Risikoforschung:Wie der Mensch mit Risiken umgehen sollte

Spaß haben trotz Risiko: ein Surfer vor Hawaii. (Foto: AP)

Gebratener Speck löst Krebs aus? Bahnreisen ist gefährlich? Der Wissenschaftler David Spiegelhalter erklärt, wie Menschen Risiken wahrnehmen.

Von Sebastian Herrmann

Fleisch? Löst Krebs aus! Mit dem Zug fahren? Gerade in den Tagen seit der Tragödie von Bad Aibling plagt einen selbst dabei ein mulmiges Gefühl. Dabei zeigen alle Statistiken, dass es kein Verkehrsmittel gibt, in dem das Unfallrisiko für Reisende geringer ist. Doch Menschen nehmen Risiken nicht nach objektiven Kriterien wahr, vielmehr handelt es sich um gefühlte Gefahren. Was das zum Beispiel bedeutet, dass Fleisch krebserregend sei? Das lässt sich für den einzelnen Menschen nicht beziffern oder ausdrücken. Messbar ist hingegen die individuelle Verunsicherung eines Menschen: Sie ist anwesend oder nicht.

Der britische Wissenschaftler David Spiegelhalter erforscht seit 40 Jahren an der Cambridge University die Wahrnehmung von Risiken. Er versucht Gefahren zu quantifizieren - und gibt Risiken in der von ihm entwickelten Einheit "Mikromort" an. Manchmal tauchen dabei Ergebnisse auf, die einige Sprengkraft haben. Zum Beispiel: Ein Ausritt auf einem Pferd birgt für einen Menschen in etwa das gleiche Todesrisiko wie ein einmaliger Ecstasy-Konsum. Nur handelt es sich bei der einen Tätigkeit um anerkannten Sport, bei der anderen um gesellschaftlich geächteten Drogenkonsum.

Was also tun? Die Antwort des Forschers im SZ-Interview klingt versöhnlich: Leben und genießen! Denn "das Leben wäre unerträglich, würden wir keine Risiken eingehen. (...) Warum das Risiko eingehen? Weil wir Menschen sind! Wir wollen leben und Spaß haben. Das Problem ist, dass es viel schwerer ist, Genuss zu messen, als Tote zu zählen."

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