Sternenhimmel im August:Völlig schnuppe

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Schöne Schauer am spätsommerlichen Sternenhimmel: Im August flitzen die Perseiden über den Nachthimmel.

Helmut Hornung

Das Interesse für Geburt und Entwicklung lag bei den Darwins offenbar in der Familie: Der berühmte britische Naturforscher Charles Darwin prägte Mitte des 19. Jahrhunderts maßgeblich die Evolutionstheorie, sein Sohn George Howard spürte der Herkunft des Mondes nach.

Der Sternenhimmel im August:  Anfang August 23:30 Uhr, Ende August 21:30 Uhr (Foto: M. Rothe)

Der Astronom an der Universität Cambridge und Präsident der Royal Astronomical Society beschäftigte sich sein halbes Forscherleben lang mit der Wirkung der Gezeiten im Planetensystem. Er glaubte, dass Erde und Mond einst ein einziger Himmelskörper gewesen seien. Durch die rasche Rotation des Planeten sollte es zu einem Resonanzeffekt gekommen sein, wodurch sich ein Stück des Erdmantels ablöste und in den Weltraum schwebte - ähnlich einem Wassertropfen, der von einem Rad wegspritzt. Tatsächlich besitzt der Mond eine geringere Dichte als die Erde und verfügt vermutlich nur über einen sehr kleinen Nickel-Eisen-Kern. Darwins kosmische Evolutionstheorie erklärt diesen unterschiedlichen Aufbau von "Mutter" und "Kind" recht gut.

Außerdem soll die Geburt auf der Erde eine deutliche Narbe hinterlassen haben: das pazifische Becken. Mit seiner 1879 formulierten Abspaltungsthese war George Howard Darwin weniger erfolgreich als sein Vater mit der Evolutionstheorie - sie gilt heute als widerlegt. Ebenso aus dem Rennen scheint die Annahme, der Mond habe sich vor viereinhalb Milliarden Jahren unabhängig von der Erde geformt und sei von dieser eingefangen worden. Auch das Szenario der gleichzeitigen Geburt eines Doppelplaneten lässt Fragen offen.

Vor 35 Jahren kamen Wissenschaftler auf eine neue Idee: Danach entstammt der Mond einer Kollision zwischen der Erde und einem Brocken, der so groß war wie der Mars. Glücklicherweise gab es damals keinen Blatt-, sondern einen Streifschuss. Der Planetoid zerfetzte einen Teil des Erdmantels und wurde nahezu vollständig zermalmt, während sein Eisenkern sehr rasch tief in unseren Planeten eindrang. Die Trümmer von Theia, wie die Forscher das Geschoss tauften, sowie Brösel aus dem Erdmantel sammelten sich in einer Wolke und formten schließlich den Mond.

Die Erde überlebte das Bombardement, wurde jedoch aus dem Lot gebracht: Seitdem bildet ihre Rotationsachse mit der Bahnebene einen Winkel von gut 23 Grad - was uns die Jahreszeiten beschert. Die Impakt-Hypothese erklärt viel. Ob sie zutrifft, steht in den Sternen. Vor kurzem haben Forscher die Spekulationen belebt. In ihrem Drehbuch kam die Katastrophe gar nicht von außen, sondern von innen. Eine Art geologischer Reaktor erzeugte durch natürliche Kernspaltung Wärme. Irgendwann konnte sie nicht mehr abfließen, der Reaktor überhitzte sich, explodierte und schleuderte das Baumaterial für den Mond ins All.

Der Trabant leuchtet am 24. August als volle Scheibe vom Firmament, Letztes Viertel ist am 3., Neumond am 10. und Erstes Viertel am 16. August. Merkur bleibt unsichtbar, Venus zieht sich allmählich vom Abendhimmel zurück. Am 13.August glänzt sie, begleitet von Mars, Saturn und der schmalen Mondsichel, knapp über dem Westhorizont. Jupiter und Uranus zeigen sich jetzt beinahe die ganze Nacht in den Fischen. Neptun finden Erfahrene im Bereich zwischen Steinbock und Wassermann, am 20. August gelangt er in Opposition zur Sonne.

Zwischen 10. und 14. August flitzen viele Sternschnuppen-Schauer, die Perseiden, über den Himmel. Im Maximum in der Nacht zum 13. August werden stündlich bis zu hundert Meteore erwartet. So bestehen gute Chancen, dass viele Wünsche wahr werden. Der Mond jedenfalls stört in diesem Jahr die Beobachtung nicht.

© SZ vom 03.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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