Ornithologie:Lieber Panzer als Skifahrer

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In Deutschland leben nur mehr gut 1200 Birkhühner. Die Tiere bevorzugen Moor- und Heidelandschaften. Doch dort treffen die Vögel auf gefährliche Konkurrenten: Waschbären, Marder, Wildschweine, Füchse und natürlich Menschen.

Von Marlene Weiss

Es braucht Glück, um im April oder Mai Birkhühner beim Balztanz beobachten zu können. Schon eher kann man das tiefe Gurgeln und Zischen der Männchen aus der Ferne hören. Aber auch das ist selten: Zur Balzsaison erinnert die niedersächsische Landesjägerschaft daran, dass es nur noch etwa 200 Birkhühner in Niedersachsen gibt, rund um die Lüneburger Heide.

Früher waren Birkhühner in Moor- und Heidelandschaften sowie in den Mittelgebirgen weit verbreitet, sie sind mit Auerhühnern und Alpenschneehühnern verwandt. Die Weibchen sind braun, die Männchen schwarz-weiß; in der Balzzeit haben sie leuchtend rote, geschwollene Hautstellen über den Augen. Heute leben Europas Birkhühner vor allem in Russland, Skandinavien, Österreich und der Schweiz. In Deutschland steht der Vogel auf der Roten Liste als "vom Aussterben bedroht", der Bestand wird nur auf gut 1200 Tiere geschätzt, die meisten davon in den Alpen.

Zwar gibt es Erfolge; etwa in der Rhön, wo seit einigen Jahren wieder Jungvögel aufwachsen. Um die winzige Population genetisch aufzufrischen, setzen Mitarbeiter der Wildland-Stiftung Bayern hier jeweils zur Balzzeit schwedische Birkhühner aus, das könnte die Rettung gewesen sein. Insgesamt ist die Perspektive eher düster: Birkhühner füttern ihre Jungen mit Insekten, die aber werden knapp. Fressfeinde wie Füchse, Wildschweine, Marder und Waschbären hingegen haben sich stark vermehrt. Außerdem brauchen Birkhühner offene, buschige Landschaften. Dieser Lebensraum schrumpft, teils ist die Landwirtschaft schuld, teils der Tourismus.

So ist eines der wichtigsten Rückzugsgebiete in Deutschland das Riedberger Horn im Allgäu. Die Gemeinden Balderschwang und Obermaiselstein wollen dort eine neue Bergbahn und Pisten bauen, um ihre Skigebiete zusammenzulegen. Das betroffene Gebiet liegt zwar in der strengen Schutzzone C von Bayerns Alpenplan, die Staatsregierung ist aber schon dabei, das zu ändern. In Niedersachsen fühlen sich Birkhühner sogar auf Truppenübungsplätzen wohl; Naturschützer befürchten jedoch, dass sie mit einer Skischaukel schlechter zurechtkommen.

© SZ vom 30.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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