Ornithologie:Das Lied des Tyrannen

Wenn es laut wird, verändern Vögel ihren Gesang. Der Waldtyrann, ein Singvogel aus Nordamerika, tilgt zum Beispiel den Bass aus seinen Liedern, wenn er in verkehrsreicher Umgebung singt. Die Frage ist nur, wie die Weibchen darauf reagieren.

Von Tina Baier

Vögel, die in der Stadt oder in der Nähe stark befahrener Straßen leben, haben ein Problem: Ihr Gezwitscher geht im Verkehrslärm unter. Das ist nicht nur unromantisch, sondern kann schwerwiegende Konsequenzen haben - etwa wenn es den Männchen nicht mehr gelingt, durch ihren Gesang Weibchen anzulocken, und am Ende dann der Nachwuchs ausbleibt.

Ornithologen der George Mason University in Virginia haben jetzt herausgefunden, dass zumindest der Östliche Waldtyrann, ein Singvogel im Osten der USA, versucht, Gegenmaßnahmen zu ergreifen (Bioacoustics). Die Wissenschaftler stellten Mikrofone in verschiedenen Parks von Washington auf und nahmen sowohl den Gesang der Vögel als auch die Hintergrundgeräusche des Verkehrs auf. Dabei bemerkten sie, dass Waldtyrannen in lauter Umgebung anders singen als in leiser. Bei Lärm ließen die Vögel speziell die tiefen Töne weg, wahrscheinlich, weil diese vom Geräusch der Motoren am stärksten geschluckt werden, mutmaßen die Wissenschaftler. Dadurch wurde ihr Gesang eintöniger und kürzer. Wenn der Verkehr nachließ, zum Beispiel am Wochenende, reagierten die Tiere sofort, indem sie die tiefen Frequenzen wieder einbauten und ihr ursprüngliches Lied hören ließen.

Obwohl der veränderte Gesang in lauter Umgebung tatsächlich besser zu hören war, bezweifeln die Ornithologen, dass die Strategie des Waldtyrannen aufgeht. Sie vermuten nämlich, dass Artgenossen auf den veränderten Gesang weniger gut reagieren.

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