Raumsonde:"Wurde ja mal Zeit, Du olle Schlafmütze"

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  • Die Weltraumsonde "Philae" hat erstmals seit November 2014 wieder Signale an die Erde gesendet.
  • Die Sonde liegt seit einer fehlerhaften Landung im Schatten und kann deshalb nicht genug Solarenergie erzeugen, um permanent in Kontakt mit der Bodenstation auf der Erde zu stehen.
  • Der Kontakt nun dauerte zwar nur wenig mehr als eine Minute, ließ die Wissenschaftler aber aufatmen. Die bislang gesendeten Daten sollen den Wissenschaftlern auf der Erde jetzt bei der weiteren Kontaktaufnahme helfen.
  • "Philae" hat sich in der Nacht zu Montag nun ein zweites Mal vom fernen Kometen "Tschuri" gemeldet.
  • Weltweit jubelten Forscher und Raumfahrt-Fans über die überraschende Nachricht.

Raumsonde meldet sich wieder

Nach monatelangem Schweigen ist die Sonde "Philae" auf dem Kometen Tschuri wieder zum Leben erwacht. Die Sonde habe in der Nacht zum Sonntag ein Signal gesendet, sagte der Direktor der französischen Weltraumbehörde CNES, Jean-Yves Le Gall. Die Wissenschaftler hätten zwei Minuten lang ein Signal registrieren können und 40 Sekunden lang Daten erhalten.

Raumfahrt
:Philae, bitte kommen

Nach der Bruchlandung auf Komet Tschurjumow-Gerassimenko hat sich das Landemodul der Raumsonde "Rosetta" abgeschaltet. Jetzt hoffen die Forscher, dass die Sonne das Gerät wieder aufweckt.

Von Christoph Behrens

"Philae" hat sich in der Nacht zu Montag nun ein zweites Mal vom fernen Kometen "Tschuri" gemeldet. Gegen 23.30 Uhr habe es drei kurze Kontakte von jeweils zehn Sekunden gegeben, sagte Paolo Ferri, Bereichsleiter des Esa-Satellitenbetriebs.

"Geheimnisse des Kometen entschlüsseln"

Nach den Lebenszeichen des Landeroboters hofft die Raumfahrtkoordinatorin der Bundesregierung, Brigitte Zypries (SPD), auf weitere wissenschaftliche Daten des Minilabors. "Die Nachricht, dass Philae sich wieder zurück gemeldet hat, freut mich sehr", sagte Zypries am Montag in Berlin. "Gemeinsam mit den Wissenschaftlern hoffe ich, dass der Lander nun noch weitere wertvolle Messungen durchführen kann, um die Geheimnisse des Kometen zu entschlüsseln."

Nach ersten Erkenntnissen habe die Sonde schon seit mehreren Tagen Daten aufgezeichnet, sagte eine Sprecherin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Somit ist "Philae" schon länger aus seinem Winterschlaf erwacht. Nur die Kontaktaufnahme zur Erde - aus mehr als 300 Millionen Kilometern Entfernung - gelang erst mit Verspätung. Die Forscher reagierten erleichtert. "Wir sind froh und glücklich. Die Chance, jetzt Wissenschaft mit dem Lander zu machen, ist groß", sagte DLR-Projektleiter Stephan Ulamec. Zwar habe es nur einen Kontakt über 85 Sekunden gegeben, aber die dabei übermittelten Daten seien vielversprechend.

"Irgendetwas stimmt mit der Geometrie nicht"

Die Betriebstemperatur der Elektronik liege bei minus 35 Grad Celsius und die Leistung der Batterie bei 24 Watt, das sei sehr gut. Um mit "Rosetta" kommunizieren zu können, brauche "Philae" mindestens 19 Watt, sagte Ulamec. Die bislang gesendeten Daten sollen den Wissenschaftlern auf der Erde jetzt bei der weiteren Kontaktaufnahme helfen.

Bislang habe der Landeroboter nur Daten über sich selbst gesendet, darunter Informationen zu Temperaturentwicklung und Sonnenbestrahlung. Daraus könne das DLR ableiten, wie es in den nächsten Wochen weitergehe. "Irgendetwas stimmt mit der Geometrie nicht", sagte Ulamec. "Damit wir länger kommunizieren können, müssen wir zusammen mit der europäischen Raumfahrtagentur Esa die Raumsonde 'Rosetta' im Orbit des Kometen neu ausrichten." Wenn das gelingt, könnte die Bodenstation bis Mitte Oktober zu "Philae" Kontakt halten. Der Komet "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" bewegt sich derzeit auf die Sonne zu. "Den nächsten Punkt zur Sonne hat der Komet Mitte August", erklärte Ulamec. Bis in den Herbst könne der Roboter noch Energie auftanken.

Zehn Jahre auf der Reise zu Tschuri

Die Sonde war seit Mitte November verstummt, zudem hatten die Forscher ihren genauen Standort verloren. "Philae" hatte sich nach zehnjähriger Reise am 12. November planmäßig von der Muttersonde "Rosetta" gelöst und war auf die Oberfläche ihres Zielkometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko herabgesunken, der kurz Tschuri genannt wird. Allerdings kam "Philae" erst nach zwei Hüpfern und der leichten Berührung eines Felsbrockens abseits des ursprünglich vorgesehenen Landeplatzes zum Stehen. Da die Sonde dort zu wenig Sonnenenergie erhält, waren ihre Batterien bereits nach knapp 60 Stunden wissenschaftlicher Arbeit erschöpft. Seither war sie verstummt.

Weltweit jubelten Forscher und Raumfahrt-Fans über die überraschende Nachricht. Vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hieß es in rauer Herzlichkeit: "Wurde ja mal Zeit, Du olle Schlafmütze." Von Fans weltweit kamen Grüße wie "Schön, dich wieder bei uns zu haben", "Buongiorno Philae" oder auch "Das Leben hat sich so einsam angefühlt ohne dich".

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/dayk/fehu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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