Gesundheitsminister räumt Engpässe ein:Ehec-Infektionswelle bringt Kliniken in Not

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Der gefährliche Ehec-Erreger breitet sich weiter aus - die Suche nach der Infektionsquelle verläuft bislang erfolglos. Für einige Krankenhäuser in Norddeutschland wird der Kampf gegen das Bakterium nun zur Belastungsprobe: Gesundheitsminister Bahr räumte ein, dass es in manchen Kliniken, beispielsweise in Hamburg und Bremen, Engpässe bei der Versorgung der Bevölkerung gebe. Für kommende Woche ist ein Krisengipfel geplant.

Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) räumt ein, dass wegen des Ehec-Erregers in manchen Krankenhäusern Engpässe bei der Versorgung der Bevölkerung entstanden seien.

Ein Krankenpfleger überprüft im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf die Dialyse bei einem Patienten. Nun stoßen aufgrund des Ehec-Erregers bereits einige Kliniken an ihre Kapazitätsgrenzen. (Foto: dpa)

"Wir haben bei der Krankenversorgung eine angespannte Lage", sagte Bahr der Bild am Sonntag. Dies sei jedoch zu bewältigen, indem fehlende Kapazitäten - etwa in den Städten Hamburg und Bremen - durch freie Plätze in den umliegenden Krankenhäusern ausgeglichen würden.

Bahr will noch an diesem Sonntag das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf besuchen. Minister will sich einen Überblick über die Versorgung von Ehec- und HUS-Patienten verschaffen. In Hamburg werden zahlreiche an dem Durchfallkeim Erkrankte auf der Intensivstation behandelt.

In der kommenden Woche soll es ein Spitzentreffen zum Thema Ehec geben. Bahr und Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) wollen sich mit den Ministern der Länder beraten. Zeit und Ort stehen noch nicht fest, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte.

Zahl der Ehec-Fälle steigt

Bundesweit stieg die Zahl der Ehec-Infektionen am Wochenende weiter. Allein in Niedersachsen wurden am Samstag 458 Fälle und Verdachtsfälle gezählt - 40 mehr als am Vortag. Mindestens 520 Patienten leiden im ganzen Land an dem lebensgefährlichen HUS-Syndrom. In Deutschland sind nach Ehec-Infektionen bisher mindestens 18 Menschen gestorben.

Die EU-Kommission hat nun angekündigt, dass sie Deutschland bei der Suche nach dem Ehec-Ausbruchsort helfen will. EU-Gesundheitskommissar John Dalli bot an, Experten zu schicken.

Außerdem soll eine Internetplattform geschaffen werden, über die Behörden gezielt Informationen austauschen können. Unter anderem sollen zudem Hinweise auf Behandlungsformen vom RKI ins Englische übersetzt und den EU-Staaten bereitgestellt werden. Ehec soll an diesem Montag auch eines der Themen beim Treffen der EU-Gesundheitsminister in Luxemburg werden.

Kritik am Robert Koch-Institut

Der Ärztliche Direktor der Berliner Charité kritisierte die Arbeit des Robert-Koch-Instituts (RKI). Das Universitätsklinikum habe erst in dieser Woche Fragebögen für die Patienten bekommen, sagte Ulrich Frei dem Tagesspiegel. "Das reicht nicht. Man hätte die Patienten interviewen sollen."

Es sei zudem nicht erkennbar, was das RKI erarbeite. "Wir brauchen eine bessere Informationspolitik", forderte Frei. Dass sich der Ehec-Erreger seit Anfang Mai ausbreite, außer Gurken aus Spanien aber keine mögliche Quelle ermittelt worden sei, mache ihn unruhig.

Dem Bericht zufolge wies eine RKI-Sprecherin die Vorwürfe zurück. Das Institut habe nach Ausbruch des Darmkeims zügig reagiert.

© dpa/dapd/Reuters/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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