Klimawandel:Invasion der Walrosse

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35 000 Walrösser eroberten vergangenes Jahr die Küste nahe Point Lay. Jetzt hat die Versammlung erneut begonnen. (Foto: Ryan Kingsbery/USGS)
  • Tausende Walrosse strömen derzeit an die Nordwestküste Alaskas.
  • Den Tieren fehlt das Packeis, auf dem sie bevorzugt rasten.
  • Der Klimawandel beschleunigt die Eisschmelze in der Arktis.

Von Christoph Behrens

Das Leben eines Walrosses ist recht einfach: Erst wird getaucht, dann ausgeruht. Sobald die Kolosse von ihren Unterwasser-Jagdzügen nach Muscheln und Fischen auftauchen, machen sie es sich auf dem Packeis der Arktis gemütlich. Auf ihre Pausen legen die Tiere großen Wert, und deshalb ist es eine schlechte Nachricht für sie, dass der Klimawandel die arktischen Eisschollen im Sommer immer schneller dezimiert.

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An der Nordwestküste Alaskas ist daher gerade ein besonderes Spektakel zu beobachten: Zu Tausenden weichen die Walrosse nahe der Stadt Point Lay aufs Festland aus, um dort völlig erschöpft auszuruhen. 5000 bis 6000 Tiere sollen sich bereits versammelt haben, und es werden wohl noch deutlich mehr werden. Vergangenes Jahr kamen 35 000 Walrosse zusammen.

Gefahr einer Massenpanik

Da die maximale Ausdehnung des arktischen See-Eises in diesem Jahr so niedrig ausfiel wie noch nie, könnten dieses Jahr noch mehr Tiere die Küste in Besitz nehmen. "Das ist eine Veränderung mit möglicherweise schlimmen Folgen, besonders für junge Walrosse", erklärt die US-Fischereibehörde FWS. Die großen Kolonien sind leicht reizbar, wird ein Tier aufgescheucht, so wollen gleich alle auf einmal ins Wasser fliehen. Kleinere Tiere können dabei von den Bullen, die teils über eine Tonne wiegen, zermalmt werden.

Daher soll nun alles getan werden, um die Tiere nicht zu stören. Piloten sollen das Refugium großräumig umfliegen, Schiffskapitäne auf andere Routen ausweichen. Das Dorf Point Lay, das zum Schauplatz der Zusammenkunft wird, überwacht die Zufahrten zum Walrossgebiet. In den nächsten Jahren könnte es für die Kolosse noch unruhiger werden. Je mehr sich das Eis zurückzieht, umso offener wird die Arktis für Containerschiffe, Fischtrawler und Bohrinseln.

Am Strand wird es eng: Wenn Tausende Walrosse zusammenkommen, können kleinere Tiere zerquetscht werden. (Foto: USGS)
© SZ vom 03.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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