Klimaveränderungen:Kultureller Segen dank Regen

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Fundstücke aus der Blombos-Höhle in Südafrika: Die Muscheln gehörten vermutlich zu einer Kette. Nach einem Bericht der Fachzeitschrift Science sind die Schmuckstücke etwa 75.000 Jahre alt und damit rund 30.000 älter als in Kenia, der Türkei und Bulgarien gefundene Artefakte, die als bisher älteste der Welt galten. (Foto: dpa/dpaweb)

Die Küste Südafrikas war in der Mittleren Steinzeit ein Hort früher Kultur und Technologie. Die ältesten Kunstwerke der Welt stammen vermutlich aus dieser Region. Doch warum blühte gerade diese Gegend auf? Klimaforscher legen nun eine Erklärung vor.

Von Christian Weber

In der Mittleren Steinzeit, so vor ungefähr 80.000 bis 40.000 Jahren, gehörten einige Regionen an der Küste Südafrikas zu den technologisch modernsten Regionen der Welt. In den dortigen Höhlen wurden fortschrittliche Stein- und Knochenwerkzeuge sowie Schmuck aus Muscheln gefertigt. Und womöglich handelt es sich bei den geritzten Ockerstücken etwa aus der Blombos-Höhle östlich von Kap Agulhas sogar um die ältesten Kunstwerke der Menschheit.

Hier - so spekulieren manche Wissenschaftler - wurden wesentliche Grundlagen für den Aufstieg des modernen Menschen geschaffen. Doch warum ausgerechnet an diesem Ort? Und warum verschwanden diese Kulturen dann auch wieder relativ plötzlich?

Ein Forscherteam um den Geologen Martin Ziegler von der Cardiff University präsentiert nun Belege, wonach ein natürlicher Klimawandel zu diesen Entwicklungen beigetragen hat ( Nature Communications, online). Dies folgern die Wissenschaftler aus der Analyse eines Bohrkerns, den sie 95 Kilometer vor der Ostküste Südafrikas in mehr als 3000 Meter Tiefe aus dem Sediment geborgen haben. Anhand von Radiocarbon- und Isotopen-Analysen konnten sie so das Klima in der Region über die vergangenen 100.000 Jahre rekonstruieren.

Dabei stellten sie fest, dass dort zur Zeit der kulturellen Blüte ganz eigene klimatische Verhältnisse herrschten. Während es auf der Nordhalbkugel anderen Studien zufolge sehr kalt und in der restlichen Subsahara trocken und heiß war, herrschten in Südafrika feuchte Bedingungen mit viel Niederschlag.

Offenbar förderte der viele Regen die Kreativität mehr als Hitze oder Kälte. "Einige zentrale Industrien der Mittelsteinzeit fallen genau mit den Perioden verstärkten Niederschlags zusammen", sagt Ko-Autor Ian Hall. "Ebenso scheint ihr Verschwinden mit dem Übergang zu trockenen Klimabedingungen zusammenzuhängen." Die Forscher vermuten, dass der Niederschlag fruchtbar wirkte und mehr Menschen das Überleben ermöglichte. Diese hatten dann mehr Gelegenheit zu interagieren und eine Kultur zu entwickeln.

© SZ vom 22.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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