Interview:Begeistert vom Abstrakten

Lesezeit: 2 min

Die Inderin Simran Tinani, eine der für Heidelberg ausgewählten jungen Wissenschaftlerinnen, liebt die Mathematik. Doch nicht nur das. Die junge Frau engagiert sich in ihrer Heimat auch für Tierschutz und einen veganen Lebensstil.

Interview von Miriam Hoffmeyer

Am Heidelberg Laureate Forum nehmen auch an die 200 Studenten und Doktoranden aus aller Welt teil. Simran Tinani gehört zu den jüngsten unter ihnen. Die 21-jährige Inderin studiert Mathematik am renommierten Indian Institute of Science Education and Research (IISER) in Mohali, Punjab.

SZ: Wann haben Sie Ihre Leidenschaft für Mathematik entdeckt?

Simran Tinani: Nicht in der Schule - da mussten wir nur vorgegebene Formeln anwenden. Ich habe zunächst eine Kombination aus Naturwissenschaften und Mathematik studiert und dabei erst gemerkt, wie interessant Mathematik eigentlich ist. Die Ideen, die wunderschönen Objekte und die Klarheit und Präzision der Mathematik faszinieren mich. Abstrakte Gruppentheorie und Analysis haben mich geradezu begeistert - seitdem bin ich sicher, dass ich Mathematikerin werden will.

Ist es in Indien nicht ungewöhnlich, dass sich Mädchen für mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer interessieren?

Besonders in den Städten ist es nicht ungewöhnlich. Statistisch gesehen, schneiden Mädchen in der Schule regelmäßig besser ab, und immer mehr von ihnen entscheiden sich für Mathematik und Naturwissenschaften. Städter sind natürlich privilegiert. In den ländlichen Gebieten haben Frauen immer noch schlechtere Bildungsmöglichkeiten. Sexismus am Arbeitsplatz ist leider in ganz Indien verbreitet, das betrifft auch mathematisch-naturwissenschaftliche Berufe.

Wie ist die Situation an Ihrer Fakultät?

Es gibt viel mehr männliche als weibliche Universitätsdozenten, und es kommen auch schon mal sexistische Sprüche von männlichen Kommilitonen. Aber am IISER gibt es keine großen Unterschiede zwischen den Geschlechtern, was die Wahl des Studienfachs angeht, und auch keine Diskriminierung vonseiten der Professoren. Es gibt auch etwa gleich viele Studentinnen wie Studenten. Die Zeiten ändern sich!

Neben dem Studium engagieren Sie sich für Tierschutz und einen veganen Lebensstil, wie kam es dazu?

Ich habe schon als Kind Tiere sehr gemocht und war immer aus ethischen Gründen Vegetarierin. Als ich mich mit den Bedingungen beschäftigt habe, unter denen Fleisch, Eier, Milch, Leder und Wolle produziert werden, war ich entsetzt. Ich blogge regelmäßig über das Thema und habe auch schon an Schulen Vorträge über Tierrechte und Umweltschutz gehalten. Ich halte es für wichtig, dass sich Wissenschaftler auch mit sozialen und ökologischen Fragen beschäftigen und Fakten bekannt machen, die die Leute kennen sollten. Die Massentierhaltung ist eine der größten Gefahren für die Umwelt, was wenig bekannt ist. Ich glaube, dass Wissenschaftler oft als Vorbilder gesehen werden, darum sollten sie auch ein gutes Beispiel abgeben.

Warum haben Sie sich für die Teilnahme am Heidelberg Laureate Forum beworben?

Dort treffen sich die bedeutendsten Mathematiker der Welt. Das Forum ist eine einmalige Gelegenheit, diese Wissenschaftler leibhaftig kennenzulernen, nicht nur über ihre Bücher. Ich werde mir keinen der Vorträge entgehen lassen. Über Heidelberg weiß ich übrigens gar nichts, ist es dort schön?

Sehr schön sogar.

Da habe ich ja Glück!

© SZ vom 21.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: