"Open Access":EU will Forschungsergebnisse kostenfrei veröffentlichen

  • EU-Minister haben sich darauf geeinigt, bis 2020 öffentlich finanzierte wissenschaftliche Publikationen frei zugänglich zu machen.
  • Es wäre ein schwerer Schlag gegen Fachjournale: Derzeit verlangen deren Verleger oft hohe Gebühren für eine Veröffentlichung von Forschungsergebnissen.
  • Die Entscheidung der Minister ist zwar für EU-Staaten nicht bindend, wird jedoch als Meilenstein gesehen.

Von Marlene Weiß

Bis zum Jahr 2020 sollen alle öffentlich finanzierten wissenschaftlichen Publikationen in der EU frei zugänglich sein. Auch die zugrunde liegenden Daten sollen künftig einsehbar werden. Das hat der Rat der für Wettbewerbsfähigkeit zuständigen EU-Minister unter dem Vorsitz der Niederlande entschieden; aus Deutschland waren Staatssekretäre aus dem Wirtschafts- und dem Forschungsministerium dabei.

Die Entscheidung des Rats ist rechtlich nicht bindend; tut ein Staat nichts, hat das keine Konsequenzen. Zudem ist das Jahr 2020 als Ziel ambitioniert, man könnte auch sagen: unrealistisch. Selbst die Niederlande, die schon seit Jahren an dem Thema arbeiten, hatten für den freien Zugang (Open Access) bislang 2024 anvisiert. Trotzdem gilt die Aussage des Rats als Meilenstein. Erstmals haben alle EU-Staaten offiziell zugesagt, das derzeitige System zu beenden, in dem für Forschung doppelt bezahlt wird: über die Finanzierung der Universitäten und Forschungsinstitute, sowie über die Abogebühren für Fachjournale.

Großer Kostenfaktor für Universitäten

Derzeit verlangen die meisten Fachverlage horrende Gebühren. Das Jahresabo einer Zeitschrift kann eine Universität einige Hundert bis mehrere Zehntausend Euro kosten. Und es gibt Tausende Publikationen, die halbwegs relevant sind. Dabei bezahlen die Magazine den Forschern nichts für ihre Arbeit, und auch die Wissenschaftler, welche die Ergebnisse ihrer Kollegen begutachten, tun dies oft ehrenamtlich. Zwar gibt es schon viele kostenlose Online-Zeitschriften. Darunter sind auch renommierte Titel wie die Magazine der Public Library of Science (PLOS). Aber noch sind sie in der Minderheit.

Wie genau die Staaten den Übergang zu Open Access gestalten, bleibt ihnen überlassen. Es gibt dafür den "goldenen" und den "grünen" Weg. Der goldene bedeutet sofortigen Gratis-Zugang zu allen Artikeln, für die Verlage wäre das die härtere Variante. Beim grünen Weg würden die Forscher ihre Artikel nach Ablauf einer Frist selbst online stellen, was teils schon geschieht.

Am Montag schlug die Helmholtz-Gemeinschaft mit einer Open-Access-Richtlinie den grünen Weg ein: Künftig sollen die Wissenschaftler der größten deutschen Forschungsgemeinschaft ihre Ergebnisse spätestens nach sechs Monaten in den Natur- und nach zwölf Monaten in den Geisteswissenschaften allgemein zugänglich machen, zum Beispiel auf öffentlichen Dokumentenservern.

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