Mikrobiologie:Funktionskleidung lockt Bakterien

Der italienische Radrennprofi Fabio Aru. (Foto: Jaime Reina/AFP)

Benutzte Sportkleidung riecht gerne streng. Besonders übel müffelt Funktionswäsche aus synthetischen Stoffen. Schuld sind hungrige Bakterien.

Von Hanno Charisius

Funktionswäsche aus Kunstfasern verfügen über Vorteile. Sie sind leicht, sie trockenen schnell. Nur wenn ein Sportler sein Synthetikhemd beim Radfahren, Joggen oder einer anderen Leibesmüh vollgeschwitzt hat, zeigen sich auch Nachteile: Die Kunstfaserwäsche riecht oft strenger als T-Shirts aus Baumwolle.

Für den Mief sorgen Bakterien, wie Mikrobiologen und Hygieneexperten nun im Experiment nachvollzogen haben. Sie ließen Testpersonen auf festmontierten Spinning-Maschinen ein Radrennen simulieren. Diese mussten 60 Minuten strampeln und schwitzen, entweder in Baumwolle- oder in Polyestertrikots. Dann sammelten die Forscher die nassen Textilien ein, verschweißten sie in Plastiktüten und legten sie für 28 Stunden an einen dunklen Ort - gebrauchte Funktionswäsche landet ja selten sofort in der Waschmaschine.

Schließlich urteilten professionelle Geruchsbewerter über die Intensität des Miefs. Dieser war bei Kunstfasern deutlich stärker ( Applied and Environmental Microbiology, online). Die mikrobiologische Untersuchung der Stoffe ergab, dass sich Bakterien der Gattung Micrococcus besonders gut auf Polyester vermehren. Vor allem diese Mikroben zerlegen eigentlich geruchlose Moleküle im Schweiß in stinkende Verbindungen.

Rennradprofis wie der Italiener Fabio Aru lösen das Geruchsproblem übrigens auf eine ganz simple Weise: Wenn sie sich auf der diesjährigen Spanienrundfahrt schinden, wechseln sie einfach täglich die Trikots.

© SZ vom 08.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: