Sternenhimmel im Dezember:Hoffnung auf einen Jahrtausendkomet

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Den Weihnachtsstern gibt in diesem Jahr Jupiter. Im kommenden Jahr allerdings könnte uns die größte Lightshow des Jahrtausends bevorstehen.

Von Helmut Hornung

Der Sternenhimmel im Dezember: Anfang Dezember, 21.30 Uhr, bis Ende Dezember, 19.30 Uhr. (Foto: Grafik von M. Rothe)

Über Fußgängerzonen und Kaufhäusern gehen sie jetzt wieder auf, die Kometen aus blinkenden Leuchtdioden und Lichterketten. Und an den Krippen glänzen Schweifsterne aus Holz und Plastik. Dabei schreibt Matthäus in seinem Evangelium kein Wort von einem Kometen, der die Magier aus dem Osten zu ihrer Reise bewegt und punktgenau geführt haben soll: "Und siehe, der Stern, den sie in der Morgendämmerung gesehen hatten, zog vor ihnen her, bis er schließlich über dem Ort stehenblieb, wo das Kind war." Was verbirgt sich hinter diesem himmlischen Navi? Ein gewöhnlicher Stern kann es kaum gewesen sein. So entbrennt die Diskussion jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit aufs Neue.

Die meisten Forscher neigen einer These zu, die schon Johannes Kepler Anfang des 17. Jahrhunderts ins Spiel brachte. Konradin Ferrari d'Occhieppo schmückte sie mit vielen Details aus: Der 2007 im Alter von fast 100 gestorbene österreichische Astronom glaubte, dass die dreifache enge Begegnung von Jupiter und Saturn im Sternbild Fische der wahre "Stern von Bethlehem" gewesen war. Tatsächlich hat sich 7 vor Christus (dem möglicherweise wahren Geburtsjahr Jesu) eine solche große Konjunktion abgespielt - wovon man sich heute im Planetarium überzeugen kann. Was immer vor 2000 Jahren am Firmament geleuchtet haben mag: Im vergangenen September haben Astronomen ein Objekt entdeckt, das das Zeug zu einem veritablen Weihnachtsstern haben könnte. Manche Wissenschaftler prophezeien gar die größte Lightshow des Jahrtausends.

Die Geschichte beginnt recht nüchtern. Das International Scientific Optical Network (ISON) überwacht mit einem Dutzend Teleskopen den erdnahen Weltraum. Auf einer elektronischen Aufnahme vom Spätsommer zeigt sich nun ein verwaschenes Fleckchen, das Fachleute schnell als Kometen identifizieren. Er scheint aus der Oortschen Wolke zu stammen, einer Region an den Grenzen des Planetensystems, in der unzählige Brocken ihrer Wege ziehen.

"Kometen sind wie Katzen"

Das Objekt erhält die Bezeichnung C/2012 S1 (ISON). Die Forscher berechnen seine Bahn - und staunen: Der Komet ISON läuft offenbar so günstig an Sonne und Erde vorbei, dass er Anfang November 2013 erstmals mit bloßem Auge sichtbar und dann in den folgenden Wochen an Helligkeit zulegen wird. In einem Jahr also, zwischen dem 25. November und dem 3. Dezember 2013, könnte er dann fast so hell strahlen wie der Vollmond. Damit wäre er selbst bei Tag sichtbar. Erst Mitte Januar 2014 sollte sein Glanz erloschen sein. Jahrtausendkomet oder Flop? Noch ist es zu früh für exakte Prognosen. "Kometen sind wie Katzen", sagte mal ein Astronom, "sie machen, was sie wollen."

Den Weihnachtsstern gibt in diesem Jahr Jupiter. Er strahlt im Stier und gelangt in der Nacht zum 3. Dezember in Opposition zur Sonne. Dann trennen uns 609 Millionen Kilometer von dem Gasriesen, das Licht benötigt für diese Strecke etwa 34 Minuten.

Während sich Jupiter die ganze Nacht über zeigt, können wir Mars nur noch in der Abenddämmerung aufspüren; der Rote Planet wandert im Lauf des Monats vom Schützen in den Steinbock. Wenn Mars untergeht, erreicht Uranus in den Fischen seine höchste Stellung im Süden. Er ist ebenso ein Objekt fürs Fernglas wie Neptun im Wassermann, den Erfahrene am frühen Abend finden. Den Himmel vor Sonnenaufgang schmückt Venus, die im Dezember von der Waage in den Skorpion und dann in den Schlangenträger wechselt.

Nicht weit von Venus steht Saturn; der Ringplanet wandert am 6. Dezember vom Sternbild Jungfrau in die Waage. Zusammen mit Venus und der schmalen Sichel des abnehmenden Mondes ergibt sich am Morgen des 11. Dezember über dem Südosthorizont ein netter Anblick. In dieser Gegend tritt auch Merkur auf. Der Götterbote lässt sich Anfang Dezember zwischen 6.30 und 7.15 Uhr tief im Südosten erspähen, Mitte des Monats endet sein Auftritt.

Der Fahrplan des Erdtrabanten: Letztes Viertel am 6., Neumond am 13., Erstes Viertel am 20. und Vollmond am 28. Dezember. Am Morgen des 12. Dezember flitzen die Geminiden über das Firmament, die Astronomen erwarten bis zu 120 Sternschnuppen pro Stunde. Am 21. Dezember erreicht die Sonne um 12.12 Uhr den niedrigsten Punkt ihrer Jahresbahn: Der astronomische Winter beginnt.

© SZ vom 03.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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