gibt es einige kleinere Gruppen, vielleicht tauchen bis zum 6. Juni weitere auf.

Interessant wird es kurz vor dem Austritt: Zwischen Venusscheibe und Sonnenrand erscheint eine dunkle Brücke, die Venus wird ein wenig auseinandergezogen. Bei diesem "schwarzen Tropfen" spielen die Beugung in der Optik, die stets vorhandene Luftunruhe sowie die sogenannte Randverdunkelung der Sonne eine Rolle. Das Phänomen verhindert exakte Messungen des Austritts. Die präzise Bestimmung der Sonnenentfernung, wie man sie in früheren Jahrhunderten mit Hilfe eines Venustransits vornehmen wollte, stieß dadurch an ihre Grenzen.

Die Passage verdeutlicht eindrucksvoll die Bewegungen im Planentensystem. Noch vor ein paar Tagen glänzte die Venus als Abendstern nach Sonnenuntergang tief im Westen. Bis zum 6. Juni ist sie auf ihrer Umlaufbahn soweit gekommen, dass sie - von der Erde aus betrachtet - vor der Sonne vorbeizieht. In eine solche untere Konjunktion gerät sie alle 584 Tage. Dabei wandert sie aber meist südlich oder nördlich an der hellen Scheibe vorbei. Nur wenn der Planet in einem der beiden Schnittpunkte seiner Bahn mit der Erdbahn steht, kommt es zu einem Transit. Und das ist eben sehr selten der Fall.

Merkur taucht vom 11. Juni an als "Abendsternersatz" nach Sonnenuntergang tief am nordwestlichen Himmel auf; nach dem 25. Juni wird man ihn mit bloßem Auge vergeblich suchen. Venus tritt Ende Juni am Morgenhimmel in Erscheinung. Mars wechselt vom Löwen in die Jungfrau und zeigt sich in der ersten Nachthälfte.

Zu dieser Beobachtungszeit finden wir in der Jungfrau auch Saturn. Der hell leuchtende Jupiter im Stier dagegen geht erst spät auf und schmückt den Morgenhimmel. Nach Mitternacht betreten auch Uranus im Walfisch und Neptun im Wassermann die Himmelsbühne, aber nur erfahrene Planetenjäger werden sie aufstöbern - ebenso wie Pluto im Schützen, der am 29. Juni in Opposition zur Sonne kommt. Der Fahrplan des Erdbegleiters: Vollmond am 4., Letztes Viertel am 11., Neumond am 19. und Erstes Viertel am 27. Juni. Am 21. Juni erreicht die Sonne den höchsten Punkt ihrer Jahresbahn, um 1.09 Uhr beginnt der astronomische Sommer.

© SZ vom 04.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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